Schriftsteller liegt in Merten begraben Bornheimer schreiben bereits ihr zweites Buch über Heinrich Böll

Bornheim · Vor 50 Jahren erhielt Heinrich Böll den Literaturnobelpreis. Aus diesem Anlass haben Dorothee Böttges-Papendorf und Willi Hermann aus Bornheim ihr zweites Buch über Böll geschrieben – auch über dessen Zeit im Vorgebirge.

 Am Herseler Rheinufer: Dorothee Böttges-Papendorf und Willi Hermann mit ihrem zweiten Buch über Heinrich Böll.

Am Herseler Rheinufer: Dorothee Böttges-Papendorf und Willi Hermann mit ihrem zweiten Buch über Heinrich Böll.

Foto: Axel Vogel

Was für ein Kontrast: Hier wandert ein kränklicher Mann, der älter aussieht, als er ist, durch die Felder des Vorgebirges. Bekleidet ist er mit einem abgetragenen Mantel und einer Baskenmütze. Dort steht ein adretter Herr, der etwas unsicher dreinblickt. Er ist frisch frisiert, trägt Frack und weiße Fliege – und hält etwas in der Hand: den Literaturnobelpreis. Beide Male handelt es sich um Heinrich Böll; einmal in seinen letzten Lebensjahren, die er in Bornheim-Merten verbrachte, einmal bei der Verleihung der Auszeichnung in Stockholm.

50 Jahre ist es her, dass Heinrich Böll (1917-1985) den Literaturnobelpreis bekommen hat – am 10. Dezember 1972. Zu diesem Anlass haben Dorothee Böttges-Papendorf und Willi Hermann aus Bornheim ihr bereits zweites Buch über Böll geschrieben. Das erste war 2017 erschienen, anlässlich des 100. Geburtstags des Schriftstellers.

Bis zu seinem Tod lebte Heinrich Böll in Bornheim-Merten

Nun also der Literaturnobelpreis als Ankerpunkt für ein Böll-Buch. Die Idee dazu sei ihr gekommen, als sie im General-Anzeiger einen Artikel zur Erinnerung an die Literaturnobelpreisverleihung an Hermann Hesse gelesen habe, so Böttges-Papendorf. Der Artikel stammt aus dem Jahr 2021, Hesse hatte den Preis 1946 erhalten, also 75 Jahre zuvor. „Es stünde Bornheim gut an, wenn wir das vernünftig zur Kenntnis nehmen“, sagt die Steuerberaterin, die Literatur liebt, mit Blick auf das goldene Nobelpreis-Jubiläum. Bekanntlich hat Böll von 1982 bis 1985 im Haus seines Sohnes René an der Mertener Martinstraße gelebt. Im Ort sind die Gesamtschule sowie der Dorfplatz nach ihm benannt, auch gibt es den Heinrich-Böll-Wanderweg durch Merten und Rösberg. Seit 2010 ist Böll posthum Ehrenbürger der Stadt.

Böttges-Papendorf und Hermann haben akribisch gearbeitet. Herausgekommen ist ein Buch mit drei Oberkapiteln. Das erste widmet sich der Verleihung des Literaturnobelpreises sowie dem Roman „Gruppenbild mit Dame“, der letztendlich den Ausschlag zur Ehrung Bölls gegeben hatte. Für Böttges-Papendorf ist es „ein wirkliches Meisterwerk“. Für ihr Böll-Buch habe sie die Handlung des Romans „aufgedröselt“. Sie erzählt einzelne Episoden aus dem Roman, um Lust aufs Lesen zu machen. Dieses Leitmotiv gilt auch für das dritte Oberkapitel. In diesem geht es um weitere Werke des Schriftstellers sowie um den Menschen Böll samt Familie und Freundschaften.

Blick von Merten bis nach Köln

Und dann wäre da Oberkapitel zwei. „Ich musste die Kurve zu Bornheim kriegen, das war mir wichtig“, betont Böttges-Papendorf. Dafür war Willi Hermann als zweiter Autor genau der richtige. Anhand der Erzählung „Oblomow auf der Bettkante“, in der Böll seine Zeit im Vorgebirge verarbeitet hat, hat sich Hobby-Lokalhistoriker Hermann auf die Spuren des Literaten begeben. Schritt für Schritt führt er die Leser in die Zeit und an die Orte, die Böll erlebt hat.

 Das Grab von Heinrich Böll und seiner Frau Annemarie Böll auf dem alten Mertener Friedhof.

Das Grab von Heinrich Böll und seiner Frau Annemarie Böll auf dem alten Mertener Friedhof.

Foto: Hans-Peter Fuß

Etwa zu einer Bank auf dem alten Mertener Friedhof, auf dem Böll später begraben wurde. „Von der Bank konnte Böll bis nach Köln schauen“, erläutert Hermann. Zu seiner Heimatstadt habe Böll immer ein schwieriges Verhältnis gehabt, sagt er weiter. Unter anderem habe ihn die Art der Bebauung nach dem Zweiten Weltkrieg gestört. Aber natürlich habe es auch daran gelegen, dass der Linksintellektuelle polarisierte, so Hermann. Und das war nicht nur in Köln der Fall, sondern auch im damals noch viel konservativeren Vorgebirge.

Bölls Bezüge ins Vorgebirge

Dieses kannte Böll schon vor seinem Umzug nach Merten. Ein Onkel, Aloys Böll (1878-1951), lebte seinerzeit in Walberberg und hatte als Architekt am Wiederaufbau der Kapelle auf dem alten Mertener Friedhof mitgewirkt. „Heinrich Böll ist wohl schon vor dem Zweiten Weltkrieg im Vorgebirge spazieren gegangen“, so Hermann. Und dann wieder Anfang der 1980er Jahre, als er die Landwirte beobachtete, wie sie ernteten – während der „Mercedes am Feldrain“ stand, wie es Böll in „Oblomow auf der Bettkante“ beschrieb.

Durch die Felder spazierend, hat Willi Hermann Böll auch selbst noch erlebt. Seine Eltern hätten damals eine Nebenerwerbslandwirtschaft betrieben und auch er habe oft in den Feldern gearbeitet, sagt er. Und da sei er dann vorbeigelaufen, dieser ältere Herr. „Man sah ihm zu und war sich im ersten Moment gar nicht so bewusst, wer da langlief“, so Hermann.

Dorothee Böttges-Papendorf, Willi Hermann: Hommage an den Schriftsteller, Nobelpreisträger und bekennenden Rheinländer Heinrich Böll; mit Tusche-Zeichnungen von Susanne Haun. Rhein-Mosel-Verlag 2022. 168 Seiten, ISBN 978-3-89801-393-2, 24 Euro.

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