Familie Kraus aus Hersel Vier Generationen feiern unter einem Dach

BORNHEIM-HERSEL · Nüsse, Spekulatius und vielleicht sogar eine Tafel Schokolade - wenn Agnes Wicht die Tür zur Küche öffnete, in der der geschmückte Weihnachtsbaum stand, freute sie sich über den Teller mit Süßigkeiten, der dort für sie bereit stand.

 Der Kraus-Clan (obere Reihe, von links): Heinz Klaus Kraus, Britta Kraus, Ingrid Kraus, Uroma Agnes Wicht, Sandra Kraus, Stephan Günther und Sebastian Kraus mit (untere Reihe, von links) Emily, Silas, Robin und Linus.

Der Kraus-Clan (obere Reihe, von links): Heinz Klaus Kraus, Britta Kraus, Ingrid Kraus, Uroma Agnes Wicht, Sandra Kraus, Stephan Günther und Sebastian Kraus mit (untere Reihe, von links) Emily, Silas, Robin und Linus.

Foto: Sonja Weber

An die Aufregung, die sie als kleines Mädchen vor diesem besonderen Moment verspürte, erinnert sich die 88-Jährige noch lebhaft. Heute sind es ihre vier Urenkel, die die Bescherung an Heiligabend kaum erwarten können - zumal neben Nüssen und Schokolade noch einige andere Geschenke auf Silas (10), Robin (9), Linus (6) und Emily (6) warten.

Stofftiere, CDs und elektronisches Spielzeug stehen auf den Wunschzetteln der Kinder ganz weit oben. Rund acht Jahrzehnte liegen zwischen diesen Weihnachtsfesten - acht Jahrzehnte, in denen sich vieles verändert hat. "Wir haben uns eben an den kleinen Dingen erfreut. Wir kannten es ja nicht anders", meint die patente Seniorin, die in Bonn-Buschdorf lebt.

Bestimmte Rituale und Traditionen machten Weihnachten dennoch zu etwas Besonderem. "Ich weiß noch, dass ich Heiligabend immer schon nachmittags ins Bett musste", erzählt sie. Vor lauter Vorfreude war an Schlafen natürlich nicht zu denken: "Abends bin ich dann mit meinen Eltern zur Christmette gegangen. Erst danach war Bescherung - es war also ein langer Tag."

Auf die Frage nach dem schönsten Geschenk antwortet Agnes Wicht schnell: "Einmal habe ich eine Porzellanpuppe mit Haaren zum Kämmen bekommen, das war wunderbar." Auch daran, dass in schlechten Zeiten Kreativität und Geschick gefragt waren. "Kleider und Jacken für die Puppe wurden selbst gestrickt. Weil für einen Puppenwagen kein Geld da war, stand an Weihnachten ein selbstgebautes Modell - eine mit Stoff ausgeschlagene Apfelsinenkiste - unterm Christbaum."

Mit ihren drei Kindern, zwei Mädchen und einem Jungen, veränderte Agnes Wicht die Weihnachtstradition ein wenig. Ins Bett musste niemand mehr - aber am Besuch der Christmette wurde festgehalten. Eine besondere Freude machte sie ihrer Tochter Ingrid mit der Schildkröt-Puppe, die sie ihr im Alter von etwa acht Jahren schenkte.

Sie sitzt noch immer auf dem Sofa der 64-Jährigen - zusammen mit dem Teddybären, den ihr Ehemann Heinz Klaus aus Kindertagen aufbewahrt hat. "Meine Schwester bekam auch eine Puppe geschenkt. Die eine hatte blaue, die andere braune Augen - genau wie wir beide", sagt Ingrid Kraus. Dass ihre Schwester immer sehr neugierig war und schon vor dem Weihnachtsfest bestens über alle Geschenke informiert war, ist ihr noch im Gedächtnis. "Ich war da ganz anders und wollte mich lieber überraschen lassen."

Das Warten auf die Bescherung versüßte sie ihren eigenen Kindern Sandra und Britta mit den schönen Kinderfilmen, die an den langen Nachmittagen des 24. Dezember gesendet wurden. Den Baum schmückten die Eltern ohne die Kinder. "Das war der Tag, an dem wir richtig lange fernsehen durften", erinnert sich Tochter Sandra Kraus, die mit ihrem Mann und drei Kindern in Bornheim-Hersel lebt.

"Gerne habe ich auch beim Krippenspiel in der Kindermesse mitgemacht. Wenn wir dann von der Kirche nach Hause kamen, war das Wohnzimmer abgeschlossen. Bis endlich das Glöckchen ertönte, schauten wir "Wir warten aufs Christkind".

Besonders gerne denkt die 41-Jährige an das Weihnachtsfest zurück, an dem ein Wellensittich unterm Baum zwitscherte. Ihre eigenen Kinder beim Weihnachtsbaumschmücken außen vor zu lassen, käme ihr und ihrem Mann Stephan nicht in den Sinn: "Wir schmücken gemeinsam und bauen mit den drei Jungs eine Landebahn für die Geschenke. Damit das Christkind auch weiß, wo es die Päckchen ablegen muss."

Schon jetzt freut sie sich auf das gemeinsame Raclette-Essen an Heiligabend, an dem wie immer alle vier Generationen am Tisch sitzen werden. "Das Schöne an Weihnachten sind nicht die Geschenke. Es ist wunderbar, dass wir alle zusammen feiern: Meine Schwester Britta mit ihrem Mann Sebastian und Tochter Emily, die Großeltern und die Uroma."

Während die Abende in den vergangenen Jahren größtenteils mit dem Aufbau von Piratenschiffen und Ritterburgen verbracht wurden, wird es dieses Jahr etwas ruhiger zugehen - es sei denn, das Christkind erfüllt Emilys größten Wunsch, für den die "Landebahn" unterm Weihnachtsbaum allerdings nicht ganz ausreichen würde: ein weißes Pferd.

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