Schulung im Mertener Paulinen-Hof Sicher unterwegs mit dem Rollator

BORNHEIM-MERTEN · Konzentriert lauschte Petrus van der Steen den Ausführungen der Trainerin im Mertener Paulinen-Hof. Die beiden Griffe seines Rollators fest in der Hand, versuchte der 82-jährige Bewohner der Senioren-Wohnanlage, die Erklärungen von Cornelia Brodeßer in die Praxis umzusetzen.

 Cornelia Brodeßer (Bildmitte) zeigt den Senioren, wie sie am sichersten mit dem eigenen Rollator umgehen.

Cornelia Brodeßer (Bildmitte) zeigt den Senioren, wie sie am sichersten mit dem eigenen Rollator umgehen.

Foto: Roland Kohls

Seit einem halben Jahr ist der gebürtige Flame auf eine Gehhilfe angewiesen, nun lernte er bei einem Rollator-Training die verschiedenen Kniffe in der Benutzung seines Gefährts.

Die Rollator-Schulung bietet Cornelia Brodeßer ehrenamtlich für die Deutsche Verkehrswacht Bonn an. Mit Leidenschaft und Vehemenz erklärte sie den Teilnehmern im Paulinen-Hof die Bremstechnik. Außerdem zeigte sie den Senioren, wie man sich mit kleinen Trippelschritten auf engstem Raum drehen kann.

Die 14 der insgesamt 32 Bewohner des Paulinen-Hofes im Alter zwischen 70 und 90 Jahren nahmen die Tipps gerne an und waren mit Begeisterung bei der Sache. Sowohl für sie als auch für Hedy Obergfäll, die Leiterin des Hauses, war das Anfahren, Bremsen, Wenden und Drehen unter Anleitung eine Premiere.

"Wir haben es angeboten, da uns die Unsicherheiten vieler Senioren beim Manövrieren aufgefallen waren", erklärte Obergfäll. So lernten die Senioren nicht nur in einer Präsentation die theoretischen Grundlagen der Fahrzeugbenutzung, sondern auch die ersten praktischen Übungen im Paulinen-Hof selbst, die später im Straßenverkehr in Merten noch intensiver ausgeführt wurden.

Ein wichtiger Aspekt des drei Tage andauernden Kurses war die technische Überprüfung der einzelnen Fahrzeuge. "Nur bei zwei von zehn überprüften Rollatoren waren die Bremsen in Ordnung, alle anderen hatten eine eingeschränkte Bremsleistung. Das Schlimme ist, dass sich die Fahrer an nicht funktionierende Bremsen gewöhnen", sagte Josef Spettmann vom Sechtemer Sanitätshaus Riese nach einer Kontrolle der Rollatoren.

Laut Spettmann müssen Rollatoren regelmäßig überprüft werden, ähnlich wie Autos. "Am Besten einmal im Jahr", empfahl er. Bei einigen Teilnehmern des Trainings war zudem die Höhe der Griffe nicht richtig eingestellt. Ein Manko, denn wenn sie mit ihrem Gefährt einen Bürgersteig überwinden möchten, müssen die Griffe festgehalten und das Gefährt ein wenig angehoben werden. Geht es einen Bürgersteig hinunter, müssen die Bremsen am Griff angezogen werden.

Für Rollator-Neuling van der Steen war das "richtige Bremsen", das intensiv geübt wurde, neu. Eine Matte auf dem Boden simulierte die Bordsteinkante, Pylonen bildeten zu umrundende Hindernisse, ein Hula-Hoop-Reifen sollte ebenfalls umkurvt werden. "Der Parcours soll den älteren Menschen zu mehr Sicherheit beim Beherrschen des Gefährts verhelfen", erklärte Cornelia Brodeßer. Für sie ist der Rollator nicht nur ein Hilfsmittel der Fortbewegung, sondern dient zugleich auch der Fitness, da Hochheben und Wenden kleine Kraftakte bedeuten.

"Ich war bisher nicht unsicher beim Fahren. Jetzt habe ich aber bestimmte Kniffe gelernt, den Bürgersteig hinauf zu kommen", freute sich die 88-jährige Dortmunderin Elisabeth Herhaus, die seit zwei Jahren im Paulinen-Hof lebt. Von dort ins Dorf zu gehen, ist für manchen Bewohner nicht gerade einfach. "Ich muss mit dem Rollator die Straße entlang. Die ist in einem schlechten Zustand. Zudem gibt es keinen Bürgersteig", kritisierte der 71-jährige Johann Wesseling. Damit die Senioren zumindest besser gesehen werden, wurden sie mit Blink-Reflektoren ausgestattet.

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