Bauprojekt in Hersel Bonafide Immobilien verklagt die Stadt Bornheim

Bornheim-Hersel · Es soll ein richtiges Dorf für Studenten zum Wohnen und zum Arbeiten werden, das von der Bonafide Immobilien geplante Gebäude auf dem ehemaligen Collo-Gelände in Hersel. Doch wird es ein Studentenhotel oder Wohnheim? Bauherr und Verwaltung streiten um das Projekt. Jetzt hat das Bauunternehmen gegen die Stadt Untätigkeitsklage eingereicht.

So stellt die Immobilienfirma Bonafide sich das Studentenhotel auf dem ehemaligen Collo-Gelände in Bornheim-Hersel vor.

So stellt die Immobilienfirma Bonafide sich das Studentenhotel auf dem ehemaligen Collo-Gelände in Bornheim-Hersel vor.

Foto: Bonafide Immobilien

Das Unternehmen Bonafide Immobilien will die Pläne für ein Gebäude mit 264 Zimmern auf dem ehemaligen Collo-Gelände in Hersel doch wie geplant umsetzen. Das teilte Co-Geschäftsführer Stefan Schepers dem General-Anzeiger mit. Nach einer Anfrage des GA bei der Stadt Bornheim war in der vergangenen Woche Unklarheit über den Fortschritt des Projekts aufgekommen. Bonafide Immobilien hat Schepers zufolge am 3. Juli 2019 einen Bauantrag bei der Stadt Bornheim eingereicht. Weil die Bearbeitung aus seiner Sicht zu lange dauere, habe das Unternehmen die Stadt nun verklagt.

Bornheims Erster Beigeordneter Manfred Schier hatte vergangene Woche auf Anfrage erklärt, dass eine Wohnnutzung auf dem Grundstück an der Simon-Arzt-Straße nicht zulässig sei, weil es sich um ein Gewerbegebiet handele. Gleichzeitig erklärte eine Mitarbeiterin der Immobilienfirma dem GA auf Anfrage, dass sich das Projekt in einer Umplanung befinde und deswegen keine genaueren Angaben gemacht werden könnten.

In einem Statement betont Bonafide jetzt den Unterschied zwischen Wohnheim und Hotel. „Zu keinem Zeitpunkt war auf dem Grundstück an der Simon-Arzt-Straße ein Studentenwohnheim geplant“, sagt Schepers. Dem widerspricht Bürgermeister Wolfgang Henseler. Am Anfang sei ein Wohnheim im Gespräch gewesen, später dann „das Etikett geändert“ worden. Deswegen habe der Beigeordnete Schier auch darauf aufmerksam gemacht, dass ein Wohnheim dort nicht zulässig sei.

Schepers zufolge geht es aber um die Errichtung eines Hotels mit 264 Zimmern und Servicenebenflächen wie einer Lobby mit Bar, Tagungs- und Arbeitsräumen, einem 24-Stunden-Shop und Sportangebot. „Das Hotel richtet sich vorzugsweise an junge Leute, insbesondere an Studenten und Young Professionals“, erklärt der Geschäftsführer.

In einer Bauvoranfrage habe die Stadt Bornheim im März 2019 bereits attestiert, dass die Planung zulässig sei. Das bestätigt auch der Bürgermeister.

Schepers zufolge hat die Stadt Bornheim bei der Klage eines Unternehmens aus der Nachbarschaft des Grundstücks an der Simon-Arzt-Straße vor Gericht selbst die Auffassung vertreten, es handle sich um ein Hotel. Bürgermeister Henseler wollte sich dazu nicht äußern, weil es sich um ein laufendes Verfahren handele. Zumindest dass eine Klage eines Drittunternehmens läuft, konnte ein Sprecher des Amtsgerichts Köln bestätigen.

„Schaden von monatlich 66.000 Euro an Finanzierungskosten“

Dass bisher keine Baugenehmigung vorliege, liegt in Schepers Augen nicht daran, dass das Bauvorhaben unzulässig sei. Er hat hingegen das Gefühl, dass das Bauordnungsamt der Stadt wegen der Größe des Vorhabens damit überfordert sei.

Laut Gesetz hat die Stadt einige Monate Zeit, um den Bauantrag zu prüfen. Diese Frist ist Schepers zufolge verstrichen. Deswegen habe Bonafide Immobilien gegen die Stadt Untätigkeitsklage beim zuständigen Verwaltungsgericht und Schadenersatzklage beim Landgericht eingereicht. Durch die Verzögerung entstehe ein „Schaden von monatlich 66.000 Euro an Finanzierungskosten“, sagt Schepers. „Dieser wird von der Stadt Bornheim zu tragen sein.“

„Wir sind mit nichts überfordert“, bekräftigt hingegen der Bürgermeister. „Wir haben schon viel größere Bauverfahren abgewickelt.“ Ihm zufolge ist die Frist zur Prüfung noch gar nicht verstrichen, denn sie beginne erst, wenn der vollständige Bauantrag eingereicht sei. Bisher fehle von Bonafide aber noch ein Gutachten zu Stellplätzen. Denn der Bauherr müsse nachweisen, entsprechend der Zimmerzahl auch ausreichend viele Parkplätze zu errichten.

Abrissarbeiten sollen im Februar beginnen

Auch ein Verkehrsgutachten habe Bonafide erst am 4. Dezember 2019 eingereicht. Fünf Tage später folgte laut Bürgermeister schon die Untätigkeitsklage. Diese wollte er als laufendes Verfahren ebenfalls nicht weiter kommentieren. Ein Sprecher des Amtsgerichts bestätigte auf Nachfrage, dass das Verfahren läuft.

„Wir sind nach Recht und Gesetz verpflichtet, alle Unterlagen genau zu prüfen“, betont Henseler. Vorher könne keine Entscheidung über den Bauantrag fallen. Dazu gehöre auch, zu prüfen, wie die Zimmer genutzt werden sollen. „Der Charakter eines Hotels muss erfüllt sein“, sagt der Bürgermeister.

In einem Punkt widerspricht Bonafide Immobilien auch Collo-Chef Lutz Irgel. Dieser hatte gesagt, dass eine Übergabe für Ende März geplant sei. „Wir haben das Grundstück erworben und bezahlt und werden im Laufe des Februars mit dem Abriss der auf dem Grundstück stehenden Gebäude beginnen“, sagt Schepers.

Die Finanzierung sei gesichert, ein Generalübernehmervertrag für die Errichtung des Gebäudes gesichert und ein Betreibervertrag für das Hotel geschlossen. „Nach Erteilung der Baugenehmigung können wir unverzüglich mit den Bauarbeiten beginnen“, so Schepers.

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