Bericht des Jugendamts Viele Familien in Bornheim brauchen Hilfe

Bornheim · Die Kinder- und Jugendhilfestatistik verzeichnet einen Anstieg von Unterstützungsleistungen. Das geht aus einem Bericht des Jugendamts hervor.

 Viele Familien nutzen externe Beratungs- und Unterstützungsangebote - auch beim Thema Erziehung,

Viele Familien nutzen externe Beratungs- und Unterstützungsangebote - auch beim Thema Erziehung,

Foto: picture alliance / dpa

Jährlich werden die Mitglieder des Bornheimer Jugendhilfeausschusses über die aktuellen Fallzahlen und Entwicklungen aus dem Bereich der Kinder- und Jugendhilfe informiert. Zur Kenntnis genommen wurde in der jüngsten Sitzung unter anderem, dass im Jahr 2017 64 Meldungen zur Kindeswohlgefährdung eingingen.

Seit 2014 sind die Fallzahlen von zuvor durchschnittlich 55 Fällen angestiegen. Seitdem werden jährlich rund 65 Gefährdungsmeldungen durch die Mitarbeiter des Allgemeinen Sozialen Dienstes überprüft.

„In etwa vier Fünftel aller Fälle ergeben sich keine weiteren Hinweise für eine Kindeswohlgefährdung, so dass die Verfahren ohne weitere Maßnahmen abgeschlossen werden können“, heißt es im Bericht. Häufiger als in den Vorjahren wurde das Jugendamt zu Fällen häuslicher Gewalt gerufen. 26 Fälle wurden 2017 überprüft und bearbeitet, was im Vergleich zu 2016 einen Anstieg um 35 Prozent bedeutet.

Insgesamt nehme der Bedarf an Unterstützungsleistungen für Familien weiterhin zu. Die Hintergründe für die gesteigerte Inanspruchnahme seien vielschichtig und hauptsächlich in gesellschaftlichen Veränderungsprozessen zu sehen, lautet die Begründung.

Gute Entwicklungsbedingungen fördern

Allerdings nutzen auch viele Familien externe Beratungs- und Unterstützungsangebote, um sich zu reflektieren, Belastungen abzubauen, positive Strukturen im familiären Kontext zu stärken und somit gute Entwicklungsbedingungen für ihre Kinder zu fördern, erklärt der Bericht. Im Jahresvergleich 2013 bis 2017 zeigen sich teils deutliche Veränderungen der Fallzahlen in fast allen Leistungssegmenten der Kinder- und Jugendhilfe, zu denen unter anderem vorläufige Maßnahmen zum Schutz von Kindern und Jugendlichen, Hilfen zur Erziehung, Eingliederungshilfen oder Mitwirkung in Familiengerichtsverfahren zählen. Im Bereich der ambulanten Hilfen zur Erziehung sind die Fallzahlen zwischen 2013 und 2017 um etwa 20 Prozent gestiegen.

Immer seltener genutzt werden dagegen teilstationäre Hilfen in Form sogenannter Tagesgruppen, die die Schnittstelle zwischen ambulanten und stationären Erziehungshilfen bilden. Sie sollen die Entwicklung des Kindes durch soziales Lernen in der Gruppe, schulische Förderung und Elternarbeit unterstützen und dadurch den Verbleib des Kindes in der Familie sichern. Während 2010 noch 38 Kinder eine Tagesgruppe besuchten, waren es 2017 nur noch 13. Grund für die rückläufigen Zahlen ist unter anderem, dass viele Kinder und Jugendliche einen Platz an einer Ganztagsschule haben.

Die Heimunterbringung ist mit 66 Fällen 2017 auf einem neuen Höchststand. Zurückzuführen ist dies laut Bericht auf die notwendige Unterbringung minderjähriger unbegleiteter Ausländer. Zwar seien die Flüchtlingszahlen rückläufig, aber da sich die Leistungen über mehrere Jahre erstrecken, werde sich der Effekt erst in den kommenden Jahren in den Fallzahlen einstellen.

Durch den Rückgang der Flüchtlingszahlen haben sich die Fälle von Inobhutnahmen durch das Jugendamt nahezu halbiert, und auch die familiengerichtlichen Verfahren sind um 30 Prozent zurückgegangen.

Mit dem Anspruch auf Inklusion besuchen immer mehr Kinder mit Förderbedarfen die normalen Regelschulen und benötigen zur Sicherung ihres Teilhaberechts individuelle Unterstützung durch Schulbegleiter oder therapeutische Maßnahmen.

Infolgedessen ist ein kontinuierlicher Anstieg ambulanter Eingliederungshilfen zu beobachten. 2017 haben sie mit 59 Fällen einen neuen Höchststand erreicht. Zum Vergleich: Im Jahr 2008 waren es 15 Fälle. „Durch zahlreiche schulintegrative Eingliederungshilfen leistet das Jugendamt einen erheblichen Beitrag zur Verwirklichung des Inklusionsanspruchs beeinträchtigter Kinder und Jugendlicher“, lautet die Bilanz.

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