Geplante Rheinspange Umweltschützer kritisieren Tunnel-Vorschlag der Stadt Bornheim

Bornheim · Der Landschafts-Schutzverein Vorgebirge kritisiert die Idee der Stadt Bornheim für die geplante Rheinquerung – und hat mit dem Projekt auch ein grundsätzliches Problem.

 Im Bornheimer Stadtteil Widdig ist der Widerstand gegen die geplante Rheinspange groß.

Im Bornheimer Stadtteil Widdig ist der Widerstand gegen die geplante Rheinspange groß.

Foto: Axel Vogel

Der Landschafts-Schutzverein Vorgebirge (LSV) kritisiert die Stadtverwaltung und die Bornheimer Kommunalpolitik. Wie es in einer Erklärung heißt, sei man „alles andere als glücklich“ über den Beschluss des Mobilitäts- und Verkehrsausschusses zur Rheinspange.

Wie berichtet, hatte der Ausschuss Ende Januar gegen die Stimmen der Grünen beschlossen, dass sich die Stadt Bornheim bei der Autobahn GmbH für die Prüfung einer weiteren Variante zur Rheinquerung einsetzt: ein Tunnel bei Godorf, der nicht direkt an der A 555 beginnt, sondern westlicher, nämlich an der Kerkrader Straße (L 150).

Zwölf mögliche Varianten für die Rheinquerung

Aktuell sind noch zwölf mögliche Varianten für eine Rheinquerung im Rennen, darunter Trassen, die linksrheinisch bei Widdig und Urfeld den Rhein als Brücke oder Tunnel queren.

Rechtsrheinisch geht es um Anschlüsse auf dem Gebiet der Stadt Niederkassel beziehungsweise im Kölner Süden. Für den Bereich Godorf werden derzeit nur noch Brücken-Varianten näher betrachtet. Ein Beschluss zum Verlauf der Verbindung von A 555 und der A 59 soll zum Jahresende erfolgen.

„Diese neue Variante ist illusorisch“, sagt LSV-Geschäftsführer Klaus Benninghaus zur Tunnel-Idee der Stadt Bornheim und ergänzt: „Sie wird allein an den exorbitanten Kosten eines 4,5 Kilometer langen Tunnelbaus zwischen dem Autobahnanschluss Godorf und dem Landesstraßenknoten L 150/L 182 scheitern.“ Außerdem, so Benninghaus, könnte der fatale Eindruck entstehen, es werde nach dem Sankt-Florian-Prinzip vorgegangen, also das Abwälzen des Problems auf andere.

LSV fordert mehr Geld für Rad- und Nahverkehr

In der Tat hatten Bürgerinitiativen aus Köln die Stadt Bornheim mit genau diesem Argument bereits kritisiert. Weitergehend wird der mehr als 300 Mitglieder starke LSV in der Debatte um eine neue Rheinquerung grundsätzlich. „Reagiert man mit dem ständigen Ausbau des Straßennetzes, trifft man eine fatale Grundsatzentscheidung“, sagt der Vereinsvorsitzende Michael Pacyna.

Seiner Ansicht nach ergibt man sich einem Zustand, so wie er ist. „Der motorisierte Individualverkehr nimmt weiter zu, der Schwerlastverkehr zerstört Brücken und Autobahnen, die freie Landschaft wird weiter zugepflastert“, so Pacyna weiter. Die Landschaftsschützer fordern deshalb von der neuen Bundesregierung eine Neubewertung des Bundesverkehrswegeplans mit dem Ziel einer Verkehrsverminderung. Überdies müssten Behörden und politische Gremien auf allen Ebenen Geld statt in Straßenneubauten in für Mensch, Natur und Umwelt verträglichere Maßnahmen investieren, heißt es vom LSV weiter.

Rheinspange: Kritik am Tunnel bei Godorf
Foto: grafik

Beispielhaft nennt Benninghaus die weitere Verlagerung des Gütertransports von der Straße auf Schiene und Wasser, die Stärkung des öffentlichen Nahverkehrs, die Ausweitung von Homeoffice-Möglichkeiten, weitere und bessere Fahrradwege oder auch Wasserbusse auf dem Rhein. „Der Verschleiß an Brücken und Straßen wird vor allem durch Schwerlastverkehr verursacht“, ergänzt Pacyna. Der Landschafts-Schutzverein Vorgebirge wendet sich weiterhin generell gegen die geplante Rheinspange zwischen Köln und Bonn.

Ein Tunnel bei Godorf war seitens der Autobahn GmbH im Jahr 2020 als mögliche Variante verworfen worden. Fachleute hatten die Ablehnung damals unter anderem mit zu wenig Fläche zwischen Autobahn und Rhein für einen Tunnel begründet.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort
Ein „Hohn“ im Homeoffice
Höhner-Mitglied über Karneval in der Corona-Auszeit Ein „Hohn“ im Homeoffice