Wegen religiösen Hintergrunds Waldorfer Schule sucht neuen OGS-Träger

Bornheim-Waldorf · Die Nikolaus-Schule in Bornheim-Waldorf kündigt ihrer Trägerin, der Katholischen Jugendagentur, zum Ende des Schuljahrs. Die Schule wünscht sich einen Anbieter ohne religiösen Hintergrund. Das Verfahren läuft bereits.

 Die Nikolaus-Schule an der Sandstraße in Waldorf.

Die Nikolaus-Schule an der Sandstraße in Waldorf.

Foto: Axel Vogel

Die Katholische Jugendagentur Bonn (KJA) ist nur noch bis Ende des Schuljahrs Trägerin des Offenen Ganztags (OGS) an der Waldorfer Nikolaus-Schule. Wie jetzt bekannt wurde, hat die Grundschule den Vertrag mit der KJA gekündigt. Wie aus einem Schreiben der Schule an die KJA hervorgeht, das dem GA vorliegt, spielte dabei der religiöse Hintergrund der KJA eine Rolle.

Die Schulgemeinde sei in den vergangenen Jahren heterogener geworden, Eltern ohne oder anderer Bekenntnisse fühlten sich jedoch bei einem katholischen Träger häufig nicht willkommen, heißt es unter anderem in dem Schreiben. Der Beschluss zur Kündigung erfolgte durch die Schulkonferenz bestehend aus Schulleitung, Lehrern und Eltern.

„Es lagen eine Reihe von Gründen vor, die zu diesem Schritt geführt haben“, teilt Schulleiterin Petra Domscheit auf Anfrage mit. Der ausschlaggebende Grund sei der Wunsch nach gemeinsamer Schulentwicklung einer jahrgangsübergreifenden Struktur in Verzahnung des Vor- und Nachmittags gewesen. „Da wir als Gemeinschafts-Grundschule von Kindern verschiedener Konfessionen beziehungsweise in steigender Anzahl von Kindern ohne Konfession besucht werden, und der Ganztag einen immer größer werdenden Stellenwert einnimmt, wünschen wir uns nun als neuen Träger des Offenen Ganztags einen konfessionsunabhängigen Träger“, sagt sie weiter.

In Bornheim sind von den acht Grundschulen vier katholisch gebunden, die anderen sind Gemeinschafts-Grundschulen. Die Katholische Jugendagentur (KJA) hat die OGS-Trägerschaft an allen katholischen Grundschulen und bei der Nikolaus-Schule. Weitere OGS-Träger sind die Arbeiterwohlfahrt sowie Elterninitiativen. Aus dieser Situation heraus sei es in Anmeldegesprächen zu Irritationen bei Eltern gekommen, die gezielt eine Grundschule ohne konfessionelle Bindung für ihr Kind wählen wollen, so Domscheit.

Entscheidung soll noch im Januar fallen

Um einen neuen OGS-Träger zu finden, habe man Eltern und OGS-Beirat intensiv eingebunden. Die Kooperation mit der Stadt sei konstruktiv und zielorientiert, sodass man noch im Januar mit einer Entscheidung rechne, so Domscheit weiter. In der Tat soll nach einem Auswahlverfahren unter Beteiligung der Stadt der neue Träger im Schulausschuss am Dienstag, 21. Januar (18 Uhr, Ratssaal), vorgestellt werden.

Die Schule habe sich für den Wechsel entschieden, um sich verändern zu können, sagt Bornheims Sozialdezernentin Alice von Bülow: „Die Nikolas-Schule ist eine sehr progressive Schule, die sich stark mit der konzeptionellen Weiterentwicklung befasst.“ Dazu passe es, dass die Schulleitung neben anderen Fragen in der Zusammenarbeit auch reflektiert hat, dass in Aufnahmegesprächen Eltern immer häufiger die konfessionelle Bindung des OGS-Trägers an einer Gemeinschafts-Grundschule kritisch thematisierten. „Als Schulträger erleben wir auch, dass die konfessionelle Bindung einer Schule für Eltern bei der Schulwahl durchaus eine gewisse Rolle spielt“, so von Bülow weiter.

Die Schilderung der Schulleitung, dass dies hinsichtlich der OGS thematisiert werde, könne nicht überprüft werden, sei aus der Gesamt­sicht aber durchaus nachvollziehbar, da Schule und Ganztagsangebot immer mehr zusammenwüchsen und als Ziel eine Pädagogik aus einer Hand stehe. Die Schule treffe letztlich die Entscheidung, mit welchem Träger sie am Standort zusammenarbeiten kann, um die pädagogische Gesamtkonzeption zu erreichen.

Einvernehmliche Trennung

Nach mehreren Gesprächen zwischen Schule, KJA und Stadt sei man im Einvernehmen auseinandergegangenen. Weiter betont von Bülow, dass es sich dabei um eine „punktuelle Entscheidung“ der Schule handle. Es gebe eine enge Zusammenarbeit mit der KJA. So sei das Stadtteilbüro in Trägerschaft der Agentur und die von der KJA getragene Schulsozialarbeit sei von zwei auf drei Stellen erhöht worden. Ebenso plant die Stadt laut von Bülow auch im Bereich der Schulbegleitung verstärkt zusammenzuarbeiten und die OGS-Standorte der KJA auch so zu stärken.

„Die KJA bedauert die Aufkündigung der Trägerschaft sehr und blickt auf mehr als zehn Jahre gute Zusammenarbeit an der Nikolaus-Schule zurück“, sagt Pressesprecherin Eva Plettenberg. Aus eigener Sicht habe man immer ein Zusammenwachsen, eine stete konzeptionelle Weiterentwicklung der OGS sowie ein gutes Miteinander aller Beteiligten ermöglicht. Bis zum Ende des Schuljahrs werde die KJA ihre Arbeit in gewohnter Weise fortsetzen.

Wie Plettenberg erläutert, besteht die OGS-Arbeit aus dem gemeinsamen Mittagessen, Hausaufgabenzeit sowie Freizeit-, Kreativ- und Spielangeboten, auch in Arbeitsgemeinschaften. Das Angebot richte sich nach den Prinzipien eines christlichen Bildungsverständnisses und beinhalte die Förderung der geistigen, musischen, kulturellen, personalen, spirituellen und sozialen Kompetenzen. „Außerhalb der unterrichtlichen Bezüge geben Werte wie Nächstenliebe, Hoffnung, Solidarität, Gerechtigkeit und Barmherzigkeit der pädagogischen Arbeit Orientierung und sind zugleich Motivation und Quelle der Haltung“, so Plettenberg. Sie verweist auf das Leitbild der KJA, in dem es unter anderem heißt, dass man sich an alle Menschen richte, unabhängig von Herkunft, Geschlecht, Religionszugehörigkeit oder Weltanschauung.

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