Kommentar Täglicher Kraftakt

Meinung | Bornheim · Vor 25 Jahren wollte die Stadt Bornheim Kosten sparen und gab die Musikschule an einen Trägerverein ab. Was die Ehrenamtlichen seitdem geleistet haben, ist aller Ehren wert, meint GA-Redakteur Jörg Manhold. Und es ist offenbar nachhaltig.

 Mehrere Klavierklassen unterhält die Bornheimer Musikschule. Hier spielt Joe Russo.

Mehrere Klavierklassen unterhält die Bornheimer Musikschule. Hier spielt Joe Russo.

Foto: Axel Vogel

Der Verein Bornheimer Musikschule feiert 25-jähriges Bestehen, und das ist berechtigt. Denn als die Trägerschaft 1993 von der Stadt auf den Verein aus Musikschullehrern und Schülereltern überging, waren sich die Protagonisten der Erfolgsstrategie ihres Start-ups keineswegs sicher.

Zur Erinnerung: Damals bezuschusste die Stadt Bornheim ihre städtische Musikschule mit umgerechnet 400 000 Euro jährlich. Auch wenn Kunst und Kultur eine kommunale Aufgabe sind, wollte man sich von diesem Kostenfaktor trennen. In jener Zeit war Privatisierung in Mode.

In die Bresche sprangen Trompetenlehrer Wilhelm Brünting und Gitarrenlehrer Jörg Draaf, die bis dahin wenig Kontakt hatten zu der aufreibenden Organisationsarbeit eines Lehrinstituts. Es war ein bisschen wie Jugend forscht, und niemand konnte eine Prognose wagen.

Festzuhalten ist, dass sich die damaligen Retter der Musikschule nicht geschont haben. Sie haben um Vertrauen geworben, wo sie selbst noch gar nicht wussten, wie das alles gehen soll. Und sie haben Kräfte freigesetzt, von denen sie gar nicht wussten, dass sie sie besaßen.

Heute darf man sagen: Die Privatisierung war ein Erfolg. Die Schülerzahl lag in städtischer Ägide bei etwa 1400, heute bei 1700 plus 350 Grundschüler. Der städtische Zuschuss beträgt jetzt 20 000 Euro – fünf Prozent vom Ursprungswert.

Wie das möglich ist? Die Antwort lautet: Wenn man jetzt feiern und eine positive Bilanz ziehen kann, dann bezieht sich das auf die erhaltenswerte Institution Musikschule. Die Arbeits- und Finanzierungsbedingungen sind indessen in dieser Zeit keineswegs besser geworden. Alle Aktiven wissen etwas mit dem Begriff „Selbstausbeutung“ anzufangen. Der Erhalt der Musikschule ist weiterhin ein täglicher Kraftakt.

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