Alexander-von-Humboldt-Gymnasium Schule bietet Reiten als Kurs in der Oberstufe an

BORNHEIM · "Im Galopp zum Abitur" - so manch einer mag da an das Turbo-Abi nach zwölf Schuljahren denken. Doch der Titel des Oberstufenkurses am Bornheimer Alexander-von-Humboldt-Gymnasium ist durchaus wörtlich zu nehmen: Seit Schuljahresbeginn bietet das Gymnasium Reitunterricht an. Abgeschlossen wird der Kurs mit der Prüfung zum Deutschen Reitabzeichen.

 In der Halle des Reitsportvereins Heimerzheim: Insgesamt beteiligen sich zehn Mädchen der Jahrgangsstufe elf an dem Pilotprojekt.

In der Halle des Reitsportvereins Heimerzheim: Insgesamt beteiligen sich zehn Mädchen der Jahrgangsstufe elf an dem Pilotprojekt.

Foto: Wolfgang Henry

Zehn Mädchen der Jahrgangsstufe elf nehmen an dem Pilotprojekt teil, das Christina Brügge, Lehrerin für Sport und katholische Religion, ins Leben gerufen hat. "Ich bin selbst leidenschaftliche Reiterin. Diesen Sport an einer Schule anbieten zu können, war immer mein Traum", sagt die 32-jährige Pädagogin.

Auf der Suche nach einem Reitstall, der ihr Vorhaben unterstützt, wurde sie beim Reitsportverein Heimerzheim fündig. Reitlehrer Werner Hippe ließ sich von der Begeisterung der jungen Lehrerin anstecken. "Die Jugendarbeit ist das Herzstück unseres Vereins", erklärt der 57-Jährige.

"Wir arbeiten bereits mit zwei Bonner Kinderheimen und einer Grundschule zusammen. Der Umgang mit Pferden bringt Kindern und Jugendlichen unglaublich viel. Dabei geht es nicht nur um das Reiten lernen an sich, sondern allgemein um den Umgang mit Tieren, um Fürsorge, Verantwortung und Disziplin."

Ganz von vorne muss der Reitlehrer mit den Mädchen des Alexander-von-Humboldt-Gymnasiums nicht anfangen: Für ihren ersten Reitkurs wählte Christina Brügge keine blutigen Anfängerinnen aus. "Das Projekt befindet sich ja noch in der Testphase. Deshalb war es für mich erst einmal einfacher, Schülerinnen zu wählen, die schon eine gewisse Reiterfahrung vorweisen konnten." Dies schränkte die Anzahl der Kandidaten erheblich ein - und führte dazu, dass männliche Interessenten erst einmal nicht berücksichtigt werden konnten. "Grundsätzlich sind aber auch Jungs herzlich willkommen."

Ganz umsonst ist der Spaß allerdings nicht: Pro Schuljahr müssen die Teilnehmerinnen 160 Euro zahlen. Dafür dürfen sie einmal pro Woche im Reitstall reiten. Auch die Prüfung zum Deutschen Reitabzeichen, die normalerweise 400 bis 450 Euro kostet, ist im Preis enthalten. "Das ist natürlich ein sensationell günstiges Angebot. Dennoch ist es natürlich kritisch zu sehen, dass man für ein schulisches Angebot bezahlen muss", meint Brügge.

Mit der Firma Emico, dem Reitsportgeschäft "Cevau" aus Brenig und der Kreissparkasse Bornheim konnten schon einige Sponsoren gewonnen werden. Wichtig ist ihr die Qualität und der hohe Anspruch der Unterrichtsstunden. Die Vorstellung, ohne großen Einsatz während der Schulzeit seinem Hobby frönen zu können, sei falsch. "Es ist eine Grundlagenausbildung im Dressur- und Springreiten. Auch ins Westernreiten schnuppern wir hinein. Darüber hinaus gibt es regelmäßige Theorieeinheiten."

Bei der Notengebung berücksichtigt Brügge, die die Schülerinnen gemeinsam mit ihrer Kollegin Corina Brückner begleitet, neben dem theoretischen Wissen die Entwicklung jeder Kursteilnehmerin. "Die eine Schülerin hat ein eigenes Pferd, eine andere hat irgendwann mal ein paar Reitstunden genommen. Das muss man bei der Bewertung natürlich beachten." Niemals sitzen alle zehn Teilnehmerinnen gleichzeitig auf den Pferden. Fünf Schülerinnen reiten, fünf beobachten - in der nächsten Woche wird getauscht.

Während Werner Hippe die Reiterinnen mit Tipps und Tricks versorgt, schauen sich die Beobachterinnen den Stil ihrer Mitschülerinnen ganz genau an. "Der Oberkörper ist ein wenig zu weit nach vorne geneigt - aber im Vergleich zur letzten Stunde ist die Haltung schon viel besser geworden", meint Annika Reis, die die Leistung ihrer Mitschülerin Jana auf der Stute Galina bewerten soll. Dass Reiten an ihrer Schule auf dem Stundenplan steht, finden die Mädchen sensationell.

"Ich kenne keine Schule, an der solch ein Kurs angeboten wird. Wir können unser Hobby mit der Schule verbinden - das ist cool." Auch Schülerinnen und Schüler der Mittelstufe sollen bald die Möglichkeit haben, ihre Sattelfestigkeit zu verbessern: Ab dem nächsten Schuljahr soll die AG "Reitsport in der Schule" starten.

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