Grünflächen in schlechtem Zustand Wildwuchs auf Bornheims Friedhöfen

Bornheim · Der Stadtbetrieb kommt mit der Grünpflege nicht nach, offenbar auch aus Personalmangel. Inzwischen häufen sich die Klagen von Bürgern. Jetzt werden mögliche Lösungen diskutiert: Fremdvergabe der Grünpflege oder zusätzliche Mitarbeiter?

 Ortsvorsteher Wilfried Hanft weist auf dem Breniger Friedhof auf eine verwilderte Fläche zwischen zwei Gräbern hin.

Ortsvorsteher Wilfried Hanft weist auf dem Breniger Friedhof auf eine verwilderte Fläche zwischen zwei Gräbern hin.

Foto: Axel Vogel

Seit seine Frau dort beerdigt wurde, kommt der Mann aus Hersel regelmäßig auf den Friedhof an der Erftstraße. Und regelmäßig ärgert er sich über das Bild, das sich ihm dort bietet: ungepflegte Hecken, von Unkraut überwucherte unebene Wege, marode Sitzbänke, brachliegende und völlig verwilderte Grabflächen. „Es ist eine Dauergeschichte. Viele Herseler ärgern sich über den Zustand“, sagt der Mann, der seinen Namen nicht in der Zeitung lesen möchte. Die Stadt habe zu wenig Leute, räumt er ein. Aber man dürfe den Friedhof doch nicht so verfallen lassen.

Mit seinem Ärger ist der Mann in Bornheim bei Weitem nicht allein. Wohl jeder Ortsvorsteher kann von Klagen über die Begräbnisstätten berichten. „Friedhöfe sind ein emotionales Thema“, sagt beispielsweise Brenigs Ortsvorsteher Wilfried Hanft. Ihm kommen regelmäßig Beschwerden zu Ohren.

Thema bei der Verwaltungsratssitzung

Zuständig für die Pflege der Friedhöfe und sämtlicher öffentlicher Grünanlagen ist der Stadtbetrieb Bornheim (SBB). So war es wenig verwunderlich, dass das Thema in der jüngsten Sitzung des SBB-Verwaltungsrats auf der Tagesordnung stand. „Man kann auf den Friedhöfen nicht von einem befriedigenden Gesamteindruck sprechen“, hatte Hanft gesagt, der als einer der SPD-Vertreter in dem Gremium sitzt. Den Ausführungen von SBB-Vorstand Ulrich Rehbann nach gibt es ein Bündel an Ursachen dafür, warum die Friedhöfe nicht so aussehen, wie sich viele Menschen das wünschen.

So wirkt sich nach Rehbanns Angaben der Krankenstand des SBB im ersten Halbjahr dieses Jahres vor allem auf den Bereich der Grünflächen aus. So weisen die Zahlen des Stadtbetriebs alleine für diesen Bereich 451 Krankheitstage zwischen Januar und Juni 2017 aus. Insgesamt kommt der SBB in diesem Zeitraum auf 2045 Krankheitstage – bei 100 Mitarbeitern.

Das Problem ist allerdings vielschichtiger. Nach Angaben des SBB wurde bereits Mitte der 2000er Jahre die Friedhofskolonne der Stadt aufgelöst, die Mitarbeiter wurden auf die öffentliche Grünpflege verteilt, die seither auch für die Friedhöfe zuständig ist. „Durch die kontinuierliche Erhöhung der Anzahl der öffentlichen Grünflächen, verbunden mit Kostenreduzierungen auf den Friedhöfen mit dem Ziel, die Friedhofsgebühren stabil zu halten, sanken die auf den Friedhöfen erbrachten Leistungsstunden fortlaufend“, heißt es in einer schriftlichen Stellungnahme des Stadtbetriebs zur Verwaltungsratssitzung.

"Luxus von 14 ortsnahen Friedhöfen"

„Wir leisten uns den Luxus von 14 ortsnahen Friedhöfen“, sagte Rehbann in der Sitzung. Man bemühe sich, diese in einem guten Zustand zu erhalten. Um Personalengpässen und einem „vegetationsbedingten erhöhten Arbeitsaufkommen“ zu begegnen, müssten nach Ansicht des Stadtbetriebs drei zusätzliche Mitarbeiter eingestellt werden und eine neue Friedhofskolonne eingerichtet wird. Alternativ will man nachrechnen, ob es sich lohnt, die Pflege von fünf Friedhöfen an einen externen Dienstleister zu vergeben.

Beide Optionen würden nach ersten, vorsichtigen Schätzungen rund 150.000 Euro pro Jahr kosten. Nun will der Stadtbetrieb prüfen, welche Alternative in Gänze wirtschaftlicher ist. Bereits in diesem Jahr wurden die Friedhöfe in Brenig, Walberberg und Sechtem durch ein externes Unternehmen gepflegt (Kosten: 35.000 Euro). Nach Angaben des Stadtbetriebs wurden dabei „positive Erfahrungen“ gesammelt.

Das sieht Brenigs Ortsvorsteher Hanft allerdings anders. Die Erfahrungen mit dem Dienstleister in Brenig seien nicht gut, sagte er. Auch deshalb sei er skeptisch bei weiteren Fremdvergaben. Vielmehr regte er an, die Stadt solle ehrenamtliche Friedhofspaten anwerben, die sich gegen eine kleine Aufwandsentschädigung um die Anlagen kümmern. Dazu zeigte sich SBB-Vorstand Rehbann wiederum skeptisch. Es gebe Grenzen eines solchen Engagements, meinte er.

Prüfung der Fremdvergabe bis zum Frühjahr

„Wenn es in den Ortschaften die Bereitschaft gibt, sind wir die letzten, die nicht auf Gespräche eingehen“, sagte Bürgermeister Wolfgang Henseler. Allerdings brauche man keine Sheriffs, sondern Leute, die anpacken. Die Stadt werbe kontinuierlich um Grünflächenpaten, fügte er hinzu. Was den Zustand der Friedhöfe angehe, dürfe man jedoch keine Zeit verlieren. Im Frühjahr 2018 will der Stadtbetrieb Zahlen vorlegen, was ein Rahmenvertrag mit einer Laufzeit von zunächst ein bis drei Jahren für die Vergabe der Friedhofspflege genau kosten würde.

Zugleich überlegt der Stadtbetrieb, im kommenden Jahr ein Gerät anzuschaffen, das mit dem sogenannten Heißwasserverfahren das wuchernde Grün auf den Friedhofswegen beseitigt. Erste Erfahrungen mit einem gemieteten Gerät seien positiv verlaufen, so Rehbann – er machte aber auch deutlich, dass selbst mit einem solchen Gerät die Wege aufgrund ihres Zustandes mehrmals bearbeitet werden müssten.

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