Insolventer Landwirt aus Bornheim Claus Ritter sitzt nach der Anhörung vor Gericht in Zwangshaft

Exklusiv | Bonn · Der insolvente Bornheimer Spargelbauer Claus Ritter ist am Mittwoch direkt nach einer Anhörung am Bonner Insolvenzgericht in die JVA Köln gebracht worden. Das Gericht ordnete eine Zwangshaft an.

 Claus Ritter mit einer Handvoll Spargel. (Archivbild)

Claus Ritter mit einer Handvoll Spargel. (Archivbild)

Foto: Hans-Peter Fuß/Hans-Peter Fuss

Nicht einmal seine Brille hatte Claus Ritter mitgebracht. Er und seine Frau Sabine kamen dem Vernehmen nach auch ohne Unterlagen und offenbar unvorbereitet zu einer Anhörung vor dem Bonner Insolvenzgericht. An der nahm neben dem zuständigen Rechtspfleger auch Insolvenzverwalter Andreas Schulte-Beckhausen teil. Weil der insolvente Spargelbauer auf zahlreiche Fragen des Insolvenzverwalters keine ausreichenden Antworten geben konnte, sitzt Claus Ritter nun in Zwangshaft. Direkt nach dem Termin ist er von Justizbediensteten zunächst in eine Arrestzelle und anschließend per Gerichtsbeschluss in die Justizvollzugsanstalt Köln gebracht worden. Das bestätigte Amtsgerichtsdirektorin Birgit Niepmann dem General-Anzeiger am Freitagvormittag.

Gegen den Betrieb des ehemaligen Vorzeigelandwirts aus dem Vorgebirge läuft seit Anfang März ein Insolvenzverfahren. Auf rund 40 Hektar bauten Ritters bis dahin Spargel an, auf weiteren rund 85 Hektar Erdbeeren. Auch, wenn die Anbaufläche zum größten Teil gepachtet war, gehörte der Betrieb damit wohl zu den größten Produzenten der Region. Neben den knapp 30 festangestellten Mitarbeitern soll Ritter in der Hauptsaison bis zu 500 meist südosteuropäische Erntehelfer beschäftigt haben.

Mitte Mai demonstrierten die überwiegend aus Rumänien stammenden Saisonarbeiter gegen schlechte Unterbringung und ausbleibende Lohnzahlungen. Die Situation hatte sogar zu einem Besuch der rumänischen Arbeitsministerin geführt (der GA berichtete). Das Unternehmen – eine Gesellschaft bürgerlichen Rechts, die Claus und Sabine Ritter gemeinsam führten – war in finanzielle Schieflage geraten.

Bei der Anhörung am Mittwoch ging es laut Niepmann in erster Linie um Unklarheiten über den Verbleib von Teilen des Betriebsvermögens sowie unklare Ausgaben. Es sei um Maschinen im Wert von mehr als einer Million Euro sowie Ausgaben in ungefähr gleicher Höhe gegangen. Der Inhalt des Fragenkatalogs von Insolvenzverwalter Andreas Schulte-Beckhausen sollte den Eheleuten nicht neu gewesen sein, die knapp drei DIN-A-4-Seiten hätten dem Unternehmerpaar bereits 14 Tage vor dem Termin vorgelegen. Dennoch seien die beiden zur Verblüffung des Rechtspflegers komplett unvorbereitet und vor allem ohne jegliche Unterlagen bei der Anhörung erschienen.

Nach der Verhaftung ihres Mannes sei Sabine Ritter dann deutlich gesprächiger geworden und habe für die Zukunft Kooperation angekündigt. Wenn sie die Fragen beantwortet und die gewünschten Unterlagen beigebracht hat, kann das Gericht die Zwangshaft gegen ihren Mann aufheben. Neben der Zwangshaft könnte Claus Ritter weiteres juristisches Ungemach drohen: So ermittelt die Bonner Staatsanwaltschaft wegen möglicher illegaler Geschäfte mit Fahrzeugen gegen den Landwirt. Ritter ist wohl Oldtimersammler, und so geht es bei den Ermittlungen nicht nur um den Unternehmensfuhrpark, sondern auch um private Sammlerstücke der Marken Ferrari oder Porsche. Obwohl die Sammlerfahrzeuge finanziert gewesen sein sollen, und Ritter somit gar nicht gehörten, soll er sie verpfändet haben, um an Geld zu kommen. Nach Informationen von GA und WDR ermitteln die Staatsanwälte seit 2018 darüber hinaus auch wegen Steuerhinterziehung und Sozialversicherungsbetrug.

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