Schwester Secunda „Sie brachte Glauben und Vertrauen“

Bornheim · 1878 trat die damals 19-jährige Paula Weber in den Orden der Cellitinnen ein, 1909 kam sie als Schwester Secunda nach Bornheim und pflegte dort die Kranken im Kloster Maria Hilf. Die 1957 verstorbene Schwester ist die einzige Frau unter Bornheims Ehrenbürgern.

Als „Samariterin des Vorgebirges“ wird sie auf der Internetseite der Stadt Bornheim bezeichnet: Schwester Secunda (1878-1957), die einzige Frau unter den sieben Ehrenbürgern der Stadt. 1909 kam die Augustinerin in das Kloster Maria Hilf, um von dort aus die ambulante Krankenpflege zu übernehmen. Die Straße vor dem mittlerweile aufgelösten Kloster heißt in Erinnerung an sie Secundastraße.

Eine der Aufgaben der Schwestern war die Altenpflege. Auch wenn das Kloster heute aufgelöst ist, gibt es das Maria Hilf Altenheim immer noch – in Roisdorf unter der Trägerschaft der Marienborn gGmbh.

Auf Anfrage des General-Anzeigers stellte es ein 1983 erschienenes Buch zum 100-jährigen Bestehen des Klosters Maria Hilf in Bornheim zur Verfügung. Das Archiv der Cellitinnen in Köln liefert zusätzliches Material: Einen Auszug aus dem Register zur Aufzeichnung der Schwesterndaten, eine Kopie der Schriftenreihe Bornheim über 110 Jahre Kinderbetreuung 1887 bis 1997 sowie einen Artikel über Schwester Secunda in einem Pfarrgemeindebrief.

Aus den Unterlagen geht hervor, dass Schwester Secunda am 16. Juni 1878 als Paula Weber im Siegerland geboren wurde. Als 19-Jährige trat sie in die Ordensgemeinschaft Genossenschaft der Cellitinnen nach der Regel des heiligen Augustinus in der Kölner Severinstraße ein. Ihre erste Profess, das Ordensgelübde, legte sie 1900 ab, ihre ewige Profess 1906. Nach Bornheim kam Schwester Secunda 1909 als ausgebildete Krankenpflegerin. Die häusliche Pflege hatte damals einen anderen Stellenwert. Nicht jeder war krankenversichert, sodass ein Gang zum Arzt oder ins Krankenhaus nicht selbstverständlich war.

Schwester Secunda pflegte sowohl die Kranken im Kloster als auch in den Familien. „Urlaub hat sie nie gekannt. Sie wurde sogar nach Brenig, Dersdorf und Roisdorf gerufen“, ist in dem Buch „100 Jahre Kloster Maria Hilf in Bornheim“ zu lesen. Als Seelsorgerin habe sie den Schwerkranken Trost und Mut zugesprochen. „Ihre realistische Art weckte Glauben und Vertrauen“, heißt es in dem Kapitel weiter.

„Engel des Vorgebirges“ sei ihr Ehrenname gewesen, besagt der Artikel in dem Pfarrgemeindebrief. Und: „Kräftig und robust gebaut, brachte sie auch die körperliche Voraussetzung für ihre anstrengende Tätigkeit mit.“ Schwester Secunda engagierte sich zudem in der Bornheimer Marianischen Jungfrauen-Kongregation, einer kirchlichen Vereinigung für Mädchen, der sie zusammen mit Präfektin Margarete Susen vorstand. Alljährlich geleitete sie bis zu 25 Mädchen in weißem Kleid, mit langem Schleier und Kränzchen zur Aufnahme in die Kongregation an den Altar. Wenn eines der Mädchen heiratete, sang der von Schwester Secunda dirigierte Mädchenchor.

Am 13. Juni 1957 verlieh die frühere Gemeinde Bornheim Schwester Secunda die Ehrenbürgerschaft. Der Beschluss im Rat fiel einstimmig. Im gleichen Jahr hatte Schwester Secunda unter großer Anteilnahme der Bevölkerung auch ihr diamantenes Ordensjubiläum gefeiert. Sie verstarb am 2. Juli 1957 im Alter von 79 Jahren. Wie bekannt und beliebt sie in Bornheim war, belegt eine Anekdote, die im Archiv der Cellitinnen verzeichnet ist. Als ein Kind einmal mehrere Schwestern zu einer Feier in der Pfarrkirche gehen sah, rief es seiner Mutter zu: „Alles Kundas.“

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