Im Porträt Steinmetz und Steinbildhauer Helmut Sistig aus Walberberg

BORNHEIM-WALBERBERG · Verträumt sitzt sie vor der Tür des Rösberger Trimbornhofs und schaut sehnsüchtig zu den Sternen hinauf. Die zarte Schönheit ist aus Stein gehauen und gehört zu den Lieblingsfiguren des Walberberger Steinmetzes und Steinbildhauers Helmut Sistig (56), der eine ganze Reihe seiner Skulpturen Christiane Romboy als Dauerausstellung für den Innenhof des kleinen Cafés zur Verfügung gestellt hat.

 Helmut Sistig in seiner Werkstatt.

Helmut Sistig in seiner Werkstatt.

Foto: Wolfgang Henry

Seit 1987 hat Sistig seine Werkstatt in einem alten Bauernhof an der Walberberger Hauptstraße. Die meisten seiner Aufträge bestehen aus Friedhofsarbeiten wie Grabsteinen und Grabeinfassungen. "Leider gibt es heute kaum noch kreative Möglichkeiten für Steinmetze, überall werden die Mittel gestrichen, um alte Gebäude aufwändig zu sanieren, und Bauherren fehlt oftmals das Geld, um handgearbeitete Unikate zur Verschönerung des Gartens oder des Hauses zu finanzieren", bedauert der gebürtige Rösberger. Auch Importe aus Fernost machen den ansässigen Steinhandwerkern das Leben schwer.

Dennoch ist Helmut Sistig auch in seiner Freizeit von seinem Material fasziniert. Der Zauber des Steins liegt für ihn darin, dass er erobert werden muss. Die Auseinandersetzung mit dem Widerstand, den das Material leistet, ist für Sistig jedes Mal aufs Neue eine Herausforderung. Für seine künstlerischen Arbeiten wählt er jedoch meistens weichere Materialien wie Marmor oder Sandstein, um die filigranen Motive aus einem Klotz herauszuarbeiten.

In stundenlanger Kleinarbeit sägt er große Blöcke zunächst grob zurecht und behaut sie anschließend mit Spitz-, Schlag- oder Beizeisen, bis sie den gewünschten Ausdruck annehmen. "Ich haue am liebsten Frauen - in Stein natürlich", scherzt Sistig. Ihm macht es Freude, sich immer und immer wieder auf die Suche nach idealer Schönheit zu machen, die er in den weichen, runden Formen seiner zarten Frauengestalten verewigt.

Das Beständige des Steins, das Generationen überdauert und uns heute noch Geschichten aus längst vergangenen Kulturen zu erzählen vermag, ist ein weiterer Aspekt, der den 56-Jährigen nach Experimenten mit anderen Materialien wie beispielsweise Ton immer wieder zum Stein zurückkehren ließ. Er hat selbst Ende der 70er Jahre bis Anfang der 80er Jahre an der ewigen Baustelle Kölns in der Dombauhütte mitgewirkt. Er weiß zwar nicht, wo genau seine Strebebogenarbeiten am Dom letztendlich eingearbeitet sind, doch er hat als Steinmetzmeister seinen Teil zu diesem gewaltigen Monument beigetragen.

Wenn Helmut Sistig beginnt, aus einem seiner großen Steinblöcke ein Tier zu modellieren, sind ihm Schnecken oder Schildkröten als Motiv am nächsten. Ihre Langsamkeit, ihr schützender Panzer und ihre Anmutung, dass sie nichts aus der Ruhe bringen kann, sind für ihn eine Form von Meditation. "In unserer hektischen Zeit wissen viele Menschen nicht mehr, warum sie durch die Welt hetzen und übersehen dabei das Wesentliche." Doch auch eine Schnecke kommt an ihr Ziel.

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