Eigentlich geht es am Landgericht Bonn um Betrug Angeklagter: Polizei hat meine Rolex gestohlen

Bornheim/Bonn · Der Mann soll unter anderem in großem Stil Geld für Waren kassiert haben, die er aber nie verschickte. Eine Sache brachte ihm auch noch eine Anklage wegen falscher Verdächtigung ein.

Beim Bestellen von Waren und Dienstleistungen kommt es immer wieder zu Betrug. Um einen solchen Fall geht es auch bei dem anhängigen Verfahren. (Symbolfoto)

Beim Bestellen von Waren und Dienstleistungen kommt es immer wieder zu Betrug. Um einen solchen Fall geht es auch bei dem anhängigen Verfahren. (Symbolfoto)

Foto: dpa-tmn/Christin Klose

Die Verlesung der 58 Punkte umfassenden Anklageschrift am Landgericht Bonn dauerte ihre Zeit und entbehrte streckenweise nicht einer gewissen Komik: Jedenfalls konnten die Verfahrensbeteiligten mehrere Male ein Schmunzeln nicht unterdrücken, als die Vertreterin der Staatsanwaltschaft vortrug, mit welch dreisten Worten oder Vorwürfen der Angeklagte immer wieder die Opfer der ihm vorgeworfenen Betrügereien, aber auch Anwälte, Vertreter von Behörden oder Polizisten bedacht haben soll. Seit Freitag steht ein Bornheimer Ehepaar wegen eines ziemlich bunten Straußes an Straftaten vor Gericht. Der Ehemann soll versucht haben, seinen Lebensunterhalt mit Online-Betrügereien zu bestreiten; darüber hinaus wird ihm Urkundenfälschung, Beleidigung, vorsätzliche Körperverletzung, falsche Verdächtigung sowie versuchte Nötigung vorgeworfen. Seine 61-jährige Frau muss sich wegen Beihilfe verantworten: Sie soll ihrem Mann ihr Konto zur Verfügung gestellt haben, obwohl sie von seinen strafbaren Deals wusste.

Eine große Bandbreite an Anklagen

Kern der Anklage sind die Betrugsfälle – der Mann soll immer wieder Waren über ein Online-Auktionshaus verkauft haben, die es gar nicht gab. Außerdem soll er in vielen Fällen auch Waren bestellt und nicht bezahlt haben. Zu der Anklage wegen falscher Verdächtigung kam es nach einer Razzia in seiner Wohnung: Nachdem die Beamten das Haus wieder verlassen hatten, zeigte er die Polizisten nämlich wegen Diebstahls an. Er beschuldigte sie, aus seinem Badezimmer eine teure Markenuhr im Wert von 11.000 Euro gestohlen zu haben. Ein Ermittlungsverfahren wurde jedoch bald wieder eingestellt. Im Rahmen eines Räumungsverfahrens soll er auch noch Mitarbeiter der Hausverwaltung verletzt haben.

Kommt es zu einem Deal nach Geständnis?

Nach der Verlesung der Anklage war der Verhandlungstag für die Öffentlichkeit allerdings auch fast schon wieder zu Ende: Die beiden Anwälte des Ehepaars, Sebastian Holbeck für den Mann und Uwe Krechel für die Frau, baten das Gericht und die Vertreterin der Staatsanwaltschaft um ein nicht öffentliches Rechtsgespräch. In dessen Rahmen lotete die Verteidigung Strafrabatte für ein mögliches Geständnis aus. Das Ergebnis gab die Vorsitzende Richterin nach Ende der Beratungen bekannt: Für die ohnehin nur wegen Beihilfe angeklagte Ehefrau könnte es bei einer Bewährungsstrafe bleiben, der Ehemann dürfte im Fall eines Geständnisses mit höchstens vier Jahren Haft rechnen. Allerdings steht eine Entscheidung der Angeklagten noch aus und dem Vernehmen nach hätte ein Geständnis der Frau durchaus das Potenzial für einen ausgewachsenen Ehestreit.

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