Dorf ohne Kneipe Sechtemer Ortsvorsteher Dieter Paschmanns vermisst Versammlungsräume

BORNHEIM-SECHTEM · Ortsvorsteher Dieter Paschmanns ist zwar im Altbiergebiet Nettetal aufgewachsen, doch er ist längst bekennender Kölsch-Trinker. Auch deshalb kann er nicht verstehen, dass es in einem Ort mit 5200 Menschen keine einzige Bierkneipe mehr gibt. "Ein solches Dorf muss doch zwei Wirte ernähren können", sagt Paschmanns.

 Geschlossen: Die Gaststätte "Nachtzug" am Bahnhof war das letzte Bierlokal in Sechtem.

Geschlossen: Die Gaststätte "Nachtzug" am Bahnhof war das letzte Bierlokal in Sechtem.

Foto: Hans-Peter Fuß

Aber im Moment sieht es anders aus. Ende März schloss mit der Gaststätte "Nachtzug" am Bahnhof die letzte Bierkneipe Sechtems. Schon länger trocken sind die Zapfhähne in der "Alten Post" im Schatten des Kirchturms. Das Lokal befindet sich laut Paschmanns seit September 2010 in der Zwangsversteigerung. Vor Jahren abgebrannt ist das Gasthaus "Zur Krone".

Paschmanns: "Bleibt als einzige Lokalität die Pizzeria, aber die ist eben keine Kneipe." Es ist aber nicht nur die Möglichkeit, abends ein Bier in gemütlicher Runde zu trinken, die der Ortsvorsteher vermisst. Vor allem fehlen ihm Versammlungsräume. Das Geschwister-Scholl-Haus und das gebührenpflichtige katholische Pfarrheim seien nur bedingt geeignet.

Diese Situation sei besonders im Hinblick auf die Feiern zum 900-jährigen Bestehen des Ortes im Jahr 2013 zu bedauern. Die Vereine haben bereits reagiert: Die Fußballer von Salia Sechtem feiern im Vereinsheim am Sportplatz, die Basketballer in Bornheim. Das Damenkomitee "Drette Plöck" organisiere am Weibertag keine Veranstaltung mehr, weil ein Saal fehle und die Aufstellung eines Festzeltes zu teuer sei. Für die Schützenbruderschaft stellt sich das Problem nicht mehr: Sie hat sich aufgelöst.

Die Hoffnung, die "Alte Post" etwa durch eine Vereinsgemeinschaft zu ersteigern, sagt Paschmanns, scheitere wohl am fehlenden Geld. Bleibt die Aussage von Claus Oebel, dem Besitzer des Gebäudes, in dem das Lokal "Nachtzug" existierte. Der Rodenkirchener lässt die Gaststätte zurzeit entrümpeln, wie an dem Müllcontainer vor der Tür zu erkennen ist. Dann will er das Haus renovieren und später verkaufen oder erneut verpachten.

Paschmanns bedauert, dass Sechtem "besonders für die Jugend" kaum etwas bietet. Er sagt: "Wir haben fünf Kindergärten und eine Grundschule, danach kommt nichts mehr." Der Ort sei viel zu schnell gewachsen. Es sei besser, das Vorhandene in vernünftige Strukturen zu stecken anstatt jetzt wie geplant ein Baugebiet für 700 weitere Bürger zu planen.

Paschmanns weist auf den Tag der Jugend hin, den die Dorfvereine am Samstag, 21. Mai, 12 bis 18 Uhr, anbieten. Die Orte: Sportplatz, Schulhof, Turnhalle, Kindergarten Klapperschuh, Geräteschuppen am Bahnhof, Youth Club.

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