Sie sind jetzt 47 Jahre alt, die Fööss gibt es seit nunmehr 46 Jahren. Da haben Sie die Lieder doch förmlich in die Wiege gelegt bekommen.
GA-Interview mit Mirko Bäumer Neuer Frontmann der Bläck Fööss: "Eine große Aufgabe"
Bornheim-Brenig · Am vergangenen Wochenende traten sie in Swisttal-Ludendorf auf, an diesem Samstag sind sie der Höhepunkt des Breniger Junggesellenfestes (19.30 Uhr, Festzelt hinter dem Sportplatz). Die Rede ist von den Bläck Fööss, einer der Kölner Kultbands überhaupt. Mit Mirko Bäumer, der ab 2017 in die Fußstapfen von Frontmann Karl Friedrich „Kafi“ Biermann tritt, sprach Ralf Palm.
Mirko Bäumer: In der Tat, ich hatte quasi mein ganzes Leben lang Zeit, die Texte der Fööss zu lernen. Als „Drink doch eine met“ erschien, war ich gerade mal zwei Jahre alt. Zugegeben, damals habe ich noch andere Sachen getrunken.
Sie haben jetzt die ersten Auftritte zusammen mit den Bläck Fööss hinter sich. Ihr Fazit?
Bäumer: Es ist jedes Mal etwas ganz Besonderes, gemeinsam mit den Herren auf der Bühne zu stehen. Man spürt während des gesamten Konzerts, was diese Band den Menschen vor der Bühne bedeutet. Dauergrinsen wohin man sieht.
Ist das nicht wie ein Sechser im Lotto gewesen? Denn wann wird man schon mal gefragt, ob man mal eben Frontmann der Bläck Fööss werden möchte?
Bäumer: Natürlich war ich ziemlich aus dem Häuschen, als die Jungs mich gefragt haben, ob ich mir vorstellen könnte, ein Fooss zu werden. Mir ist aber auch bewusst, dass das eine große Aufgabe ist und dass ich einiges dafür tun muss, um wirklich dazuzugehören.
De Räuber sagten in einem GA-Interview im Mai, dass die Bläck Fööss das „Maß aller Dinge für sie waren“. Wie erklären Sie als Neuzugang den Erfolg der Fööss?
Bäumer: Die Fööss waren einfach schon in einer Zeit da, als es in der Hauptsache noch nicht darum ging, im Karneval den großen Alarm zu machen. Sie konnten Geschichten erzählen, die die Menschen heute noch bewegen. Dies haben sie durch verschiedene musikalische Stilistiken gemacht, so dass immer für jeden etwas dabei war.
Die Musik der Fööss ist populär wie nie. Auch außerhalb der Karnevalssession.
Bäumer: Die Fööss sind für mich keine „Karnevalsband“. Natürlich haben sie in der Session unheimlich viel zu tun, aber die Lieder, die dann gespielt werden, sind keine ausgesprochenen Karnevalslieder und werden auch bei Konzerten außerhalb des Karnevals gespielt. „Unser Stammbaum“ oder „Du bess die Stadt“ sind Lieder, die das Publikum sowohl mit als auch ohne Pappnase erreichen.
Wann gönnen sich die Bläck Fööss eine Auszeit? Wo verbringen Sie Ihren Urlaub?
Bäumer: So wie ich das bisher mitbekommen habe, können die Jungs das mit dem Urlaub ganz gut. Sie haben in der Vergangenheit ihren Urlaub immer an die Ferien ihrer schulpflichtigen Kinder angepasst. Das machen sie heute bis auf wenige Verschiebungen immer noch so. Natürlich wird so ein Urlaub dann auch genutzt, um kreativ zu werden. Ich weiß ehrlich gesagt noch gar nicht, ob ich in diesem Jahr dazu komme, überhaupt Urlaub zu machen. Diese Entscheidung fällt kurzfristig.
Wie kommen die neuen Lieder bei den Fans an?
Bäumer: Neue Lieder haben es immer schwer. Ein Lied beginnt erst dann zu wirken, wenn es vom Publikum mitgesungen wird. Da braucht es seine Zeit. Wir werden sehen. Die alten Hits gehören natürlich immer dazu.
Die neueste Kreation „Dä Labbes“ stammt aus Ihrer Feder. Worum geht es in dem Song?
Bäumer: Grob gesagt geht es um das Loslassen. Meine älteste Tochter wird im August 19 Jahre alt. Als vor ein paar Jahren zum ersten Mal ein Freund vor der Tür stand, der offensichtlich nicht nur zum Fahrrad fahren gekommen war, war das schon ein komisches Gefühl. In dem Lied werden Gefühle und Gedankengänge beschrieben, die in mir brodelten, als ich zum ersten Mal mit dem „Labbes“ für fünf Minuten alleine war, während sich meine Tochter im Bad für ihn hergerichtet hat.
Bringen Sie schon jetzt weitere Songs mit in die Bläck-Fööss-Ehe?
Bäumer: Ich stehe ständig mit den Kollegen in Kontakt, und wir versuchen natürlich, gemeinsam neue Lieder zu schreiben. Ich laufe derzeit sehr beobachtend durchs Leben, um vielleicht hier und da eine Idee für eine schöne Geschichte zu erwischen. So etwas kann man aber nicht erzwingen.
Was wünschen Sie sich und den Fööss für die Zukunft?
Bäumer: Ich wünsche uns viel Kreativität und Schaffenskraft. Das Rad muss nicht neu erfunden werden, aber es muss sich weiterdrehen. Wenn wir alle gesund bleiben, können wir noch viel erreichen. Die Band ist immer noch hungrig und mit Leib und Seele dabei. Ich wünsche mir, dass die Menschen den Personalwechsel akzeptieren und wir somit ohne große Nebengeräusche arbeiten können.
Wie muss man sich die Übergabe zwischen Ihnen und „Kafi“ Biermann (70) vorstellen?
Bäumer: Ich fürchte, das wird eher unspektakulär. Kafi singt an Silvester sein vorerst letztes Konzert mit den Fööss in der Kölnarena, und ich werde mich zur selben Zeit in Koblenz bei den Queen Kings verabschieden. Ich denke, dass es bei beiden Veranstaltungen sehr emotional zugehen wird. Eine „Mikrofon-Übergabe“ ist bisher nicht geplant.
Können Sie die Liedtexte der kölschen Kultband schon alle auswendig?
Bäumer: Viele Lieder kenne ich natürlich. Andere muss ich noch lernen. Das klappt am besten beim Autofahren.
Was machen Sie als neuer Frontmann anders?
Bäumer: Es wäre wohl nicht sehr klug, allzu viel anders zu machen. Die Fööss sind eine einwandfrei funktionierende Band, die von ihrem Publikum geliebt wird, weil sie so ist, wie sie ist. Jeder Jeck is anders und so bin ich natürlich auch anders als „Kafi“. Was ich anders machen werde, werde ich daher nicht bewusst machen, sondern eben, weil ich so bin, wie ich bin.
Was sagt Ihre Familie dazu, dass Sie künftig vom 11.11. bis Aschermittwoch nur noch selten zu Hause sind?
Bäumer: Ganz so wild wird es nicht. Die wirklich anstrengende Zeit beginnt für uns erst Anfang Januar und endet am Rosenmontag. Mit den Queen Kings bin ich jedes Wochenende unterwegs und übernachte auch häufig in Hotels. Bei den Fööss werde ich dann zum Heimschläfer. Ich werde also eher häufiger zu Hause sein als in den letzten Jahren.
Werden die Vorgebirgler Sie auf der Bühne in Brenig sehen?