Internationale Tag gegen Gewalt an Frauen Unterschriftenaktion in Bornheim für drittes Frauenhaus

Bornheim · Am Samstag ist der Internationale Tag gegen Gewalt an Frauen. Den Aktionstag nahm das Frauen- und Kinderschutzhaus Troisdorf zum Anlass, um Unterschriften für mehr Frauenhausplätze zu sammeln.

 Mehr Plätze in Frauenhäusern fordern (v. l.) Manuela Franke, Marion Spiekermann, Michiko Park und die Bornheimer Gleichstellungsbeauftragte Heike Blank.

Mehr Plätze in Frauenhäusern fordern (v. l.) Manuela Franke, Marion Spiekermann, Michiko Park und die Bornheimer Gleichstellungsbeauftragte Heike Blank.

Foto: Axel Vogel

Mit einer Unterschriftenaktion auf dem Peter-Hausmann-Platz in Bornheim forderte am Freitag das Frauen- und Kinderschutzhaus Troisdorf anlässlich des Internationalen Tages gegen Gewalt an Frauen (25. November) mehr Frauenhausplätze im Rhein-Sieg-Kreis. „Nur jede fünfte Frau kann Troisdorf aufnehmen“, bedauerte denn auch Geschäftsführerin Michiko Park.

So fanden 2016 im autonomen Frauenhaus des Trägervereins „Frauen helfen Frauen“ 45 Erwachsene und 57 Kinder eine vorübergehende Bleibe, abgelehnt wurden hingegen 197 Frauen und 240 Kinder. Neben dem Frauenhaus in Troisdorf gibt es auch noch das kreiseigene Frauenhaus in Sankt Augustin – beide Einrichtungen haben Platz für jeweils 20 Frauen mit ihren Kindern und sind durchgehend belegt. Eine entsprechende Einrichtung im linksrheinischen Rhein-Sieg-Kreis gibt es nicht, deshalb „wünschen wir uns gerade für hier ein Frauenhaus“, so Park.

Einen Antrag beim Kreis hat Park bereits gestellt. Bei den Beratungen im kommenden Jahr für den Haushalt 2019/20 soll er debattiert werden. Wie dringend eine weitere Schutzeinrichtung für Frauen, die Opfer von Gewalt wurden, und ihre traumatisierten Kinder ist, machte Park in den Gesprächen mit den Passanten immer wieder deutlich. Mit ein Grund für die Überbelegung der Frauenhäuser sei unter anderem die schwierige Situation auf dem Wohnungsmarkt, da „die meisten Frauen Bezieher von Arbeitslosengeld II sind, teilweise schlecht Deutsch sprechen oder mehrere Kinder haben“, so Park. Drei bis vier Monate suche eine Frau durchschnittlich eine Wohnung, was auch eine längere Verweildauer im Frauenhaus zur Folge hat.

Die meisten Frauen möchten nach ihrer Zeit im Frauenhaus gerne im Rhein-Sieg-Kreis bleiben, „denn zum einen besuchen die Kinder Schule und Kindergarten, zum anderen wollen die Frauen nicht in die Gegend zurück, wo sie Gewalt erlebt haben“, erklärte Park. Wie dringend die Frauen die Hilfe der Einrichtungen brauchen, hat Park aus nächster Nähe erlebt, als zwei zwangsverheiratete Schwestern im Frauenhaus Schutz vor ihren Schwiegerfamilien fanden. Nur durch Zufall hätte die Polizei erfahren, dass jemand nach den beiden Frauen in Troisdorf gesucht hatte und eskortierte die Schwestern zur Autobahn, sodass sie in einer anderen bundesdeutschen Einrichtung untergebracht werden konnten.

Park hofft auf die Umsetzung der Instanbuler Konvention von 2011, die Deutschland in diesem Jahr ratifiziert hat. Dieses „Übereinkommen des Europarates zur Verhütung und Bekämpfung von Gewalt gegen Frauen und häusliche Gewalt“ gibt die Empfehlung, pro 7500 Einwohner einen Frauenhausplatz zur Verfügung zu stellen. Bei einer Einwohnerzahl von knapp 598 736 (2017) im Rhein-Sieg-Kreis wären das rund 80 Plätze. „Die Konvention ist super und kann auch Rechte stärken. Durchsetzen können wir sie nur durch Straßenkampf. Aber wir sind es gewohnt, für Rechte zu kämpfen“, machte Park klar.

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