Neuer Roman von Katrin Lankers Für die Herseler Autorin ist in der Trauer auch Liebe

Bornheim-Hersel · Die Herseler Autorin Katrin Lankers hat einen neuen Roman veröffentlich. In „Wir und jetzt für immer“ steckt viel Erfahrung aus ihrer Arbeit mit Trauernden.

Die Herseler Autorin Katrin Lankers am Ort ihres kreativen Schaffens. Hier hat sie ein Buch über Liebe und Trauer geschrieben.

Die Herseler Autorin Katrin Lankers am Ort ihres kreativen Schaffens. Hier hat sie ein Buch über Liebe und Trauer geschrieben.

Foto: Stefan Knopp

Manchmal gibt es sie, diese kleinen Momente, die ein großes Gefühlschaos in ein neues, positives Licht rücken. Im Roman „Wir und jetzt für immer“ erlebt so etwas an einem verflixten Tag: Da verliert sie erst ihren Job im Supermarkt, dann verlangt der Vermieter eine höhere Miete samt horrender Nachzahlung. Eins führt zum anderen, plötzlich hat die junge Frau einen Job in einem Bestattungsinstitut, bei dem ihr gar nicht wohl zumute ist. Und dann, das ist ihr kleiner Moment, stürzt ein Wildfremder mit seinem Fallschirm in ihrem Garten ab.

Ein Fallschirmsprung ins Rosenbeet

Es ist der Auftakt des neuesten Romans der Herseler Autorin Katrin Lankers. Ihr jüngstes Werk, das im August erschien, ist das zweite aus ihrer Feder, das sich an ein erwachsenes Lesepublikum richtet. Es erzählt von Marie, die im Haus ihrer Großmutter lebt, an deren Tod sie sich die Schuld gibt, und von Ben, der einen Video-Blog mit dem Titel „Mein bester letzter Tag“ ins Leben gerufen hat und ein Jahr lang jeden Tag so leben möchte, als wäre er sein letzter. Bungee-Jumping hier, Fallschirmspringen da – was eben in Maries Rosenbeet endet.

Es entwickelt sich eine ungewöhnliche Bekanntschaft, weil es dieser Ben schafft, Marie aufzutauen, die nach mehreren Enttäuschungen und dem Tod ihrer Großmutter einen emotionalen Kokon um sich herum gesponnen hat. Nebenbei bestimmt die Arbeit beim Bestatter sie immer mehr ein. Es ist also ein Beziehungsbuch, aber auch eins, das das Leben und den Tod betrachtet.

Berührende Lebensgeschichten

In diese Geschichte spielt so Lankers eigene Beschäftigung mit diesen Themen hinein. Sie hat sich zur ehrenamtlichen Hospiz- und Sterbebegleiterin ausbilden lassen. „Das hat mich thematisch unglaublich weitergebracht“, erzählt die Autorin in ihrem kleinen kreativen Reich im Obergeschoss ihres Hauses in Hersel. Allerdings habe sie diese Aufgabe nie aktiv betrieben. „Und ich habe vor zwei Jahren eine Ausbildung zur Trauerrednerin gemacht.“ Das, stellte sie fest, liege ihr. Sie habe als Journalistin gelernt hat, Menschen zu interviewen, und das Formulieren bringt sie aus ihrer schriftstellerischen Tätigkeit mit. „Es ist berührend, sich über die Lebensgeschichten der Verstorbenen und der Trauernden zu unterhalten. Es ist eine Ehre und ein Geschenk gleichermaßen, dass ich diese Geschichten noch mal erzählen kann am Tag der Trauer.“ Dabei habe sie auch gelernt, dass man auf einer Beerdigung nicht nur den Tod, sondern auch das Leben feiert.

Das macht sie auch in ihrem Buch. Verlustbewältigung kannte sie durch den Tod ihres Vaters vor sieben Jahren, der sie zu der einen oder anderen Veränderung im Leben geführt hat. Früher habe sie Jugendromane geschrieben, inzwischen wolle sie Themen „von der Erwachsenenseite angehen“, beschreibt sie es. Der Roman erzählt von Trauer, aber er ist auch eine Liebesgeschichte. Passt das zusammen? Sehr gut sogar, findet Lankers. Denn: „In der Trauer ist auch Liebe.“ Und ein bewusst gestalteter Abschied sei ein wichtiger Schritt zur Bewältigung. Das Bestattungsinstitut als Schauplatz für den Roman war deshalb auch bewusst gewählt. „Das ist ein Ort, der dafür steht, was wirklich wichtig ist.“

Und was ist mit diesen kleinen Momenten, die Großes bewirken können? Lankers kennt sie auch, diese schwer zu erklärenden Ereignisse, und wenn sie passieren, dann dankt sie dem Universum dafür.

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