Krieg in der Ukraine Sind die linksrheinischen Kommunen auf Flüchtlinge vorbereitet?

Rhein-Sieg-Kreis · Flüchtlinge aus der Ukraine könnten auch ins Vorgebirge und die Voreifel kommen. Aber sind die Städte und Gemeinden darauf vorbereitet?

 Geflüchtete aus der Ukraine sitzen nach ihrem Grenzübertritt von Schehyni in der Ukraine nach Medyka in Polen in einem Bus, der sie zu einer Übergangsunterkunft bringt.

Geflüchtete aus der Ukraine sitzen nach ihrem Grenzübertritt von Schehyni in der Ukraine nach Medyka in Polen in einem Bus, der sie zu einer Übergangsunterkunft bringt.

Foto: dpa/Michael Kappeler

Europaweit bereiten sich die Verantwortlichen auf Hunderttausende Menschen vor, die wegen des Ukraine-Krieges ihr Land verlassen und anderswo Zuflucht suchen. Auch in den Rathäusern der linksrheinischen Städte und Gemeinden steht die Flüchtlingsfrage auf der Tagesordnung. Vielleicht werden auch hier und dort Erinnerungen an die Jahre 2015/16 wach, als eine Vielzahl an Menschen schnell untergebracht werden musste. Aber gibt es überhaupt genug Kapazitäten?

Mit Stand von Donnerstag standen in Bornheim genau 176 Plätze in Gemeinschaftsunterkünften zur Verfügung – bei einer maximalen Belegung von drei Personen pro Zimmer. Diese Zahl nannte Stadtsprecher Christoph Lüttgen auf Anfrage des General-Anzeigers.

Im Notfall müssten auch Turnhallen belegt werden

„Da sich nur schwer noch regulärer Wohnraum für Flüchtlinge finden lässt, sind in den Unterkünften viele Flüchtlinge über deutlich längere Zeiträume untergebracht, als bei der Unterbringungsform vorgesehen“, fügte er hinzu. Vorübergehend könnte darüber hinaus kurzfristig nur eine Unterbringung von größeren Gruppen in Gemeinschaftseinrichtungen, wie etwa Turnhallen, organisiert werden.  

Die Stadt Bornheim gehe davon aus, dass es bei Flüchtlingen aus der Ukraine zunächst zu einer Aufnahme in die Erstaufnahmeeinrichtungen und dann zu einer Zuweisung an die Kommunen komme, so Lüttgen. Zugleich wies er darauf hin, dass den Kommunen bereits eine größere Anzahl an Afghaninnen und Afghanen angekündigt worden sei, die im Land als Ortskräfte für die Bundeswehr oder deutsche Institutionen gearbeitet hatten.

Daher könne die Stadt Bornheim nur schwer einschätzen, ob die Aufnahmekapazitäten reichen. Lüttgen: „Die Verwaltung geht davon aus, dass bei einer größeren Fluchtbewegung auch um ehrenamtliche Unterstützung und Aufnahmebereitschaft der Bevölkerung gebeten werden müsste.“

Alfter, Rheinbach und Meckenheim geben sich optimistisch

Ähnliche Gedanken machen sich auch die Verantwortlichen im Alfterer Rathaus. Durch die Zuweisungen von Menschen in den vergangenen Wochen seien die Platzkapazitäten in der Gemeinde Alfter deutlich reduziert, sagte Gemeindesprecherin Maryla Günther. „Durch verschiedene Umzüge schaffen wir aber derzeit Platz, um auch auf Zufluchtsuchende aus der Ukraine vorbereitet zu sein“, fügte sie hinzu, ohne konkrete Zahlen zu nennen.

So allgemein optimistisch gibt man sich auch in Rheinbach. „Die Stadt Rheinbach ist darauf eingestellt, dass Menschen aufgrund von Krieg und Verfolgung Zuflucht in unserem Land suchen“, betonte Stadtsprecher Norbert Sauen. Daher könnte die Stadt Rheinbach auch kurzfristig Flüchtlinge in den vorhandenen Unterbringungsmöglichkeiten aufnehmen.

Auch in Meckenheim gibt es laut Stadtverwaltung erste Überlegungen zur Aufnahme von Flüchtlingen. Man würde die Kirchen einbinden und die Bürgerinnen und Bürger dazu aufrufen, Unterkünfte bereitzustellen, hieß es aus dem Rathaus. „Wir sind fassungslos über das Geschehen in der Ukraine und diese Form der Aggression im Osten Europas. Natürlich sehen wir es als unsere Pflicht an, den Menschen, die vor diesem Krieg aus der Ukraine fliehen, zu helfen“, so Bürgermeister Holger Jung.

Swisttal kann keine Flüchtlinge aufnehmen

Nicht dazu in der Lage sieht sich die Gemeinde Swisttal – was angesichts der Folgen der Hochwasserkatastrophe auch nicht verwundert. „Durch die Flutkatastrophe wurden auch die Räumlichkeiten für die Unterbringung von Flüchtlingen betroffen“, sagte Gemeindesprecher Bernd Kreuer.

Die Gebäude würden zurzeit, wie auch viele Privatgebäude, immer noch instandgesetzt. „Die noch zur Verfügung stehenden Räumlichkeiten sind weitgehend ausgelastet, da die Menschen, deren Räumlichkeiten von der Flut betroffen waren, in die noch vorhandenen Räumlichkeiten umziehen mussten“, so Kreuer weiter.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort