Fehlende Betreuungsplätze Provisorische Kitas als Notlösung in Bornheim

Bornheim · In Bornheim fehlen nach wie vor Betreuungsplätze. Daher setzt die Stadt auch auf Container. Obendrein soll die ehemalige Kita Secundastraße aktiviert werden.

 Kinderbetreuung: Die Stadt will den Bedarf decken und sucht händeringend Grundstücke zur Errichtung neuer Kitas.

Kinderbetreuung: Die Stadt will den Bedarf decken und sucht händeringend Grundstücke zur Errichtung neuer Kitas.

Foto: picture alliance/dpa

108 Bornheimer Familien gingen im vergangenen Jahr bei der Vergabe von Kita-Plätzen für ihren Nachwuchs leer aus. Und auch im kommenden Kindergartenjahr, für das die Platzvergabe zum 1. Februar erfolgt, bleibt die Lage angespannt. Wie mehrfach berichtet, sucht die Stadt händeringend nach Grundstücken zur Errichtung neuer Kitas – doch die Umsetzung hechelt dem Bedarf weiterhin hinterher.

Nachdem im vergangenen Sommer bereits zwei provisorische Gruppen in ehemaligen Flüchtlingscontainern an der Herseler Allerstraße in Trägerschaft der Lebenshilfe in Betrieb gingen, sind nun zwei weitere provisorische Einrichtungen in der ehemaligen Bornheimer Kita Secundastraße und an der Mertener Händelstraße geplant. Wie Bürgermeister Wolfgang Henseler auf Nachfrage des General-Anzeigers erläuterte, sollen noch in diesem Jahr drei bis vier Gruppen an der Secundastraße entstehen. Ebenfalls noch in diesem Jahr ist die Errichtung von Containern an der Mertener Händelstraße geplant, in denen drei Kita-Gruppen Platz finden sollen.

Aufgrund „äußerster Dringlichkeit“ wurde dafür die Tagesordnung der jüngsten Sitzung des Jugendhilfeausschusses kurzfristig ergänzt. Einstimmig beauftragte die Politik die Verwaltung, ein so genanntes „Interessenbekundungsverfahren“ einzuleiten. Sprich: Die Stadt muss schleunigst freie Träger der Jugendhilfe finden, die sich zur Übernahme der Trägerschaften für die beiden Kitas bereit erklären. Bereits zur nächsten Sitzung des Jugendhilfeausschusses am 7. März soll eine Entscheidung vorbereitet werden. Sollte sich in dem laufenden Verfahren kein Träger finden, müsse aufgrund der Bedarfssituation die Trägerschaft durch die Stadt Bornheim erfolgen, heißt es in der Sitzungsvorlage.

U 3-Angebotsquote beträgt derzeit lediglich 37 Prozent

Ursprünglich hatte die Stadt eine provisorische Einrichtung von fünf Gruppen an der Ecke Adenauerallee/Bonner Straße geplant, weil dort eine rasche Umsetzung möglich gewesen wäre. „Dieser Standort steht jedoch nicht mehr zur Verfügung“, erklärte von Bülow in der Sitzung. Wie Bürgermeister Henseler auf Anfrage meinte, sei nach intensiven Gesprächen mit den Fraktionen beschlossen worden, die Entwicklung der Fläche nicht für Jahre durch ein Provisorium zu blockieren und diese vielmehr für ein städtebaulich interessantes Projekt zu nutzen. Stattdessen werde nun auf den ehemaligen Kindergarten an der Secundastraße zurückgegriffen. 2016 war dieser zugunsten der neuen sechsgruppigen Kita an der Rilkestraße aufgegeben worden.

Die Lösung der Wiederbelebung der Secundastraße stand schon einmal zur Debatte, war damals allerdings als „unwirtschaftlich“ verworfen worden. Kosten von etwa 460 000 Euro standen im Raum.

„Wir sind noch einmal in Gespräche mit dem Eigentümer eingestiegen“, erläuterte Henseler. Nun sollen die Kosten zwischen der Stadt und dem Eigentümer aufgeteilt werden, so dass die Stadt „deutlich weniger“ Geld in die Hand nehmen muss als die ursprünglich genannte Summe. Damit sich die Investition lohne, werde perspektivisch eine Nutzung von etwa zehn Jahren angestrebt. Henseler: „Ich denke, dass wir damit eine gute Lösung gefunden haben.“

An der Mertener Händelstraße, gegenüber der Mauer des Obstbaubetriebs Schmitz-Hübsch, sollen Container für drei Gruppen errichtet werden. Weitere Provisorien könnten an einem Standort in Hersel entstehen, den Henseler nicht näher eingrenzen wollte. Im Zuge der Erweiterung der Roisdorfer Grundschule könnte zudem ein Container als Außenstelle des Kindergartens „Lummerland“ eingerichtet werden.

„Wir brauchen Grundstücke mit aktuellem Baurecht“, brachte die Beigeordnete und Sozialdezernentin Alice von Bülow die Dringlichkeit auf den Punkt. „Die Nachverdichtung hat einen großen Effekt, der schwer vorherzusagen ist. Viele Familien, die nach Bornheim ziehen, haben bereits Kinder und benötigen entsprechend Kita-Plätze.“ Ein Vergleich der Kita-Platzzahlen mit den aktuellen Einwohnerzahlen (Stand 4.12.2018) belegt, dass die U 3-Angebotsquote derzeit lediglich 37 Prozent beträgt: Für 1419 in Bornheim lebende Kinder unter drei Jahren stehen 529 Plätze in Kitas und Tagespflege zur Verfügung. Die Deckungsquote für Kinder über drei Jahre liegt aktuell bei 85 Prozent. Hier kommen 1545 Kinder auf 1316 Plätze.

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