Bürgerfunk aus Bornheim Aus dem Studio Merten wird seit 30 Jahren gesendet

Bornheim-Merten · Seit 30 Jahren gibt es das Bürgerradio Studio Merten mit dem Vorgebirgsmagazin. Studioleiter Otto Ganser hatte auch schon den einen oder anderen Promi zu Gast.

Radio aus Bornhein: Das Studio Merten gibt es seit 30 Jahren
Foto: Stefan Hermes

Es kam für den damals etwa sechs Jahre alten Otto Ganser einem Wunder gleich, wie er Radiowellen mit einem selbst gebauten Detektor „einfangen“ konnte. Mit nicht viel mehr als einer mit Kupferdraht umwickelten Spule, einem Kondensator, einem Kopfhörer und 20 Meter durch das Treppenhaus verlegtem Klingeldraht als Antenne konnte er einige Radiosender empfangen. Dass es für den heute 75-Jährigen ein Leben für das Radio wurde, ist zudem einer Begegnung mit Frank Elstner zu verdanken.

Otto Ganser kann auf 30 Jahre Studio Merten zurückblicken. Im März 1992 ging das Bürgerradio erstmals auf Sendung. Inzwischen sind rund 1400 Sendungen auf der Frequenz von Radio Bonn/Rhein-Sieg gelaufen.

Mit anfänglich bis zu 40 Radiobegeisterten sendet die Arbeitsgemeinschaft Vorgebirgsstudio Merten, wie die offizielle Bezeichnung des Radiosenders lautet, bis heute ihr knapp einstündiges Programm an jedem zweiten Donnerstag im Monat. Der harte Kern besteht aus acht Radioenthusiasten.

Radiomacher gehen von etwa 30.000 Hörerinnen und Hörern aus

„Wir gehen von etwa 30.000 Hörerinnen und Hörern aus“, sagt Ganser. Genaue Einschaltquoten gibt es nicht. Ganser erinnert sich aber an eine Sendung mit dem Gesangsduo „Gedankenspiel“. Nach dieser war das E-Mail-Postfach voll, und Ganser wurde erstmals bewusst, wie viele Hörer die Sendungen von Studio Merten verfolgten. „Mein Gott, was bewegst du hier“, habe er sich ehrfürchtig gefragt.

In den 30 Jahren des Bürgerradios hat Ganser zusammen mit seinen Mitstreiterinnen und Mitstreitern unzählige Prominente, Lokalgrößen und Zeitzeugen in dem nur etwa vier mal fünf Meter großen Studio, was zudem noch mit Aufnahme- und Sendetechnik vollgestopft ist, empfangen. „Dabei ist es mir immer ein Anliegen“, sagt er, „mit technisch und journalistisch hoher Qualität ein anspruchsvolles lokales Radioprogramm auf die Beine zu stellen und dabei den Mitmachenden das notwendige Handwerkszeug dazu zu vermitteln.“

Franz Müntefering und Bernd Stelter waren schon Gäste im Studio Merten

Dass ihm das bis heute gelungen ist, belegen auch die Gesprächspartnern, darunter Franz Müntefering, Hans Süper, Günter Lamprecht, Bernd Stelter oder die ehemalige Bundespräsidenten-Gattin Veronica Carstens. Bei diesen Persönlichkeiten, aber auch bei Zeitzeugen, die etwa über die Nachkriegsjahre im Vorgebirge sprachen, immer ist es Gansers Anspruch, „in die Tiefe“ zu gehen. „Wertschätzung und Respekt füreinander findet mir im heutigen Radio und Fernsehen viel zu wenig statt“, sagt er.

Mit 16 Jahren hatte Ganser den Hof der Eltern verlassen und in Monschau eine Lehre zum Elektromechaniker begonnen. 1965 lernte er bei einer Besichtigung von Radio Luxemburg dessen damaligen Sprecher Frank Elstner kennen. Dieser gab ihm die Empfehlung mit auf den Weg, sich beim noch jungen Kölner Deutschlandfunk zu bewerben. „Es war wie ein kleines Wunder für mich“, sagt Ganser. Er bekam dort einen Job im Live-Sendebetrieb angeboten.

Nicht glücklich trotz Karriere

Doch so glücklich Ganser dort mit seiner beachtlichen Karriere hätte sein können, in der er zuletzt mit den Aufgaben eines leitenden Toningenieurs betraut war, so sehr machte ihm das Arbeitsklima zu schaffen. „Ich wurde zum psychischen Wrack in dieser Zeit“, sagt er. Mit kaum 42 Jahren wurde Ganser in den Ruhestand versetzt.

Ein Lichtblick war für ihn, dass er in dieser Zeit die in Merten lebende Ursula Theisen kennenlernte, mit der er mittlerweile seit 30 Jahren verheiratet ist. In ihrem Haus am Straußweg konnte Ganser 1992 mit dem Studio Merten auf Sendung gehen. Die Möglichkeit, dass sich jeder Bürger an einem freien Radio beteiligen kann, begeistert ihn bis heute.

Das nächste Vorgebirgsmagazin des Bürgerradios Studio Merten ist am Donnerstag, 31. März, von 21.04 bis 22 Uhr auf den Frequenzen von Radio Bonn/Rhein-Sieg (UKW 97,8 und 104,2) zu hören. Gesprächsgast von Otto Ganser und Claudia Merkle ist Bornheims Stadtarchivar Jens Löffler.

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