50 Jahre Jugendakademie Walberberg Ort der Völkerversöhnung

WALBERBERG · Es war eine Zeit des Aufbruchs. Die Folgen des Zweiten Weltkrieges mit Gewalt, Zerstörung, Feindschaft unter den Völkern und Nationen waren noch spürbar. "So waren die großen Themen in der Bildungsarbeit zu Beginn der 60er Jahre die Völkerverständigung und die Suche nach Möglichkeiten eines friedlichen Zusammenlebens", sagt Reinhard Griep. "Damals gründete die Dominikanische Frauengemeinschaft hier in Walberberg eine Bildungsstätte für Jugendliche", ergänzt der heutige Leiter der Jugendakademie Walberberg.

 Das Team der Jugendakademie startet in das Jubiläumsjahr. Repro: GA

Das Team der Jugendakademie startet in das Jubiläumsjahr. Repro: GA

Die Laiengemeinschaft traf sich zu theologischen Fortbildungen im Dominikanerkloster - damals gab es dort noch rund 200 Mönche - und wollte ein eigenes Bildungshaus vornehmlich für Jugendliche und junge Erwachsene. "Stephan Pfürtner war Studienleiter des Ordens und geistlicher Leiter der Frauengemeinschaft. Er hat wichtige konzeptionelle Ideen gehabt", so Griep.

Die Pläne für die Akademie waren ebenso visionär wie experimentell. So sei das Haus etwa drei Mal größer geplant gewesen, doch das sei an den Finanzen gescheitert.

"Die Arbeit der Bildungsstätte erhielt wichtige Impulse durch das Zweite Vatikanische Konzil. Das war die Hinwendung zur Welt", sagt Griep. Konkret bedeutete das für die Arbeit der Jugendakademie, dass neben theologischen Themen auch politische Bildung auf dem Programm stand, berichtet der Akademie-Leiter.

"Frieden, Gerechtigkeit und Bewahrung der Schöpfung waren besonders in den 80er Jahren die Themen in der Jugendakademie", so Griep. Das Besondere sei von Anfang an gewesen, dass sich das Angebot nicht nur an Gymnasiasten gerichtet habe, sondern auch soziale Randgruppen, Förderschüler oder behinderte Menschen berücksichtigte. "Das war schon immer unser Alleinstellungsmerkmal", sagt Griep, der die Akademie seit 22 Jahren leitet.

Zudem spielten Veranstaltungen zur internationalen Solidarität eine wichtige Rolle. Während der Jugoslawien-Krise nahmen die Walberberger Flüchtlinge auf und organisierten Kontakte und Jugendbegegnungen. "Wir haben unsere Themen und Veranstaltungen immer eng an die aktuelle Situation angepasst", so Akademie-Leiter Griep.

"Dass es die Jugendakademie Walberberg heute noch gibt, ist keine Selbstverständlichkeit. Schon oft war die Lage aufgrund von Gelderkürzungen brenzlig. Da sind die 50 Jahre ein besonderer Grund zum Feiern", so Griep.

Nachdem sich die Dominikanische Frauengemeinschaft aus dem Projekt verabschiedet hatte, wurde 1973 der Trägerverein "Jugendakademie Walberberg e.V." gegründet, in dem ab 1975 auch das Erzbistum Köln vertreten und damit eine finanzielle Unterstützung gesichert war. Mitte der 90er Jahre wurde zudem ein Förderverein gegründet, nachdem das Erzbistum 1995 entschieden hatte, sich an den notwenigen Sanierungsarbeiten finanziell nicht zu beteiligen.

"Das Bistum ist dann 2007 komplett ausgeschieden, die bisherigen jährlichen Zuschüsse in Höhe von 216 000 Euro waren weg", berichtet Griep. Doch die Mitarbeiter, Freunde und Förderer der Bildungsstätte wollten nicht aufgeben und forcierten den Wandel. "Heute agieren wir wie eine 'normale' Firma. Das bedeutet ein großes Maß an Mut, Vision und Durchhaltevermögen."

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