Bürgerentscheid zur Wasserversorgung in Bornheim Verschiedene Verbände, verschiedene Verfahren

Bornheim · Aktuell wird die Stadt Bornheim von zwei Versorgern bedient, die nach unterschiedlichen Methoden arbeiten. Ein Vergleich der beiden Wässer ist daher schwierig.

Welches Wasser soll Bornheim in Zukunft erhalten? Die Antwort auf diese Frage, die die Bornheimer beim Bürgerentscheid am Sonntag, 20. November, geben werden, wird auch in Wesseling und Siegburg mit Spannung erwartet. Das liegt daran, dass in der Debatte um das Bornheimer Wasser immer wieder zwei Abkürzungen auftauchen: WBV und WTV.

WBV steht für Wasserbeschaffungsverband Wesseling-Hersel, WTV wiederum für Wahnbachtalsperrenverband. Bekanntlich liefern aktuell beide Verbände Wasser nach Bornheim. Pro Jahr werden in der Stadt rund 2,4 Millionen Kubikmeter Wasser verbraucht – als Gemisch aus den Wässern der beiden Verbände. 75 Prozent liefert der WBV, 25 Prozent kommen vom WTV. Die beiden Wässer werden im Bornheimer Wasserwerk Eichenkamp gemischt und an die Haushalte weitergeleitet. Doch was für Wasser kommt im Bornheimer Wasserwerk eigentlich an?

Wahnbachtalsperrenverband: Der WTV wurde 1953 gegründet. Gründungsmitglieder waren der damalige Siegkreis, der damalige Landkreis Bonn, die Städte Bonn und Siegburg sowie ein Siegburger Unternehmen. Die Talsperre, die rund sechs Kilometer Luftlinie entfernt vom Siegburger Stadtzentrum beginnt, wurde 1958 in Betrieb genommen. Heute versorgt der WTV weite Teile des Rhein-Sieg-Kreises, Teile des Landkreises Ahrweiler sowie die Stadt Bonn mit Wasser. Nach Angaben von WTV-Geschäftsführer Norbert Eckschlag werden der Talsperre jährlich rund 28 Millionen Kubikmeter Wasser entnommen. Das seien rund zwei Drittel der Gesamtmenge des WTV, so Eckschlag.

Als weitere Quellen besitzt der WTV das Grundwasserwerk Untere Sieg im Sankt Augustiner Stadtteil Meindorf sowie das Grundwasserwerk am Hennefer Siegbogen – wobei zum Grundwasser auch ein Teil Uferfiltrat aus der Sieg kommt. Es sei eine Mischung, sagt Eckschlag.

Mit Eisensalzen aufbereitet

Das Wasser der Talsperre sowie das aus Hennef werden in der Aufbereitungsanlage in Siegburg-Siegelsknippen zusammengeführt. Aufbereitet wird das Wasser Eckschlags Angaben zufolge durch Eisensalze. Diese bilden Flocken im Wasser, die im Wasser vorhandene Partikel binden. Die Flocken werden dann in Sandfiltern herausgefiltert.

Zur Neutralisierung des Wassers – um einer Korrosion vorzubeugen – wird Kalkwasser hinzugesetzt, zur Desinfektion wiederum geringe Mengen Chlordioxid. In Ausnahmesituationen wird zusätzlich gechlort – etwa beim kürzlich aufgetretenen Umweltkeim Lelliottia amnigena. Laut Eckschlag gibt es in Meindorf ähnliche Aufbereitungsanlagen wie in Siegelsknippen. Zugleich betont er: „Wenn das Wasser in den Haushalten ankommt, ist es ein sauberes Wasser.“

Da zum Wasser aus der Talsperre und aus Hennef, das etwa nach Bornheim fließt, noch das Wasser aus Meindorf hinzukommt, hat es einen höheren Grundwasseranteil als das WTV-Wasser, das in andere Regionen geliefert wird. Nach Angaben von Eckschlag kann der Grundwasseranteil in diesem Fall bis zu 70 Prozent betragen. Das WTV-Wasser liegt aber im gesamten Versorgungsbereich bei rund sieben Grad deutscher Härte (dH) und gilt somit als weich.

Laut Eckschlag arbeitet der WTV genauso wie der WBV nach dem Kostendeckungsprinzip. „Am Ende steht die Null“, so der Geschäftsführer. Dabei bezahlen alle Abnehmer den gleichen Preis, der sich daraus ergibt, dass alle Ausgaben durch die Gesamtabgabemenge geteilt werden. Im Jahr 2015 lag der Preis Eckschlag zufolge bei 61,9 Cent pro Kubikmeter, 2016 liegt er bei 62,9 Cent. Damit ist das Wasser teurer als das des WBV – obgleich der WTV der Stadt Bornheim für eine Vollversorgung einen auf sechs Jahre gestaffelten Rabatt einräumen wollte.

WBV hat lange Tradition

Und warum dieser Preis? Unter anderem führt Eckschlag an, dass der WTV ein eigenes Labor mit rund 30 Mitarbeitern zur Wasserkontrolle betreibe. Auch dass man drei unabhängige Quellen habe, koste nun einmal. Aktuell liefert der Verband ein Viertel der Gesamtmenge des Bornheimer Wassers, früher war es auch schon mal bedeutend mehr. Allerdings halte der Verband die Gesamtmenge bereits für Bornheim vor, damit die Stadt im Notfall so versorgt werden könne, sagt Eckschlag. Für eine WTV-Vollversorgung hatte der Verband angeboten, der Stadt eine bestehende Wasserleitung zwischen den Hochbehältern in Gielsdorf und Botzdorf abzukaufen und instandzubringen. Dann würden die Bornheimer einen Teil des WTV-Wassers weiterhin über das Wasserwerk Eichenkamp erhalten, den anderen Teil über den Hochbehälter in Botzdorf.

Wasserbeschaffungsverband Wesseling-Hersel: Der WBV hat eine lange Tradition. Im Jahr 1904 beschlossen die damaligen Gemeinden Wesseling und Hersel den Bau eines Wasserwerks in Urfeld. Zwei Jahre später gründeten sie die dazugehörige Wasserleitungsgesellschaft. Heute hat der WBV drei Mitglieder: die Stadt Wesseling, die Stadt Bornheim (als Rechtsnachfolgerin der ehemaligen Gemeinde Hersel) und die Shell Rheinland Raffinerie, die 1969 noch als Union Rheinische Braunkohle beigetreten war.

Auch der WBV arbeitet nach eigenen Angaben nicht gewinnorientiert, sondern kostendeckend. So zahlte die Stadt Bornheim laut WBV im Jahr 2015 28,3 Cent pro Kubikmeter Wasser. Das Wasser des WBV kommt auf einen Härtegrad von rund 14 Grad dH.

„Der WBV gewinnt aus sechs Brunnen Grundwasser, welches mit starkem Wasserdruck gefördert wird“, teilt Christa Windhäuser, Kaufmännische Leiterin des Verbands, mit. Zum Ausgleich der Druckstöße werde eine Windkesselanlage genutzt, die mit Luftpolstern Druckschwankungen aufnehme. Das Wassereinzugsgebiet erstreckt sich vom Fuß des Vorgebirges bis an den Rhein – unterteilt in verschiedene Schutzzonen –, wie es sie auch für die WTV-Wasserquellen gibt.

Kohlensäure ins Gleichgewicht bringen

Im Wasserwerk in Wesseling-Urfeld, etwa einen Kilometer vom Rhein entfernt, wird dem laut WBV leicht sauren Wasser „etwas Natronlauge zugemischt“, um die enthaltene Kohlensäure ins Gleichgewicht zu bringen. Dies sei wichtig und in der Trinkwasserverordnung vorgegeben, um einer Leitungskorrosion vorzubeugen, sagt Windhäuser. Und weiter: „Obwohl das Wasser schon jetzt Trinkwasserqualität hat, durchströmt es sechs Aktivkohlefilter in der Aufbereitungsanlage. Aktivkohle ist in der Lage, eine Vielzahl an Schadstoffen zu eliminieren und ist somit ein universeller Schutz und Garant für die Qualität von Trinkwasser.“

Zum Thema Natronlauge: Bekanntlich gelangte im April 2013 bei der Wasseraufbereitung im Bornheimer Wasserwerk Eichenkamp zu viel Natronlauge ins Trinkwasser: Mehrere Menschen in den Rheinorten erlitten Verätzungen, die Debatte ums Wasser begann. Nach Angaben des WBV kann ein solcher Vorfall in Urfeld nicht auftreten, da eine entsprechende Anlage, die in Bornheim mittlerweile abgeschaltet wurde, gar nicht vorhanden ist.

Ebenso schließt man beim WBV aus, dass der bekannte unterirdische Kerosinsee von Shell eine Gefahr für das Bornheimer Wasser darstellt. Dazu Windhäuser: „Weil selbst Flugbenzin nicht bergauf treibt, bleibt er [der See] weit davon entfernt, Einfluss auf Bornheimer Boden zu nehmen. Da sind sich alle Experten einig.“

Vor allem im Zusammenhang mit dem WBV fällt immer wieder der Begriff „Uferfiltrat“. Nach Windhäusers Angaben erweckt dieser „fälschlicherweise den Eindruck“, man gewinne das Wasser am Ufer aus dem Rhein oder der Sieg. Dies sei aber nicht der Fall. Vielmehr werde das Wasser mit Brunnen aus dem Grundwasser gewonnen, das je nach Flussnähe mehr oder weniger vom Fluss beeinflusst werde. Es befinde sich aber immer eine deutliche natürliche Filterstrecke aus Sand und Kies zwischen Fluss und Gewinnungsbrunnen.

„Aufgrund der Rheinnähe ist das Grundwasser beim WBV teilweise durch rheinnahes Grundwasser angereichert“, heißt es vom Wasserbeschaffungsverband Wesseling-Hersel weiter: „Es fließt von der Flussmitte durch den sandig-kiesigen Untergrund zum Land. Das hier gewonnene Wasser beinhaltet immer auch zu Teilen landseitiges Grundwasser.“

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