Windenergie in Bornheim Umweltschützer gegen Windräder auf dem Villerücken

Bornheim · In der Debatte um den Bau von Windrädern will der Landschafts-Schutzverein Vorgebirge die Konzentrationszone bei Sechtem erhalten. Derweil kritisiert die CDU den Bürgermeister.

Die Debatte um den möglichen Bau von Windrädern auf dem Villerücken geht weiter. Nachdem sich bereits die Fraktionen von FDP und Grünen gegen solche Anlagen auf der Vorgebirgshöhe ausgesprochen haben (der GA berichtete), hat sich nun ebenfalls der Landschafts-Schutzverein Vorgebirge (LSV) ablehnend zu Wort gemeldet. Der LSV will die dortige Landschaft weiter ungestört lassen. "Das wäre mit Windrädern vorbei", sagt LSV-Vorsitzender Michael Pacyna. Ebenso lehnt der LSV einen Eingriff in das aus seiner Sicht wichtige Erholungsgebiet wegen des Vorkommens geschützter Arten ab.

Wie berichtet, haben sich mehrere Projektentwickler seit dem vergangenen Sommer bei der Stadt Bornheim gemeldet und ihr Interesse am Bau von Windkraftanlagen im Vorgebirge bekundet. Bislang sind namentlich nur die Stadtwerke Aachen (Stawag) öffentlich bekannt. Laut Bürgermeister Wolfgang Henseler will die Stadt verhindern, dass Windräder auf dem Villerücken gebaut werden.

Gutachten in Auftrag gegeben

Die Verwaltung hat daher eine externe Anwaltskanzlei mit einer rechtlichen Prüfung beauftragt. Es soll geklärt werden, ob die aktuell ausgewiesene Windkonzentrationszone mit unter anderem einer Höhenbegrenzung von 150 Metern Rotorspitze bei Sechtem noch die rechtlichen Rahmenbedingungen erfüllt, um andere Standorte im Stadtgebiet innerhalb eines Genehmigungsverfahrens auszuschließen. Es soll etwa geprüft werden, ob in der vorhandenen Zone auch höhere Anlagen möglich sind. Bekanntlich hatte das Unternehmen Enercon aus Norddeutschland im Jahr 2018 nach elfjähriger Planungsphase den Bauantrag für den Windpark aufgrund fehlender Wirtschaftlichkeit zurückgezogen.

Für die Zone wurden dem Unternehmen nur drei anstatt sechs Windräder mit einer Höhe der Rotorenspitze von 150 Metern genehmigt. Die Deutsche Flugsicherung hatte Bedenken hinsichtlich des Abstands zum Flughafen Köln/Bonn angemeldet. Laut LSV wollen die Stadtwerke Aachen auf Ackerflächen zwischen Brenig und Merten bis zu 19 Windräder errichten. Die Stawag hätten ihre Planungen bereits den Fraktionen von CDU, UWG, FDP und Linken vorgestellt, heißt es vom LSV weiter. Die Stadtwerke Aachen hatten am Montag auf eine Anfrage des General-Anzeigers per E-Mail dazu bis Redaktionsschluss nicht reagiert.

LSV notfalls für höhere Windräder

Der LSV spricht sich, wie auch die Grünen, für die vorhandene Windkonzentrationszone aus. Diese befindet sich bei Sechtem, entlang der Hochspannungstrasse. "Der LSV unterstützt diese Zone, weil wir wollen, dass auch Bornheim seinen Anteil an der Energiewende leistet", teilt Pacyna mit. In dieser auch durch die Wesselinger Chemieanlagen bereits vorgeschädigten Landschaft mit einer geringen Bedeutung für die Naherholung und mit einem 1000-Meter-Abstand zur Wohnbebauung könnten die Investoren gerne bauen, so der LSV-Vorsitzende.

Damit die Konzentrationszone ihre Ausschlusswirkung – also keine Windräder an einer anderen Stelle in Bornheim – behalte, müsse geprüft werden, ob bei der stark verringerten Einspeisevergütung von weniger als fünf Cent pro Kilowattstunde noch eine wirtschaftliche Windstromerzeugung möglich sei, heißt es vom LSV. Anderenfalls sei der Verein bereit, auch höhere Windräder zu akzeptieren.

Zugleich bezweifelt der LSV, dass auf der Ville die von den Firmen geforderten Höhen von 200 bis 240 Meter Rotorspitze zulässig sind. "Der Militärflughafen Nörvenich liegt in der Nähe. Die Bundespolizei in Heimerzheim übt in dem Gebiet Hubschrauberflüge in Bodennähe, und der Flugverkehr Hangelar wäre betroffen", heißt es zur Erläuterung.

CDU: Bürgermeister handelt fahrlässig

Unterdessen kritisiert die CDU das Vorgehen des Bürgermeisters. "Es steht im Raum, dass Bürgermeister Henseler bereits im Sommer 2018 darüber Kenntnis hatte, dass verschiedene Investoren Windräder auf dem Villehang planen", teilt Bernd Marx, umweltpolitischer Sprecher der CDU-Ratsfraktion, mit. Gleichzeitig sei wohl absehbar gewesen, dass die Windkonzentrationszone rechtlich angreifbar sein könnte. "Sollte sich dies bewahrheiten, muss Henseler erklären, warum er erst Ende Januar 2019 eine Anwaltskanzlei um rechtlichen Rat bemühte", meint Marx, der Henseler in der Sache ein fahrlässiges Handeln vorwirft.

Laut Marx wurde die Kommunalpolitik erst durch einen Anruf der Investoren über das Projekt informiert. Marx: "Die CDU-Fraktion fordert von Bürgermeister Henseler mehr Transparenz und nicht Stillschweigen." Nur mit belastbaren Fakten von der Stadtspitze könne ein solches Verfahren sachgerecht durchgeführt werden. Erst wenn die juristische Beurteilung vorliege, werde ersichtlich, ob die Konzentrationszone noch vor einem Wildwuchs von Windrädern schütze.

Mit dem möglichen Bau von Windrädern in Bornheim wird sich der Umweltausschuss am Donnerstag, 14. Februar, befassen. Die Sitzung im Ratssaal beginnt um 18 Uhr.

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