Wohnen in der Region Wie groß soll Bornheim werden?

Bornheim. · Braucht Bornheim weitere Wohnungen? Eine Antwort liefert ein Gutachten. Darin empfehlen Experten, bis 2030 jährlich zwischen 200 und 250 Wohnungen zu bauen.

Bornheim-Panorama: Von Hemmerich geht der Blick über die Stadt.

Bornheim-Panorama: Von Hemmerich geht der Blick über die Stadt.

Foto: Axel Vogel

Braucht Bornheim weiteren Wohnraum? Falls ja, wie viel? Und sollen es eher seniorengerechte Wohnungen in Mehrfamilienhäusern oder frei stehende Einfamilieneigenheime sein? Wenn es um die Stadtentwicklung geht, müssen Politik und Verwaltung auf diese und weitere Fragen Antworten finden. Eine Hilfe dazu liegt jetzt auf knapp 80 Seiten vor. Unter dem Titel „Handlungskonzept Wohnen Bornheim“ hat das wirtschafts- und sozialwissenschaftliche Forschungs- und Beratungsinstitut Empirica ein von der Stadt beauftragtes Handlungskonzept erarbeitet. Dieses soll Politik und Verwaltung einen Leitfaden für die Entwicklung auf dem Wohnungsmarkt bis 2030 bieten.

Und nicht nur das. Nach Angaben der Stadt ist ein wohnungspolitisches Handlungskonzept künftig erforderlich, um vom Land NRW Fördergelder zur Schaffung von Wohnraum zu erhalten. Das schreibt die Stadt in den Unterlagen für den Ausschuss für demographischen Wandel (Mittwoch, 27. November) sowie für den Stadtentwicklungsausschuss (Mittwoch, 4. Dezember). Beide Gremien werden sich mit der Ausarbeitung der Experten sowie deren Empfehlungen auseinandersetzen.

Die derzeitige Situation

Dem Bericht zufolge gibt es in Bornheim (bei knapp 50 000 Einwohnern) rund 21 000 Wohnungen beziehungsweise Wohneinheiten, die sich auf die verschiedenen Haustypen verteilen. Empirica bezieht sich hierbei auf Angaben der Statistikstelle des Landes NRW. 60 Prozent dieser Wohnungen befinden sich in Ein- und Zweifamilienhäusern, 40 Prozent in Mehrfamilienhäusern. Etwa ein Drittel des aktuellen Wohnraums in Bornheim ist den Gutachtern zufolge nach 1990 entstanden. Damit liege die Stadt sowohl über dem Kreisdurchschnitt als auch über dem in Bonn und Köln, heißt es weiter.

Was zudem auffällt: Dem Gutachten zufolge – und auf Basis des Zensus von 2011 – befindet sich der Wohnraum in Bornheim fast ausschließlich im Eigentum von Privatpersonen und Wohnungseigentümergemeinschaften. Nur 1,6 Prozent befinden sich laut Empirica im Besitz von Wohnungsunternehmen. Viel gebaut (rund 300 Wohnungen pro Jahr) wurde dem Gutachten zufolge in den Jahren 2000 bis 2004. Von 2010 bis 2014 waren es nur 85 Wohnungen jährlich. Seit 2015 steige die Anzahl wieder, so die Empirica-Fachleute.

Die Preise

Es überrascht wenig, dass die Mieten auch in Bornheim gestiegen sind: laut Empirica von 2012 bis Anfang 2019 um 21 Prozent. So kostet der Quadratmeter in der Vorgebirgsstadt aktuell durchschnittlich 8,15 Euro. Im Kreis sind es 8,08 Euro, in Bonn sind es bei Neuvermietungen zehn Euro im Mittel, in Köln 11,22 Euro.

Für ein Ein- oder Zweifamilienhaus liegt der Kaufpreis in Bornheim aktuell bei durchschnittlich 2714 Euro pro Quadratmeter. Nach Angaben von Empirica entspricht das einer Steigerung von 35 Prozent seit 2012.

Geförderter Wohnraum

Nach Angaben der Stadt Bornheim gibt es derzeit 884 mietpreisgebundene Wohnungen in der Stadt. 71 Prozent davon verteilen sich auf lediglich drei Ortsteile: Bornheim, Roisdorf und Merten. Allerdings wird laut Empirica, mit Bezug auf die NRW- Bank, bis 2035 fast jede zweite Wohnung aus der Preisbindung fallen.

Die Überlegungen

Klar ist, auch in Bornheim wird weiter Wohnraum benötigt. Die Kommune gehört zu den Teilen des Rhein-Sieg-Kreises, die weiterhin gefragt sein werden. Das Besondere dabei: „So hat Bornheim im Vergleich zu anderen Kommunen noch relativ große Flächenpotenziale. Die planerischen Gestaltungsmöglichkeiten sind hier also größer als in anderen Kommunen“, heißt es in der Analyse von Empirica. Die Frage, die die Fachleute dazu aufwerfen, ist, wie viel des Wohnraumbedarfs für das sogenannte zentrale Kreisgebiet (Alfter, Bornheim, Wachtberg, Niederkassel, Troisdorf, Sankt Augustin, Siegburg, Königswinter, Bad Honnef) in Bornheim gedeckt werden soll. Im Gutachten werden Aussagen der Stadt wiedergegeben, wonach auf den potenziellen Flächen für Wohnbau bis 5000 Wohneinheiten entstehenden könnten. Einer groben Schätzung der Stadt nach wäre es möglich, bis 2030 davon 3200 Wohneinheiten zu bauen, sofern man dies denn will. Dabei dürfe man, so die Experten weiter, die Demografie nicht außer Acht lassen. Da Zugezogene tendenziell jung sind, wirkt sich das auf die Altersstruktur aus – ebenso wie die Tatsache, dass junge Leute, die aus dem Elternhaus ausziehen, die Stadt verlassen, wenn sie dort nichts finden. So folgern die Fachleute: „Bei geringer bis praktisch gegen Null gehender Bauleistung kann die Bevölkerungszahl (nach vorübergehendem Anstieg bis 2020) letztlich bis 2030 gerade nur stabil gehalten werden.“

Die Vorschläge

Nach der Berechnung verschiedener Modelle zum Umfang des Wohnbaus kommen die Fachleute von Empirica zu folgendem Schluss: Bornheim sollte so viel Wohnraum bauen, um auf rund 56 000 Einwohner zu wachsen. Bis 2030 sollten 200 bis 250 Wohneinheiten gebaut werden, zwei Drittel davon familiengerecht. Ebenso schlagen die Experten vor, rund 20 Prozent geförderten Wohnraum zu realisieren.

Des Weiteren empfehlen sie, auf sozial gemischte Wohnquartiere zu setzen mit unter anderem Kitas, Cafés, betreutem und barrierefreiem Wohnen, Grünflächen, Spielplätzen oder Mobilstationen. Denn: Es werde deutlich, dass „in Bornheim in den letzten Jahren die Perspektive der sozialen Mischung beziehungsweise der Mischung unterschiedlicher Nachfragegruppen bei der Entwicklung von Neubauquartieren wenig Aufmerksamkeit geschenkt wurde“, so Empirica.

Politik und Verwaltung müssen nun erörtern, welche Konsequenzen sie aus dem Konzept ziehen.

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