Prozess in Bonn Nachbarn führen Polizei zu Drogenproduzenten

Bornheim/Bonn · Hinweise von Nachbarn führten im April 2015 zur Festnahme von Drogendealern, die in den Räumen eines Hauses in Walberberg Marihuana im Wert von 240.000 Euro angebaut haben sollen. Nun müssen sich die Täter vor Gericht verantworten.

Säckeweise Blumenerde und Düngemittel sowie eine Vielzahl von Plastiktöpfen, die in ein neu vermietetes Einfamilienhaus im Bornheimer Stadtteil Walberberg geschleppt wurden, kamen den Nachbarn doch reichlich komisch vor.

Und die aufmerksamen Beobachter brachten die Polizei mit ihrem Hinweis auf die richtige Spur: Drogendealer hatten im vergangenen Jahr im Erd- und im Kellergeschoss des Hauses eine offenbar hochprofessionelle Cannabisplantage mit 1475 Pflanzen errichtet.

Wie Bastian Sczech, Sprecher des Bonner Landgerichts, am Montag bestätigte, wird sich demnächst ein Quartett vor den Richtern der dritten großen Strafkammer verantworten müssen. Den beiden Hauptangeklagten aus Köln, einem 40 Jahre alten Familienvater und einer 28-jährigen Frau, wird Drogenhandel in nicht geringer Menge vorgeworfen.

Zwei weitere Männer wurden vom Landgericht wegen Beihilfe zum Drogenhandel angeklagt. Der 27-Jährige aus Bonn und der 31-Jährige aus Bergisch-Gladbach sollen beim Aufbau der so genannten Indoorplantage tatkräftige Hilfe geleistet haben. "Die Polizei geht von einer überdurchschnittlich professionellen Anlage aus", so der Gerichtssprecher.

Mehr als 68 Kilogramm Marihuana sollen produziert worden sein

Hochgenommen wurden die Drogenproduzenten am 22. April 2015. In den Räumen des Hauses in Walberberg, in dem mehrere Fenster mit Klebefolien abgeklebt gewesen sein sollen, trafen die Drogenermittler der Polizei die 28-jährige Kölnerin an.

Der 40-jährige Haupttäter wurde in einer Kölner Wohnung festgenommen. Die Staatsanwaltschaft geht davon aus, dass in der Plantage mindestens 68,7 Kilogramm konsumfähiges Marihuana produziert wurden.

Der Verkaufswert dieser Menge liegt laut Landgericht bei etwa 240.000 Euro. Mehrere tausend Euro Bargeld und die technische Ausrüstung wurden bei der Razzia der Polizei und bei Hausdurchsuchungen sichergestellt. Die Polizei transportierte die Pflanzen aus dem Haus ab. sie wurden zu einem späteren Zeitpunkt vernichtet.

Die beiden nicht einschlägig wegen Drogendelikten vorbestraften Hauptangeklagten wanderten zunächst in Untersuchungshaft. Nach Angaben der Polizei ist der 40-Jährige den Ermittlungsbehörden allerdings wegen Gewalt- und Eigentumskriminalität bekannt. Nach einem Monat wurden die Angeklagten allerdings wieder auf freien Fuß gesetzt: Anscheinend haben sie im Laufe der Ermittlungen Teilgeständnisse abgelegt. Wann der Prozess beginnen wird, steht noch nicht fest.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort