Forsthaus Londorf bei Merten Wie findet eine Familie den perfekten Weihnachtsbaum?

Bornheim-Merten · Eine Familie sucht im Wald beim Forsthaus Londorf bei Merten nach ihrem perfekten Weihnachtsbaum fürs Fest. Das ist gar nicht so einfach, wie GA-Redakteur Jörn Manhold nun weiß.

 Der schönste Baum ist gefunden.

Der schönste Baum ist gefunden.

Foto: Jörg Manhold

Nehmen wir einmal an, eine vierköpfige Familie aus dem Rheinland hätte eine Austauschschülerin aus Chile zu Gast, und sie wollte ihr einmal zeigen, wie zünftig hierzulande Weihnachten gefeiert wird. Dann käme besagte Familie vielleicht auf den Gedanken, den Christbaum persönlich im Wald zu schlagen. Was ja aus nachvollziehbaren Gründen nicht überall legal möglich ist. Auf ein schönes Angebot ist sie dann bei der Internetrecherche gestoßen: ein Wochenend-Event beim Forsthaus Londorf im Wald nahe Merten.

Also alle eingepackt in den Wagen und den Vorgebirgshang hinauf über Feldwege zum Forsthaus. Parkplatzeinweiser in gelben Sicherheitswesten kümmern sich in der Nähe des kleinen Weihnachtsmarkts um die ordnungsgemäße Parkposition der Fahrzeuge. In diesem Fall: um die des Unseren. Da stehen wir nun mitten im Wald mit Säge und Axt und müssen erst einmal Fragen beantworten: Selbstschläger oder Schlagenlasser? Fußgänger oder Waldtaximitfahrer? Fichte oder Nordmanntanne? Wir entscheiden uns für die Nordmänner und den Transfer-Traktor.

Nach fünf Minuten Wartezeit setzen wir uns auf das Bänkchen auf der Ladefläche, und ab geht die Luzie durch die Schonungen. Achtung: links Fichten. Zwischenstopp für die Blautannen. Und weiter geht's. Endstation Nordmannschonung. Jeder zweite Baum ist schon weg. Die sägefrischen Stümpfe verraten es. „Alle schönen Bäume sind am Forsthaus im Direktverkauf“, sagt jemand.

Wie im Kino

Wir glauben das nicht. Der Allerschönste ist noch da, wir müssen ihn nur finden. Das ist gar nicht so einfach. Das Auge nimmt Maß. Größe? Okay! Ist er dicht genug gewachsen? Plötzlich bekommt die Veranstaltung Promicharakter: Neben uns reist der nordrhein-westfälische SPD-Vorsitzende mit Baum und Begleitung ab. Er besteigt eine schwarze Limousine mit Düsseldorfer Kennzeichen. Dabei ist Sebastian Hartmann doch Bornheimer. Der Baum jedenfalls passt rein. Und wir sind weiter auf der Pirsch. Einer ist zu licht, ein anderer zu sehr geschossen. Noch einer zu buschig.

Hilfreich ist die Erkenntnis, dass man ihn in der Wohnzimmerecke ja nur von zwei Seiten sieht. Dennoch: Einer findet diesen schön, der andere jenen. Dann plötzlich ist es wie in dem Hollywoodklassiker „Weihnachten bei den Griswolds“, dass es wie ein Leuchten und Strahlen ist und unser Baum, der schönste aller Bäume, wie in heller Lichtkaskade zu stehen scheint.

Die Dame des Hauses wirft ihm ihren Schal um und sucht noch ein bisschen weiter, allerdings nicht mehr so konsequent wie vorher. Alle haben das Gefühl: Das ist er. Und tatsächlich: Er war's. Die Säge ist schnell angesetzt, und das wunderbar gewachsene Bäumchen wird flugs durch die Plantage gezerrt – zum Einnetzer.

Dahim wartet Kakao

Der verpackt erst einmal unsere Handvoll Moos, die wir noch als Beifang für die Krippengestaltung mitgenommen haben. Und ein bisschen Tannengrün für die Nachbarin war auch noch drin. Den eingenetzten Baum auf den Transportanhänger geworfen, und zurückgeht es zum Forsthaus. Ratter, ratter.

Da ist erst einmal Aufwärmen angesagt am großen Lagerfeuer, das selbst als Martinsfeuer eine gute Figur machen würde. Auf Waffeln und Kakao, die hier so fein duften, verzichten wir ausnahmsweise, es wird schon langsam dunkel. Wir drehen noch eine Runde, um zu prüfen, dass wir nun wirklich nichts übersehen haben. Wir fahren nach Hause in dem Bewusstsein, mal wirklich was erlebt zu haben. Und auch Austauschschülerin Fernanda ist nicht eingeschlafen und hat das Handy Handy sein lassen. Wahrlich ein Erfolg. Und daheim wartet der Kakao.

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