Weihnachtsbaumplantagen im Vorgebirge Schon Willy Brandt kaufte eine Nordmanntanne

Bornheim/Meckenheim · Heike Dau kennt sich aus auf der Weihnachtsbaumplantage Kirchartz in Brenig. Seit zehn Jahren kaufen sie und ihr Mann Stefan hier Tannen für sich und ihre Schwiegermutter.

 Mit Schwung bei der Sache: Silvia und Bernd Kirchartz verkaufen in Brenig Weihnachtsbäume.

Mit Schwung bei der Sache: Silvia und Bernd Kirchartz verkaufen in Brenig Weihnachtsbäume.

Foto: Axel Vogel

Heute möchten die Euskirchener zwei Bäume aussuchen, die sie am 22. Dezember abholen. Inhaber Bernd Kirchartz weist sie kurz ein: "Für etwa 1,50 Meter hohe Bäume müssen Sie auf die neue Plantage gehen, einfach hier geradeaus."

Heike Dau lässt ihren Blick über die drei Hektar große Anlage schweifen. "Die mit den roten Fähnchen sind die Nordmanntannen", sagt sie und hat bald den ersten passenden Baum gefunden. "Der ist nicht schlecht für Mutter", sagt die 47-Jährige: "Die Spitze ist etwas kahl, aber die wird sowieso abgemacht." Für das Ehepaar kommen nur Nordmanntannen infrage: "Die nadeln weniger". Stefan Dau befestigt ein Vorhängeschloss mit eingraviertem Namen an der Tanne. "Früher haben wir die Bäume mit einem Schild markiert, aber einmal ist es uns passiert, dass jemand das Schild abgerissen hat", erzählt er.

"Wir haben deshalb vor ein paar Jahren angefangen, Schlösser zu befestigen", sagt der 45-Jährige. Ein Stückchen weiter finden sie die Wunschtanne für ihr eigenes Wohnzimmer. "Wir brauchen einen schmalen Baum, der trotzdem dicht ist", sagt Heike Dau. Schmücken wollen sie ihre Tanne alle zusammen. Der zehnjährige Sohn darf die Farbe der Kugeln auswählen. "Rot, gelb, grün, blau oder gold: Wir hatten schon alles", erzählt Dau. Echte Kerzen kommen der Familie aber nicht an den Baum: Stefan Dau ist hauptberuflicher Feuerwehrmann und kennt die damit verbundenen Risiken.

"80 Prozent der Leute kaufen eine Nordmanntanne", sagt Bernd Kirchartz. Ihre Vorteile sind der dunkelgrüne Farbton, aber auch ein gerader Stamm und relativ weiche Nadeln. Etwa 17 Prozent der verkauften Bäume seien Blaufichten, der Rest seiner Kunden wähle Korea-, Fraser-, Kork- oder serbische Tannen. Für Schnellentschlossene, die nicht lange auf der Plantage nach dem richtigen Baum suchen wollen, stellt Kirchartz' Team jeden Tag frisch geschlagene Bäume in den Eingangsbereich.

Die Kunden kommen aus dem Raum Köln-Bonn, aus dem Vorgebirge oder - wie die Daus - aus Euskirchen. "Viele langjährige Kunden treffen sich hier, trinken Glühwein und erzählen. Manche haben schon so lange Glühwein getrunken, dass sie am Ende ihre Weihnachtsbäume vertauscht haben", erzählt Silvia Kirchartz schmunzelnd. Andere dagegen nehmen es ganz genau: "Wir hatten auch schon Kunden, die ihre Weihnachtskugeln mitgebracht haben. Sie wollten ausprobieren, ob die Äste auch stark genug sind," erzählt die Landwirtin.

Viel erlebt hat auch Richard Frey, Inhaber der Meckenheimer Baumschule Frey, im Laufe seiner 50-jährigen Erfahrung mit dem Weihnachtsbaumverkauf. Mehr als 100 000 Nordmanntannen stehen auf seinen Plantagen, einige davon sind acht bis neun Meter hoch und 20 Jahre alt. "Eine geht an die Kölner Philharmonie, andere an Banken in Frankfurt, Rathäuser, Kirchen oder auch an Privatleute", sagt der 84-Jährige. Bei ihm kaufte schon Willy Brandt in seiner Zeit als Außenminister seinen Weihnachtsbaum. "Das war eine 2,50 Meter hohe Nordmanntanne", erinnert sich Frey: "Außerdem hat er die deutschen Botschaften im Ausland mit Nordmanntannen versorgt." Brandts Gärtner suchte die Bäume aus, die dann vom Flughafen Köln-Bonn aus in alle Welt verschickt wurden, so Frey.

Und auch der frühere Bundesminister Herbert Wehner kaufte während seiner Bonner Zeit seinen Baum in Meckenheim. "Er kam zuerst mit seiner Ehefrau, später mit seiner Stieftochter, die er dann ja geheiratet hat. Im Mund hatte er immer seine Pfeife", erinnert sich Frey. Ausgewählt hat er "eine einfache Rotfichte, etwa zwei Meter hoch". Neben dem Weihnachtsbaum kaufte Wehner auch noch Kräuter wie Basilikum, Petersilie oder Thymian. "Er war ein Gesundheitsfanatiker", glaubt Frey, "aber ein sehr angenehmer Mann."

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