Merten Schädlingsbefall an Ebereschen - 25 Bäume werden gefällt

BORNHEIM-MERTEN · Er ist klein, braun und brandgefährlich. Und er hat am Dienstag für einige Aufregung in Merten gesorgt. Denn in der Ulrich- und der Griegstraße in Merten wurde ein Schädlingsbefall an 25 Ebereschen entdeckt.

Nach ersten Vermutungen wurde befürchtet, dass sich an den Straßenbäumen ein gefährlicher Käfer eingenistet hat, der Rundköpfige Apfelbaumbohrer. Doch dann gab es Entwarnung.

"Wir haben Proben genommen und können sagen, dass es zum Glück nicht der Rundköpfige Apfelbaumbohrer ist. Vielmehr handelt es sich um den Großen Obstbaumsplintkäfer", sagte Gerhard Renker vom Pflanzengesundheitsdienst der Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen in Bonn-Roleber. Dieser Käfer gehöre zur Unterfamilie der Borkenkäfer und sei damit ein heimisches Tier.

"Er ist ein Sekundärschädling, dessen Aufgabe es im Ökosystem ist, absterbende Bäume weiter zu zerlegen", sagt Renker. Zwar müssen die 25 Bäume in Merten gefällt werden, damit sich der Schädling nicht weiter ausbreiten kann, aber im Vergleich zu den Folgen eines Befalls durch den Rundköpfigen Apfelbaumbohrer überwog die Erleichterung.

Dieser, botanisch Saperda candida, ist laut dem Braunschweiger Julius Kühn-Institut (JKI), dem Bundesforschungsinstitut für Kulturpflanzen, in Nordamerika heimisch und dort einer der bedeutendsten Schadinsekten an Obstbäumen, besonders an Apfelbäumen.

Andere Gehölze, wie etwa Weißdorn und Eberesche, werden ebenfalls von ihm geschädigt. Er befällt gesunde Bäume und kann diese zum Absterben bringen. "Er wurde 2008 erstmals in Europa auf der Ostsee-Insel Fehmarn festgestellt. Wir haben gehofft, dass er dort bleibt. Ein Fund in Merten wäre der erste auf dem europäischen Festland gewesen", sagte Gerlinde Nachtigall vom JKI gestern auf Anfrage des General-Anzeigers. Die Bedrohung wäre immens gewesen.

Die europäische Pflanzenschutzorganisation "European and Mediterranean Plant Protection Organization" (EPPO) warnt vor diesem potenziellen Quarantäneschadorganismus, der erhebliche ökonomische Schäden hervorrufen kann. Denn der Käfer hätte ähnlich massive Schäden anrichten können wie 2012 der Asiatische Laubholzbockkäfer. Er hatte damals besonders in Bonn-Tannenbusch zugeschlagen und Schäden von mehr als 150.000 Euro verursacht.

In Merten handelt es sich zwar "nur" um den Großen Obstbaumsplintkäfer, aber die Stadtverwaltung Bornheim kündigte an, in den kommenden zwei Wochen die Bäume vom Stadtbetrieb fällen zu lassen. "Die etwa 15 Jahre alten Bäume sind bereits stark geschädigt, und es besteht die Gefahr, dass sich der Käfer weiter ausbreitet", sagte Wolfgang Paulus, Leiter der Stabsstelle Umwelt und Agenda der Stadt Bornheim. Wichtig sei, dass nach dem Fällen auch das Restmaterial beseitigt werde.

"Der Geschädigte, also die Stadt Bornheim, muss die Kosten übernehmen", sagt Paulus. Deshalb prüfe die Stadtverwaltung derzeit, wie sie einen Ersatz für die gefällten Bäume realisieren könne. Ein neuer Straßenbaum koste um die 1000 Euro plus 300 Euro für die Fällung des befallenen Baums. Durch welche Sorten das Rosengewächs Eberesche ersetzt werden könnte, konnte er noch nicht sagen - vermutlich aber nicht durch ein anderes Rosengewächs. Als Straßenbäume könnten sich Laubbäume wie Hainbuche, Linde oder Ahorn anbieten.

Der Große Obstbaumsplintkäfer

Laut dem Kompetenzzentrum Obstbau-Bodensee tritt der Große Obstbaumsplintkäfer vorrangig an Apfel- und Pflaumenbäumen auf. Der sogenannte Sekundärschädling bohrt sich als Jungkäfer meist in bereits geschwächte Bäume.

Die Larven leben zwischen Rinde und Holz. Die Käfer sind drei bis 4,4 Millimeter lang und glänzend. Kopf und Brustteil sind schwarz, die Flügeldecken dunkelbraun gefärbt.

Die Jungkäfer suchen sich im Mai bei sonnigem Wetter geeignete Brutbäume, in die sie sich einbohren. In den Gang werden die Eier ablegt, die Larven wachsen heran. Im Mai/Juni verlassen die Jungkäfer dann wieder den Brutbaum. Sie verursachen dabei zahlreiche auffällige Schlupflöcher an Stamm und dickeren Ästen. Es tritt nur eine Generation pro Jahr auf.

Die Käfer befallen bereits kränkelnde Bäume. Dabei hinterlassen sie rund 1,5 Millimeter große Schlupflöcher. Die Rinde der befallenen Bäume löst sich vom Stamm.

Zum Schutz der Bäume sollten stressauslösende Faktoren wie Pilzbefall, Mäusefraß, ungünstige Bodenverhältnisse und ähnliches möglichst vermieden beziehungsweise beseitigt werden.

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