Wettbewerb „Unser Dorf hat Zukunft“ Eine Ortschaft auf dem Prüfstand

Bornheim-Uedorf · „Unser Dorf hat Zukunft“: In vergangenen Tagen wurden 16 Orte im Rhein-Sieg-Kreis von der Bewertungskommission des Wettbewerbs besucht, darunter auch Uedorf. So lief der Besuch ab.

 Auch das gehört zu Uedorf: Meteorologe Christian Neuhaus erklärt die Funktionsweise seiner Wetterstation, deren Daten auf die Uedorfer Webseite übertragen werden. Die Mitglieder der Bewertungkommission hören aufmerksam zu.

Auch das gehört zu Uedorf: Meteorologe Christian Neuhaus erklärt die Funktionsweise seiner Wetterstation, deren Daten auf die Uedorfer Webseite übertragen werden. Die Mitglieder der Bewertungkommission hören aufmerksam zu.

Foto: Stefan Hermes

Schnell hatte sich unter den etwa 20 Uedorfern vor der Verbundschule an der Heisterbacher Straße herumgesprochen, dass ein leuchtend gelber Bus erwartet wird. Die Stimmung unter den Mitgliedern des Ortsausschusses, Vertretern von Vereinen und engagierten Bürgern war angespannt. Die Anwesenheit von Bornheims Bürgermeister Christoph Becker, der sich angeregt mit Ortsvorsteher Bernd Marx austauschte, deutete auf ein besonderes Ereignis hin. Dann endlich, mit etwa 20 Minuten Verspätung traf die erwartete Bewertungskommission des 23. Kreiswettbewerbs „Unser Dorf hat Zukunft“ vor der Schule ein.

Für die zwölfköpfige Jury, die sich größtenteils aus Mitgliedern der Kreistagsfraktionen zusammensetzt, war Uedorf die letzte Station ihrer Begutachtungstour. Insgesamt 16 Orte hatte die Kommission in den vergangenen Tagen besucht, davon fünf im Linksrheinischen. Neben Uedorf waren das die Bornheimer Stadtteile Brenig und Widdig, Alfter-Giesldorf sowie der Rheinbacher Ortsteil Niederdrees. Rheinbach-Hilberath hatte seine Teilnahme nach Angaben der Kreisverwaltung zurückgezogen, ebenso wie Hemmerich.

Ein Jahr lang vorbereitet

„Wir haben uns etwa ein Jahr lang akribisch auf diesen Besuch vorbereitet“, sagte Marx kurz vor dem Eintreffen der Frauen und Männer, die gekommen waren, um etwas über die Entwicklung, das soziale und kulturelle Leben, die Baukultur sowie über Umweltbelange der mit rund 900 Einwohnern kleinsten Ortschaft Bornheims zu erfahren. Uedorf beteiligt sich bereits zum sechsten Mal an dem Wettbewerb und wurde 2017 mit einer Silbermedaille ausgezeichnet.

Mit zuversichtlicher Gelassenheit sah Bürgermeister Becker dem prüfenden Besuch entgegen. „Ich bin überzeugt, dass wir schon alleine mit der Liebenswürdigkeit und den Eigenarten unserer einzelnen Ortschaften gewinnen, auch wenn wir als Stadt zusammenwachsen wollen“, sagte er.

Schule als Zentrum des Ortes

Das große Thema der Zukunft sei für Bornheim, wie man mit der zur Verfügung stehenden Fläche umgehe. „Man könnte jeden Quadratmeter zehnfach vergeben“, so Becker im Gespräch mit dem GA. Er hoffe auf den Konsens, künftig mit den sehr wertvollen und fruchtbaren Böden Bornheims umsichtig umzugehen.

Bevor sich der Tross durch den Ort begab, machte André Decker auf die Besonderheit der Verbundschule aufmerksam. Der Schulleiter hieß die Delegation „am schönsten Schulstandort im Rhein-Sieg-Kreis“ willkommen. Er legte Wert darauf, dass dies die Meinung des Kollegiums und der Eltern seiner Schülerschaft sei. Die Förderschule sei auch mangels eines Dorfplatzes der Mittelpunkt Uedorfs. „Der einzige Platz, wo man auch Feste feiern kann“, so Decker.

Zukunftsweisend machte er auf den geplanten Neubau der Turnhalle aufmerksam und übergab dann an Cathrin Nieling, die von der ökologischen Bepflanzung des Eingangsbereichs der Schule berichtete, die durch bürgerschaftliches Engagement entstanden war. Auch ihr Bericht von historisch ausgerichteten Führungen durch die Ortschaft, an der mehrfach bis zu 70 Interessierte teilgenommen hatten, sollte die Jury vom Gemeinschaftssinn der Uedorfer überzeugen.

Ortsvorsteher äußert auch Kritik

Renate Becker-Steinhauer resümierte gegenüber dem GA, dass sich die besuchten Dörfer extrem gut vorbereitet hätten. „Gegenüber früher, wo jeder Blumentopf gezeigt wurde“, so die Vorsitzende der Bewertungskommission, seien jetzt Umfragen gemacht worden und vielsagende Präsentationen entstanden.

Für sie sei es ein wichtiges Kriterium, dass man sich frage, was der eigene Ort zu bieten habe und was ihm noch fehle. „Und dann ist es noch wichtig, dass man bei diesen Fragestellungen das ganze Dorf mitnimmt“, so Becker-Steinhauer.

So dürfte auch die modular aufgebaute Wetterstation des Uedorfer Meteorologen Christian Neuhaus Eindruck gemacht haben, die nicht nur Temperatur, Luftdruck und -feuchtigkeit misst, sondern auch eine Messung von Feinstaubbelastung und UV-Intensität aufzeichnet. Bernd Marx gelang es, selbst den Schaukasten des Ortsausschusses als Highlight darzustellen, der auf Örtlichkeiten und Veranstaltungen aufmerksam macht, und den Marx als Beispiel für das dörfliche Miteinander hervorhob.

Ob aber vielleicht Kritik von Marx zu einem Punkteabzug geführt hat? Als er am Rheinufer die Neubepflanzung von rund 400 Buchenhecken vorführte, konnte er jedenfalls seinen Ärger über dortige Anlieger nur schwer zurückhalten. Diese hätten nämlich versprochen, sich um die Pflanzen zu kümmern, jedoch das Wässern derart vernachlässigt, dass nun vielfach nur vertrocknete Setzlinge zu sehen sind, wo die gefährlichen Lücken zur Uferböschung durch einen kräftigen Bewuchs gesichert werden sollten.

Nichtsdestotrotz gab es nach einer zusammenfassenden Präsentation über die Aktivitäten der Dorfgemeinschaft im voll besetzten Caféhäuschen einen kräftigen Applaus für die aktiven Uedorfer. „Wir haben letztlich alles rüberbringen können, was wir gemacht haben. Das wird schon gut ankommen“, meinte Marx. Ob das so ist, werden die Uedorfer, wie alle anderen teilnehmenden Orte am 10. Juni um 18 Uhr im Siegburger Kreishaus erfahren, wenn die Gewinner des Wettbewerbs bekannt gegeben werden.

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