Flüchtlinge in Bornheim Platz für 48 Asylbewerber

BORNHEIM · Kommunalpolitik beschäftigt sich mit geplantem Flüchtlingsheim in Walberberg.

Die Zahlen sprechen für sich: Zur Mitte dieses Jahres hatte die Stadt Bornheim bereits so viele Flüchtlinge aufgenommen, wie im gesamten vergangenen Jahr. Und die Zuweisungen nehmen weiter zu. 105 Flüchtlinge, die sich im Asylbewerberverfahren befinden, leben derzeit in der Vorgebirgsstadt, mit etwa 120 rechnet Sozialdezernent Markus Schnapka für 2014 insgesamt. Dafür reicht der Platz in den bestehenden Unterkünften nicht aus.

Deshalb plant die Stadt weiterhin, ein Übergangsheim in Festbauweise für maximal 48 Flüchtlinge in Walberberg südöstlich der Kreuzung Hessenweg/Ackerweg zu errichten. Denn, so Bürgermeister Wolfgang Henseler: "Wir brauchen diesen Standort." Heute und morgen, 6. November, stehen im Stadtentwicklungsausschuss und im Rat der Offenlagebeschluss des Bebauungsplans an, der auch eine forstwirtschaftliche Halle, ein Wohnhaus sowie zwölf Park-and-ride-Parkplätze für die Haltestelle der Stadtbahnlinie 18 vorsieht.

Im März hatte der Rat einstimmig die frühzeitige Beteiligung der Öffentlichkeit und eine Einwohnerversammlung beschlossen. Seither haben viele Anwohner ihre Sorgen geäußert. Sie befürchten unter anderem, dass der Verkehrslärm steigen und der Wohnwert ihrer Grundstücke sinken könnte. Sie weisen auch auf eine erhöhte Diebstahlgefahr hin, sollte dort ein Übergangswohnheim entstehen. Außerdem halten sie den Standort am Rande des Orts für ungeeignet, um die Flüchtlinge in das Dorfleben zu integrieren und verweisen stattdessen auf besser geeignete Flächen zwischen Roisdorf und Bornheim.

Durch die Nähe zur Linie 18 hätten die Flüchtlinge die Möglichkeit, in die anderen Ortsteile zu kommen

Die Verwaltung kann die meisten Einwände jedoch nicht nachvollziehen. Es würden "keine objektivierbaren Gründe gegen die geplante Nutzung an der Stelle" sprechen, heißt es dementsprechend in der Beschlussvorlage. Durch die Nähe zum Haltepunkt der Stadtbahnlinie 18 hätten die Flüchtlinge die Möglichkeit, in die anderen Ortsteile zu kommen. Außerdem gebe es in Walberberg Kitas und eine Grundschule, die Versorgung sei dank des nahe gelegenen Einkaufsmarkts gesichert. Laut Verwaltung ist zudem nicht mit wesentlich mehr Verkehr zu rechnen. Mit den Stellungnahmen werden sich die Kommunalpolitiker am Mittwoch und Donnerstag beschäftigen. Dabei könnte durchaus kontrovers diskutiert werden. Denn: Die CDU hatte bereits kurz nach der Einwohnerversammlung dafür plädiert, den Standort für das Wohnheim zu überdenken. Es sei zu überlegen, ob die Flüchtlinge an den Ortsrand verbannt werden sollten, so Hans Dieter Wirtz damals.

Die FDP hat sich jüngst für eine flexible Lösung bei der Unterbringung von Flüchtlingen ausgesprochen, die auch privates Engagement beinhaltet. Die Liberalen wollen verstärkt auf die Anmietung von privaten Wohnhäusern setzen, damit die Stadt möglichst wenige eigene Wohnheime bauen und betreiben müsse. "Außerdem halten wir eine dezentrale Unterbringung in Privatwohnungen auch aus sozialen Gründen für besser als größere Einrichtungen. Die Integration in eine Nachbarschaft gelingt einfacher, wenn wir Flüchtlinge nicht wie in Merten auf einem Fleck konzentrieren, sondern über das Stadtgebiet verteilt unterbringen", so Matthias Kabon, sozialpolitischer Sprecher der FDP-Fraktion.

Laut dem Bornheimer Sozialdezernenten hat die Stadt inzwischen einige Wohnungen zur Miete angeboten bekommen. Die Verträge würden derzeit vorbereitet. "Damit wird die Situation in Merten in der Brahmsstraße in den nächsten 14 Tagen spürbar entlastet", sagt Schnapka. Dort hatte die enge Belegung in der Vergangenheit zu Problemen geführt. Um den drängendsten Bedarf möglichst schnell zu decken, hat die Stadt zudem beschlossen, zwei Wohncontainer für je 20 Flüchtlinge in Bornheim und Hersel zu errichten.

Der Stadtentwicklungsausschuss tagt heute, 5. November, der Rat morgen, 6. November. Die öffentlichen Sitzungen beginnen jeweils um 18 Uhr in der Aula der Europaschule in Bornheim, Goethestraße 1 .

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