"Eine Stunde mit ..." Sportpädagoge Anish Pulickal - Bolzen und Berufsberatung

BORNHEIM-SECHTEM · In der Serie "Eine Stunde mit..." begleiten wir diesmal: Sportpädagoge Anish Pulickal. Mit Sportangeboten will er Vertrauen schaffen, um die Jugendlichen, wenn sie älter werden, auch in ihrer Berufswahl zu unterstützen.

"Sprich noch mal englisch auf Indisch!", ruft ein Junge. Anish Pulickal (30) gibt sein Bestes, die Jungs amüsieren sich köstlich über die kleine Comedy-Einlage. "Aber nicht die Zeit vergessen", tönt es vom Spielfeld. "Nein, hab ich im Blick!" ruft Pulickal herüber, jedes Fußballspiel dauert sechs Minuten.

"Im Prinzip läuft das mit dem Fußball von allein, aber wenn keiner da ist, der das ein bisschen steuert, artet es irgendwann aus", erklärt Pulickal, der an diesem Donnerstagabend wie jede Woche mit dem Mobil der Rheinflanke in Sechtem vor Ort ist. Fast 20 Kinder und Jugendliche sind trotz des regnerischen Wetters gekommen. Es sind vor allem Jungen.

Seit zwei Wochen verstärkt Pia Strohmeyer (34) als weiblich Fachkraft das Angebot der Streetworker. "So hatten wir letzte Woche direkt ein paar Mädchen dabei, mit denen wir die bunten Hände auf den Bus gemalt haben", freut sich Strohmeyer. Das Regenwetter heute scheine sie aber abzuschrecken.

Nicht so Celina. Die Zehnjährige steht mit viel größeren Jungen auf dem kleinen Kunstrasenplatz und ist eifrig bei der Sache. Sie spielt genauso gern Fußball, wie die Jungs, und ist sogar Torwartin im Verein. Heute ist sie zum ersten Mal da.

"Mein Freund Niklas war hier schon oft. Ich hab gefragt: Ist das ein Turnier? Muss man sich da anmelden? Und er hat gesagt, nee, man kann einfach hingehen, da bin ich jetzt auch mal mitgegangen. Ich find's super hier." Sie will wiederkommen.

Während Anish Pulickal die Fußballer in kleine Mannschaften aufteilt, baut Pia Strohmeyer schon mal die "Slackline" auf. Von Baum zu Baum spannt sie ein Seil, das so dick ist wie ein Feuerwehrschlauch, in etwa 40 Zentimetern Höhe. Zunächst hängt es einsam herum, doch als Max (8) fürs Foto mit Anish Pulickals Hilfe einige Schritte als Seiltänzer wagt, wollen plötzlich alle einmal testen, wie weit sie es schaffen, ohne herunter zu fallen.

Mittlerweile ist es schon kurz vor 19 Uhr. Die Mutter von Max ist vorbeigekommen, um ihn abzuholen. "Jetzt in den Ferien hat Max kein Fußballtraining, da kommt er ab und an hier hin", erzählt Nadine Stodtkötter, die nicht weit von dem kleinen Rasenplatz an der Wendelinusstraße in Sechtem entfernt wohnt, der mit Ankunft des Rheinflanke-Bus' donnerstags ab 17 Uhr zum Freizeittreff wird.

Stodtkötter findet das Angebot gut, lässt Max aber nur zusammen mit dem älteren Bruder dort spielen und holt ihn abends ab: "Abends sind hier natürlich viele Jugendliche, wo sollen sie auch sonst hin?"

Obwohl die Altersstruktur so unterschiedlich ist, funktioniere das Miteinander: "Ich habe immer Angst, dass es da mal kracht, aber bisher gab es da noch keine größeren Probleme", versichert der Diplom-Sportpädagoge Pulickal.

Mit den Sportangeboten will er Vertrauen schaffen, um die Jugendlichen, wenn sie älter werden, auch in ihrer Berufswahl zu unterstützen. "Zum Beispiel sind Praktika ein Thema." Jetzt, wo sie zu zweit sind, ist auch mehr Zeit für Gespräche.

Aber auch gemeinsame Brotzeiten gibt es am Bus: "Manche Kinder kommen hier hin und haben den ganzen Tag nur ein Toast gegessen. Dann braucht man sich nicht mehr wundern, wenn die in der Schule nicht aufmerksam sind." Der Sportwissenschaftler scheint auch ein Vorbild für die Jugendlichen zu sein: Der 16-jährige Adrian ist nicht mehr nur Teilnehmer.

Er hilft inzwischen auch bei der Arbeit, und will das Fachabi machen, um Pädagogik studieren zu können: "Ich will einmal das gleiche machen wie Anish", sagt Adrian, und stürzt sich dann wieder ins Fußballspiel.

Die Rheinflanke

Anish Pulickal (30) und seine neue Kollegin Pia Strohmeyer (34) sind für die "Rheinflanke", einem von der Stadt Bornheim und diversen Sportsponsoren geförderten Projekt, unterwegs. Das Projekt unterstützt junge Leute bei ihrer persönlichen Entwicklung und verbindet Straßenfußball mit Bildungsmöglichkeiten.

Der Bus der Rheinflanke hält jeweils zu bestimmten Zeiten an verschiedenen Stationen in Bornheim und bietet dort Sport und pädagogische Spiele für die Kinder und Jugendlichen an. Weitere Infos gibt es unter "Rheinflanke Bornheim Mobil" auf Facebook.

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