Bürgerversammlung in Hersel Windräder in Bornheim: So ist der Planungsstand

Bornheim · Tierschutz, Flächenverbrauch und Abrieb von Rotorblättern: Die Bornheimer Bürger wollten es auf einer Infoveranstaltung zu den geplanten Windkraftanlagen in der Stadt genau wissen. Wo sie stehen werden, ist noch offen. Fest steht jedoch, dass dafür nur 21 Einzelflächen infrage kommen.

 Windkraftanlagen sollen sich bald auch in Bornheim drehen – die Frage ist nur, wo.

Windkraftanlagen sollen sich bald auch in Bornheim drehen – die Frage ist nur, wo.

Foto: dpa/Tom Weller

Lärm-, Arten- und Naturschutz, Sicherheit, Sichtbarkeit und Rückbau: Proppenvoll war die Herseler Rheinhalle bei der Infoveranstaltung der Bornheimer Verwaltung zu den geplanten Windrädern im Stadtgebiet am Montagabend. Das Verfahren zum „Teilflächennutzungsplan Windenergie“ steht noch am Anfang der Planung, im Rahmen der frühzeitigen Öffentlichkeitsbeteiligung können Bürger und Träger öffentlicher Belange ihre Einwände noch bis Mitte Oktober einreichen.

Auch die in der Halle vorgebrachten Bedenken wurden protokolliert und fließen in die Bewertung ein. Detailliert und zum Teil auch voller Sorge waren die Fragen der mehr als 170 Zuhörer zu Höhe, Entfernung und Umweltschutz. „Mir ist wichtig, dass wir gemeinsam eine Lösung für das Thema finden, das die gesamte Stadt angeht, und es nicht zu einer Spaltung zwischen Rhein und Ville kommen“, sagte Bürgermeister Christoph Becker.

Unter der Moderation von Ludwig Weitz erklärten Wolfgang Paulus und Andreas Erll von der Verwaltung sowie Klaus Zimmermann vom Bitburger Planungsbüro Iso den Planungsstand, das Ergebnis der bisherigen Flächenanalyse und erläuterten den wirtschaftlichen Vorteil. Bei einer städtischen Gesamtfläche von insgesamt 83 Quadratkilometern kommen laut Analyse nur neun Prozent für den Bau der Anlagen in Frage. Das sind 21 Einzelflächen von einem bis 80 Hektar zwischen Sechtem, Bornheim-Ort und Rheinschiene sowie bis zu 160 Hektar auf dem Ville-Rücken. Allerdings werden in der Rheinebene nur 145 Hektar als gut beziehungsweise sehr gut geeignet eingestuft, auf der Ville entsprechen dem 328 Hektar, das wären also 1,7 beziehungsweise knapp vier Prozent der städtischen Gesamtfläche.

Windräder bis zu 250 Meter hoch

Die Höhe der Windräder ist in beiden Lagen unterschiedlich. Während eine Anlage in der Rheinschiene – das Tal liegt um 100 Meter niedriger als die Ville – eine Gesamthöhe von bis zu 250 Metern haben darf, ist sie auf dem Hangrücken aufgrund der Flugsicherheit des Übungsflughafen Nörvenich auf 150 Meter limitiert. Wie sehr sich das Landschaftsbild durch am Horizont aufragende Windräder verändern wird, machte eine Visualisierung deutlich. Ob von der Brüsseler Straße in Sechtem ins Tal oder von der Walberberger Kitzburg Richtung Ville – je nach Blickrichtung waren die Anlagen wenig oder am Horizont relativ deutlich zu sehen. Für den Roisdorfer Harald Stadler zeigten die Aufnahmen eine geschönte Version und nicht die zu erwartende Realität, denn „ich sehe von meinem Haus aus recht deutlich die Windräder von Wesseling“.

Zu schaffen machte einem Zuhörer der Abstand zwischen Anlage und Wohnbebauung, „denn in Hessen gilt die 2000-Meter-Regelung“. Seit dem Juli-Beschluss des Landtags ist in NRW eine 1000-Meter-Regelung vorgesehen, für Planer Zimmermann eine gute Entscheidung bei den relativ kleinen Flächen in Bornheim, denn „ginge man auf 1500 Meter, gäbe es hier keine Windräder“.

Die Beeinträchtigung der Zugvögel machte einem Hemmericher Sorgen, der Vogel- und Tierschutz einem anderen. „Tier- und Landschaftsschutz sind keine Ausschlusskriterien“, machte Paulus deutlich. Allerdings werden, fügte Zimmermann hinzu, Arten- und Naturschutz noch detailliert geprüft. Zur Sprache gebracht wurde auch der betriebsbedingte Abrieb der Rotorblätter – in Meckenheim Thema einer Bürgerinitiative (der GA berichtete) – und die damit eventuell einhergehende Gesundheitsgefahr. „Diese und ähnliche Probleme werden alle noch im kommenden Umweltbericht auf den Tisch kommen“, hieß es von der Verwaltung.

Zwei Investoren stehen in den Startlöchern

Auch der zu erwartende Geräuschpegel der geplanten Anlagen kam zur Sprache. „Da könne, je nachdem welche Fläche ausgewählt wird, der Abstand zur Bebauung auch größer sein“, beruhigte Zimmermann. Die Frage nach der Bodenversiegelung beantwortete Paulus mit 200 bis 300 Meter Breite und fünf bis sechs Meter Tiefe pro Anlage. Sicherheitsbürgerschaften sollen sichern, dass die Betreiber die Kosten für Abbau und Entsorgung übernehmen.

Ob die Windräder letztlich einen genügend großen Nutzen haben, bezweifelte ein Ingenieur aus Widdig. Eine Befürchtung, der Paulus widersprach. „Bei 300 Meter über dem Meeresspiegel haben die Anlagen genügend Wind. Die Projektierer würden auch keine Windräder bauen, die nicht wirtschaftlich sind“. Zwei Investoren stehen mit der REA/Enercon (Aurich) und Stawag Energie (Aachen) in den Startlöchern. Mit einigen Grundstückseigentümern gibt es laut Paulus bereits Vorverträge.

Die Gründung einer Energiegenossenschaft soll die Bürger an der Windenergie beteiligen. Bis es allerdings dazu kommt, wird es noch dauern. Bis Ende des Jahres hofft die Verwaltung, in die Offenlage gehen zu können. Wenn alles gut geht, soll die Planung im Rat zum Jahreswechsel 2022/23 beschlossen werden. Die Genehmigung erteilt abschließend die Bezirksregierung Köln.

Für Becker sind Windräder ein wesentlicher Baustein für die von Bornheim anvisierte Klimaneutralität 2045. Daher sei es wichtig, dass sich unsere Stadt auf den Weg mache. Dem stimmten die meisten Zuhörer zu. Ein Zuhörer sagte allerdings: „Mir liegt daran, dass die Einzigartigkeit des Vorgebirges ein wenig erhalten bleibt.“

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