125 Jahre Waldorfer Schützenbruderschaft Schützenbrüder feiern trotz Zukunftssorgen ihr großes Jubiläum

Bornheim-Waldorf · Eine bewegte und lange Geschichte hat die Sankt Hubertus Schützenbruderschaft 1898 Waldorf hinter sich, wenn sie am Wochenende zur Jubiläumsfeier einlädt. Warum den Schützen dennoch nicht nur zum Feiern zumute ist, erklärt Brudermeister Heinz-Joseph Münch.

Die Waldorfer Schützen feiern ihr 125-jähriges Jubiläum. Heinz-Josef Münch zeigt ein altes Foto von 1910.

Foto: Axel Vogel

Heinz-Josef Münch liebt die Sankt Hubertus Schützenbruderschaft 1898 Waldorf. Deshalb freut sich der 72-Jährige auch so aufs kommende Wochenende, das ganz im Zeichen des 125-jährigen Bestehens seines Vereins steht. Während am Samstag, 8. Juli, interne Vereinsmeisterschaften steigen, wird am Sonntag, 9. Juli, nach der Messe in der Pfarrkirche mit allen Dörflern gemeinsam gefeiert, wenn auch nur in kleinem Rahmen im Biergarten der Gaststätte Kreuel.

Tradition und aktueller Mitgliederschwund

Wegen Überalterung und zu weniger Aktiver war ein „Schützenfest auf dem Schützenplatz nicht möglich. Das können wir nicht stemmen“, erzählt Münch. Ihm ist die Mitgliedschaft in die Wiege gelegt worden. Schon sein Vater Heinrich Schütz war dort aktiv, wurde 1958 sogar Schützenkönig, seit 1964 ist er selber dabei. Im Januar wurde der Ur-Waldorfer zum Brudermeister gewählt-vorläufig nur für ein Jahr. Denn die Hauptaufgabe des neuen Vorstands, zu dem als zweiter Brudermeister auch Willi Schiefbahn, Chef der Gaststätte Kreuel, die Schriftführer Heinz-Josef Kuchem und Renate Pütz sowie Kassierer Wilfried Hülz gehören, sollte in erster Linie Organisation und Durchführung des Jubiläums sein.

Und hier das alte Foto von 1910 noch einmal in der Großansicht.

Foto: Axel Vogel

Die Bruderschaft zählt nur noch 15 Aktive und 20 Inaktive, das Durchschnittsalter ist hoch. Der fehlende Nachwuchs ist bei der Bruderschaft seit Jahren ein schleichender Prozess und eine Herausforderung, mit der die Waldorfer nicht alleine stehen. Einige Bruderschaften im Bezirksverband Bund Vorgebirge haben bereits kapituliert und sich aufgelöst. So etwa Hemmerich, Buschhoven und Sechtem. Dieses Schicksal hofft Münch noch abzuwenden, auch wenn er noch nicht weiß, wie es weitergehen könnte. „Wir versuchen erst einmal, die Aktiven zu halten“, stellte der Rentner fest.

Gemeinsame Arbeiten schufen Team-Geist

Wenn er zurückblickt, stimmt ihn die Entwicklung traurig. Denn es gab tolle Zeiten. So zum Beispiel als die Sanierungen der beiden Hallen auf dem Schützenplatz in den 90er Jahren anstanden. Da wurden in Eigenarbeit die Dachkonstruktion der Festhalle am Schützenplatz erneuert, die gesamte Elektroinstallation modernisiert, die Fensterläden zum ersten Mal verglast. Auch die Grundrenovierung und Erneuerung der Schießstandanlage sowie der Bau eines Aufenthaltsraumes gingen mit dem Fleiß der Mitglieder über die Bühne und schufen zugleich ein Gemeinschaftsgefühl.

Damals zählte der Verein noch um die 55 Aktive und Inaktive, Mitgliederzahlen, die wünschenswert, aber heute wohl nicht mehr zu erreichen sind. „Das Freizeitangebot ist einfach zu groß. Außerdem gilt Schießen mittlerweile als anrüchig. Jugendbetreuung ist heute schwierig, da die gesetzlichen Vorgaben hoch sind und immer komplizierter werden, von der Politik anscheinend auch so gewollt“, bedauerte Heinz-Josef Münch. Dabei hat er im Blick, dass die Entwicklung bei anderen Vereinen eine andere ist. Zum Beispiel bei den St. Sebastianus Bruderschaften in Kardorf und Brenig. Ob Waldorf das leisten könne, weiß Münch nicht, denn er bezweifelt den Bedarf. Aber auch ein Zusammenschluss mit einer benachbarten Bruderschaft kommt für ihn erst einmal nicht in Betracht, denn „wir sind heimatverbunden“.

Haben Schützenvereine dann überhaupt noch eine Zukunft? Das weiß der Ur-Waldorfer nicht. Seiner Auffassung nach werden einige Bruderschaften überleben, andere nicht. Er geht davon aus, dass in den nächsten zehn Jahren das Vereinssterben weitergehen werde – eine Folge des immer geringeren Interesses am Brauchtum. Dörfer wie Waldorf würden wachsen, die Zugezogenen hätten jedoch kein oder nur wenig Interesse an den örtlichen Festen. Das spiegele sich auch in der abnehmenden Resonanz der Schützenfeste wider. „Früher traf man sich dort. Auch die Anwohner unseres Schützenplatzes kamen regelmäßig vorbei. Das ist vorbei“, bilanziert Münch.

Brüderschaft erst nach dem Krieg

Dass es einmal so kommen würde, hätte sich niemand bei der Gründung des Vereins 1898 vorstellen können. In dem Jahr an Kirmesdienstag brachten einige junge Männer einen „Allgemeinen Militärverein“ in der Gastwirtschaft der damaligen Witwe Grüsgen auf den Weg. Zweck des Vereins, der 1904 um die 58 Mitglieder zählte, waren Kameradschaftspflege und Schießsport. Mehrmals wurde der Vereinsname im Spiegel der Zeit geändert. So gehörten die Mitglieder einem „Preußischer Landeskriegerverein Kriegerverein Waldorf (1915) beziehungsweise einem „Schützenverein Waldorf“ (1920) oder einer „Schützengesellschaft St. Hubertus Waldorf“ (1925) an.

Erst nach 1946 wurde der Verein zu einer Bruderschaft, da laut Chronik „der Alfterer Fürst Salm-Reifferscheidt bei den Militärregierungen eine Neuaufnahme der Vereinstätigkeiten im Bund Vorgebirge nur auf der Basis der christlichen Brauchtumspflege erwirkte“. 1951 wurde eine Jungschützenabteilung mit acht Jugendlichen gegründet,1952 das erste Prinzenschießen durchgeführt. Bis zur Jahrtausendwende gab es einen jährlichen Schützenkönig, eine Tradition, die in den vergangenen Jahren wegen fehlender Kandidaten nicht mehr durchzuhalten war. So etwa 2018. Auch in diesem Jahr wird es keinen Wettbewerb um die Königswürde geben.