Sanierung oder Neubau? Stadt Bornheim vertagt Entscheidung zum Schwimmbad

Bornheim · Sanierung oder Neubau? Die Frage wollte die Stadt Bornheim bis Juli entschieden haben. Nun verschiebt sie das Thema Hallenfreizeitbad im Hauptausschuss von April in den Juni. Viele Fragen sind derweil noch immer offen.

 Das Hallenfreizeitbad nutzen neben den Bornheimer Einwohnern auch viele Schüler.

Das Hallenfreizeitbad nutzen neben den Bornheimer Einwohnern auch viele Schüler.

Foto: Matthias Kehrein

Was wird aus dem Hallenfreizeitbad (HFB) in Bornheim? Dass der Zustand des Bads schlecht ist, steht seit Längerem fest. Im Dezember 2020 hatte die Deutsche Gesellschaft für das Badewesen (DGfdB) in einem Gutachten die Modelle Sanierung und Neubau gegenübergestellt (der GA berichtete). Damals hatte Bürgermeister Christoph Becker angekündigt, dass in der ersten Jahreshälfte 2021 eine Entscheidung in der Frage Neubau oder Sanierung fallen soll. Was ist seitdem geschehen?

Im Auftrag seines Verwaltungsrats leitete der Stadtbetrieb Bornheim, der das Bad betreibt, das Gutachten an den Bürgermeister weiter mit dem Auftrag, alles Weitere in den zuständigen Gremien abzustimmen. „Mittlerweile wurde eine Projektgruppe eingerichtet“, berichtet Stadtsprecher Rainer Schumann auf Anfrage. Weitere Details seien noch nicht spruchreif. Nur so viel: Eine Verwaltungsvorlage zum HFB soll in der Sitzung des Haupt- und Finanzausschusses (HFA) am 2. Juni vorgestellt werden. Ursprünglich war sie allerdings schon für den HFA am 29. April geplant gewesen.

Die Kosten bezifferte die DGfdB-Studie mit rund 19,8 Millionen Euro für die Sanierung und 37,5 Millionen Euro für einen Neubau mit Hallenbad, Freibad und Sauna. Dabei handelt es sich aber nicht um die endgültigen Zahlen: Die Sanierung beschränkt sich in diesem Modell auf das Nötigste, um das Bad funktionstüchtig und sicher zu halten. Nicht enthalten sind Kosten für mögliche funktionale Verbesserungen. Auch was es kostet, die vorhandenen Defizite beim Brandschutz zu beheben, ist in den 19,8 Millionen Euro noch nicht berücksichtigt.

Kosten für neues Grundstück nicht berücksichtig

Ähnlich sind in den 37,5 Millionen Euro für den Neubau nicht die Kosten für ein neues Grundstück enthalten, sollte das HFB an einer anderen Stelle neu gebaut werden. Im Fazit der Studie empfiehlt die DGfdB, nicht zu sanieren, wenn der Sachwert der Anlage geringer ist als die Kosten für die Sanierung. Den Sachwert ermittelte das Gutachten allerdings nicht. Ebenfalls solle bei einer Entscheidung berücksichtigt werden, ob die Kosten für regelmäßig nötig werdende Sanierungen die Neubaukosten um mehr als die Hälfte übersteigen. Das sind nur zwei Fragen, mit denen Verwaltung und Politik sich auseinandersetzen müssen.

Immerhin: Öffentliche Förderprogramme für städtische Bäder existieren und könnten auch für Bornheim infrage kommen. Aktuelle Beispiele aus Wesel, Duisburg, Koblenz, Bielefeld und Bad Neuenahr zeigen, dass gerade neu gebaute kommunale Kombi-Bäder eine Zukunft haben und von Bund und Land finanziell gefördert werden.

Zu berücksichtigen ist auch, bei welcher Variante das HFB wie lange geschlossen bleiben müsste. „Während der Sanierung ist ein Betrieb der Badeanlage kaum denkbar“, heißt es im Gutachten. Hallen-, Freibad oder Sauna einzeln zu betreiben, sei ebenfalls nicht möglich, da sie technisch und funktionell miteinander verflochten sind.

Schüler sind auf Schwimmbad angewiesen

Auch ein Neubau am aktuellen Standort würde dank Abriss und anschließenden Bauarbeiten eine lange Schließung nach sich ziehen. Freizeitschwimmer könnten in eines der Bäder in den umliegenden Kommunen ausweichen. Anders sieht es für die Schüler aus, die das Bad nach Angaben der Stadt 2019 rund 55.000 Mal für den Unterricht genutzt haben.

Bliebe noch ein Neubau an anderer Stelle. Dabei könnte der Standort laut Gutachten unter anderem „im Hinblick auf die Nutzergruppe Schulen“ optimiert werden. Viel zentraler als die Fläche an der Rilkestraße in unmittelbarer Nähe des Bornheimer Zentrums geht es allerdings kaum. Die Stadt selbst will auf Anfrage nicht über einen anderen Standort spekulieren. Fest steht, dass sie bei der Grundstückssuche – wie immer – viele Interessen abwägen müsste: von Landwirtschaft, Naturschutz, Gewerbe und Anwohnern; auch eine gute Anbindung an den öffentlichen Nahverkehr ist für ein Schwimmbad unerlässlich. Hat die Stadt kein passendes Grundstück im Besitz, schlagen die Kosten für den Kauf sich auf die Neubaukosten auf.

Warum bisher kein Vertreter der DGfdB zur Beratung etwa in den Haupt- und Finanzausschuss eingeladen wurde, beantwortete die Stadt auf Anfrage nicht. Solange die zuständigen Gremien der Stadt die Sanierung nicht beschließen, wird es laut dem Stadtbetriebsvorsitzenden Ulrich Rehbann mit der Sanierung jedoch auch nicht vorangehen. Mit einem Neubau in der Konsequenz natürlich ebenso wenig.

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