Wasserversorgung in Bornheim Neue Technik für das Wasserwerk

BORNHEIM · Am 3. Dezember soll der Stadtrat über die Frage der künftigen Wasserversorgung in Bornheim entscheiden. Bis dahin will Bürgermeister Wolfgang Henseler mit Hilfe einer Kanzlei mehrere rechtliche Fragen zu einer möglichen Umstellung auf eine Vollversorgung mit Wasser des Wahnbachtalsperrenverbands (WTV) klären.

 Die Technik im Wasserwerk Eichenkamp soll für 610 000 Euro erneuert werden.

Die Technik im Wasserwerk Eichenkamp soll für 610 000 Euro erneuert werden.

Foto: Roland Kohls

Einstimmig beauftragte der Ausschuss den Vorstand des Stadtbetriebs, dringende Maßnahmen zur Erneuerung der Anlagensteuerung im Wasserwerk durchzuführen, die Gutachter Andreas Holy vom Planungsbüro H2U mit circa 610 000 Euro bezifferte. Gebührenzahler müssen sich daher auf steigende Kosten einstellen.

Und das unabhängig von der Frage, ob das Bornheimer Wasser weiter wie bisher zu 75 Prozent vom Wasserbeschaffungsverband Wesseling-Hersel (WBV) und zu 25 Prozent vom WTV kommt oder ob die Politik sich, wie von CDU, Grünen und ABB gefordert, für eine Komplettbelieferung durch den WTV entscheidet.

Holy hatte den Ausschussmitgliedern vor Augen geführt, wie dringend in die Technik investiert werden müsse, damit es nicht zu Ausfällen in der Wasserversorgung komme (der GA berichtete). So seien teils Komponenten verbaut, die so veraltet seien, dass man Ersatzteile nur noch über Internetauktionen ersteigern könne.

Durch Ausfälle in der Datenübertragung müssten Mitarbeiter die Steuerung der Technik teils per Hand übernehmen. Auch die Fehlersuche gestalte sich schwierig, da sie in der Software nicht nachvollziehbar sei. "Die Probleme werden zunehmend größer und belasten zunehmend den Betrieb", so der Fachmann. Ein weiteres Verschieben der Ertüchtigungen sei für den Stadtbetrieb nicht mehr zu verantworten.

Bislang hatte man mit der Erneuerung der Technik bis zur Klärung der Versorgungsfrage abwarten wollen, die seit inzwischen gut zwei Jahren die Bornheimer Politik beschäftigt. Wie Holy betonte, wären jedoch alle Maßnahmen auch bei einer Umstellung auf eine WTV-Vollversorgung von Nutzen.

Er bezifferte die Mehrkosten in diesem Fall auf 10 000 Euro. "Ich bin überrascht, dass es an 10 000 Euro liegen soll", meinte Bernd Marx (CDU), "dann hätten wir das doch früher machen können."

Holy räumte ein, dass man an diesen Punkt ein halbes Jahr früher hätte kommen können, dass aber lange auch über die Umsetzung einer möglichen Umstellung der Wasserversorgung diskutiert worden sei und die Berechnungen nun für die wahrscheinlichste Variante aufgestellt worden seien.

Zudem sei durch die gestiegene Anzahl von Störfällen ein gewisser Druck entstanden: Von bislang 274 Störfällen in diesem Jahr, darunter vier Brüche an Hauptrohren, hatte Stadtbetriebsvorstand Ulrich Rehbann berichtet. Abgesehen von den Investitionen in die Technik des Wasserwerks kämen auf die Stadt im Falle einer Umstellung auf WTV-Wasser aber weitere Mehrkosten hinzu:

Zwar hat der WTV laut Verwaltung grundsätzlich erklärt, dass er die Kosten für die Übernahme der Versorgungsleitung zwischen dem Hochbehälter Gielsdorf und dem in Botzdorf sowie für den Neubau einer Übergabestation in Botzdorf übernehmen würde. Aber: "Alle weiteren im Zusammenhang mit der Umstellung verbundenen erforderlichen Investitionen im Netz der Stadt Bornheim sind seitens der Stadt Bornheim selber vorzunehmen", heißt es in der Ausschussvorlage.

Die Kosten für die netzinternen Anpassungen liegen bei geschätzten 581 000 Euro. Ob diese in die Gebühren einfließen dürften oder ob sie den städtischen Haushalt belasten würden, sei für ihn einer der Knackpunkte, sagte Henseler.

Weitere Unwägbarkeiten birgt die Frage, ob unterschiedliche Gebühren zulässig wären, wenn die Rheinorte wie angedacht zunächst ein Wassergemisch von 70 Prozent WTV- und 30 Prozent WBV-Wasser erhielten. Dabei beschäftigte die Ausschussmitglieder auch die Sorge wegen möglicher Klagen der Bürger aufgrund höherer Gebühren für WTV-Wasser in den Vorgebirgsorten.

Ein Rechtsstreit könnte auch mit dem WBV drohen, der ein Ausscheren Bornheims aus dem Verband für rechtswidrig hält. Mehr Gewissheit, ob es zu Klagen kommen könnte, wünschte sich Paul Breuer (ABB): "So sehr ich mir besseres Wasser wünsche, ich habe ein Problem damit, in so eine juristische Unsicherheit zu laufen."

Man könne ja nicht vorsorglich ein Gericht befassen, meinte Henseler dazu. Sein Ansinnen sei es jedoch, in der Ratssitzung im Dezember "so rechtssicher wie möglich" an das Thema herangehen zu können. "Die Risiken und Chancen müssen wir dann im Rat alle abwägen und demnach entscheiden."

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort