90 Jahre katholische Frauengemeinschaft Widdig Frauen setzen auf Veränderungen in der Kirche

Bornheim-Widdig · Haben Frauen genug Rechte in der katholischen Kirche? Auch um diese Frage ging es bei der Feier zum 90. Geburtstag der katholischen Frauengemeinschaft Widdig. Dessen Vorsitzende hat zudem eine Idee für die Umgestaltung der örtlichen Kirche.

 Mehr als nur Kaffeeklatsch: Die Mitglieder der katholischen Frauengemeinschaft Widdig setzen sich für den Ort und die Zukunft der Kirche ein.

Mehr als nur Kaffeeklatsch: Die Mitglieder der katholischen Frauengemeinschaft Widdig setzen sich für den Ort und die Zukunft der Kirche ein.

Foto: Meike Böschemeyer

90 Jahre und kein bisschen leise: Groß feierte die Widdiger Gruppe der katholischen Frauengemeinschaft Deutschlands (kfd) jetzt ihren runden Geburtstag – mit Maiandacht und Kaffeeklatsch.

80 Mitglieder zählt die kfd in Widdig. Das Engagement der Frauen ist in vielen Bereichen des Ortes immer wieder spürbar. Als „Königin fürs Dorf“ bezeichnete Ortsvorsteher Christoph Kany die kdf. Ihre Beständigkeit und Zuverlässigkeit hätten im Dorf erst vieles möglich gemacht, sagte er. Gemeindereferentin Ute Trimpert ermunterte die Frauen, immer hoffnungsvoll zu sein und Neues zu wagen. Ob Veranstaltungen für Senioren, Ausflüge, Wallfahrten oder die Einrichtung des „Schwaade Jades“, einer Sitzecke mit drei Bänken am Kirchplatz: Die kfd, seit 2016 unter dem Vorsitz von Gabi Eusterholz, lässt sich immer etwas Neues einfallen.

Mehr Rechte für Frauen in der Kirche

„Wir sind im Dorf für alle da. Wir wollen die Kirche und das kirchliche Leben hier aufrechterhalten“, sagte Eusterholz. Dazu gehören für sie, auch mit Blick auf den Priestermangel, mehr Rechte für die Frauen innerhalb der Institution Kirche. „Frauen machen Kirche“, betonte Eusterholz. Dass sich die Kirche vor Ort verändern werde, meinte auch Pfarrer Matthias Genster. Die Umstrukturierung im Erzbistum Köln würden auch in den Ortsgemeinden spür- und sichtbar werden. So werde nicht jedes Pfarrhaus oder Pfarrheim in Zukunft weiter bestehen können, so Genster, aber: „Die Kirche vor Ort soll bleiben. Es liegt an uns, diesem Raum einen Sinn zu geben.“

Eusterholz hat bereits Ideen für die Umgestaltung der Widdiger Pfarrkirche St. Georg. So könnte man den liturgischen Bereich durch eine Glasscheibe abtrennen und den Rest des Raums als Versammlungsort nutzen. Wie in der Gegenwart zeigten Widdiger Frauen auch schon bei der Gründung ihrer Gemeinschaft Ideenreichtum und Pragmatismus. „Damals hatten die Männer ihren Frühschoppen. Die Frauen hatten außer Haushalt und Kinder nichts“, erzählte Eusterholz. Daher fanden viele einen eigenen Verein als Möglichkeit für Treffen unabdingbar.

Gemeinschaft will auch für jüngere Frauen attraktiv sein

Und so wurde Anfang 1932 der „Frauen- und Mütterverein“ aus der Taufe gehoben. Die Mitglieder unter der Federführung des ersten Vorstandes, zu dem die Vorsitzenden Barbara Pfeiffer und Anna Christina Langel sowie Schriftführerin Elisabeth Weffer und Kassiererin Anna Mandt gehörten, trafen sich regelmäßig zum Schwätzchen bei Kaffee und Kuchen, zum Kegeln oder Karten spielen. Auch organisierten sie Frauenandachten in Privathäusern.

In den vergangenen 90 Jahren hat sich die kfd nicht nur in der Kirche, sondern auch immer wieder im Dorfleben eingebracht. Von den heute 80 Mitgliedern sind 30 unter 60 Jahre alt. Mit Angeboten wie einer Krabbelgruppe für Kleinkinder „wollen wir auch junge Mütter für uns gewinnen und die kfd zukunftsfähig machen“, sagte Eusterholz.

Dass die katholischen Frauen modern sind und sich auf den Zeitgeist einstellen können, befand auch Annemie Schneider (78), die seit 58 Jahren kfd-Mitglied ist. Für sie steht fest, dass zukünftig auch Frauen in der Kirche etwas zu sagen haben werden. „Man muss nur Geduld haben. Die Kirche hat sich über Jahrhunderte entwickelt. Veränderungen gehen hier nicht sofort und auf einen Schlag“, sagte sie. Irmgard Bresciani (84) pflichtete ihr bei. Für ihren kfd-Eintritt 1996 sei die Gesinnung der Frauen ausschlaggebend gewesen, sagte sie – aber auch der Einsatz für die Rechte der Frauen in der Kirche.

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