Kreisel an der Königstraße in Bornheim Von Walberberg auf die „Kö“

Bornheim · Bildhauer Helmut Sistig und sein Sohn Michael gestalten eine Skulptur für de Kreisel an der Bornheimer Königstraße und Pohlhausenstraße im Bornheimer Zentrum.

 Blick in die Werkstatt: Bildhauer und Steinmetz Helmut Sistig fertigt Figuren und eine Stele für ein Kunstwerk, das an der Königstraße gegenüber des Peter-Fryns-Platzes in Bornheim einen Platz erhalten soll.

Blick in die Werkstatt: Bildhauer und Steinmetz Helmut Sistig fertigt Figuren und eine Stele für ein Kunstwerk, das an der Königstraße gegenüber des Peter-Fryns-Platzes in Bornheim einen Platz erhalten soll.

Foto: Axel Vogel

Die junge Frau hat den Kopf weit in den Nacken gelegt. Die langen Haaren fallen ihr über die Schulter. Mit flachen Händen stützt sie sich im Sitzen ab, um die Augen gen Himmel zu richten. „Die Sternenguckerin“, wie Bildhauer Helmut Sistig seine Figur nennt, wird ihre Beine bald von einem großen roten Sandstein herabbaumeln lassen – und damit Teil eines Kunstwerks werden, das am Kreisel an der Bornheimer Königstraße und Pohlhausenstraße seinen Platz finden soll.

Noch steht der 2,2 Tonnen schwere Stein, der als Stele gewissermaßen das Herzstück der Skulptur bildet, in Sistigs Werkstatt in Walberberg. Den Verlauf des Römerkanals hat Sistig mit Fettkreide auf der einen Seite des Pfeilers aufgezeichnet. Mit einem Schrift-Eisen wird der 59-jährige Rösberger die Buchstaben noch in den Stein einhauen. Die andere Seite des Steins ist der Königstraße als Teil des Heerwegs, einer historischen Route zwischen dem Rheinland und Westfalen, gewidmet.

„Damit wollen wir zeigen, dass wir an einer wichtigen Verkehrsader gelegen waren“, erklärt Sistigs Sohn Michael (33). Bereits seit mehreren Monaten arbeiten Vater und Sohn gemeinsam im Auftrag der Stadt Bornheim an der Skulptur. Das Konzept hatten sie bereits 2009 im Zuge eines Wettbewerbs für den Kreisel am Siefenfeldchen eingereicht. Dort erhielt die Europaschule den Zuschlag. Die Jury entschied damals nach Auskunft der Stadt jedoch, die Arbeit der Sistigs an einem anderen Standort zu realisieren. Im Zuge des Ausbaus der Königstraße soll das Werk nun einen Platz gegenüber des Peter-Fryns-Platzes erhalten.

Die Arbeit soll „Die Wanderer“ heißen

Knapp drei Meter hoch soll die Skulptur werden und den Namen „Die Wanderer“ tragen. Denn neben der „Sternenguckerin“ wird eine weitere Figur die Krone des Kunstwerks bilden: Ein junger Mann, der einen Rucksack über die Schulter geschwungen hat und sich mit dem Fuß auf einem Stein abstützt, um ein Päuschen einzulegen.

„Sein Umfeld, die Heimat auch einmal zu Fuß und mit Muße zu erkunden und nicht nur daran vorbeizufahren“, das wollten sie mit ihrem Werk vermitteln, erklären Vater und Sohn. Immerhin seien auf dem Heerweg in früheren Zeiten auch nur langsame Fuhrwerke unterwegs gewesen. Auch auf den Jakobsweg, der ein Stück weit durch das Bornheimer Stadtgebiet verläuft, wollen die beiden Künstler Bezug nehmen.

Das kommt nicht von ungefähr, sind sie ihn doch beide schon von der französischen Grenze bis ins spanische Santiago de Compostela gegangen. „Man kommt mal aus der Hektik des Alltags raus“, sagt Michael Sistig. Diese Botschaft könnte das Kunstwerk also auch vermitteln.

Als Gestein für die Figuren haben die beiden Künstler hessischen Diabas gewählt. Das Gestein sei sehr hart, erklärt Helmut Sistig, „es soll ja die Jahrhunderte schon überdauern“. Ganz langsam, Stück für Stück gelte es, an solchen Figuren zu arbeiten. „Das Material verzeiht keine Fehler, nur minimal“, sagt er über die künstlerische Arbeit als Steinbildhauer. „Die Skulptur muss da oben drin sein“, erklärt er und tippt sich an die Stirn.

Ein Denkmal für die Stadt zu schaffen, empfinde er als besondere Ehre, sagt der Steinmetz. Aber auch für ihn persönlich ist das Kunstwerk etwas Besonderes, sozusagen ein krönender Abschluss. Denn wenn diese Arbeit fertiggestellt ist, will Sistig seinen Betrieb aufgeben. Nach 30 Jahren wird er dann seine Steinbildhauerei an der Walberberger Hauptstraße dicht machen. Zu viel habe sich in der Friedhofskultur geändert: Immer mehr Menschen entscheiden sich für eine Urnenbeisetzung.

So habe er entschieden, sein Geschäft, das im Wesentlichen aus der Gestaltung von Grabmalen bestand, aufzugeben. „Ich werde mich aber nicht zur Ruhe setzen.“ Stattdessen wolle er mehr freie Bildhauerei machen und seinen Sohn bei künstlerischen Projekten unterstützen.

Michael Sistig hat zwar früher auch im väterlichen Betrieb ausgeholfen, legt den Schwerpunkt seiner Arbeit aber mehr auf die Kunst als auf das Handwerk – mit Erfolg. Der 33-Jährige, der Malerei an der Düsseldorfer Kunstakademie studiert hat und in seinem Atelier in Köln vorwiegend Skulpturen aus Bronze und Aluminium entwirft, wird im Sommer seine erste Einzelausstellung im Ausland haben: im Esmoa Museum in Los Angeles. Voraussichtlich am 8. Mai steht dann aber erst mal ein wichtiger Termin in Bornheim an – die Aufstellung der gemeinsamen Skulptur von Vater und Sohn.

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