"Wir haben keine Angst vor einer Klage"

Bornheim · Eigentlich gibt es im Regionalrat eine einhellig Front für den Erhalt des Naherholungsgebietes Sonnenhof und für einen Abbau von hochreinem weißen Quarzkies im Bereich Weilerswist. Eigentlich. Doch durch die jüngsten Verlautbarungen von Regierungspräsident Hans Peter Lindlahr (der General-Anzeiger berichtete mehrfach) ist wieder Unruhe in die Region gekommen.

Denn der RP hat nun erneut den Sonnenhof als Abbauregion ins Spiel gebracht. "Der RP trägt den Naturpark zu Grabe", wirft der Landschaftsschutzverein dem Hennefer Politiker vor. Gestern fuhr auch die SPD-Fraktion im Regionalrat schweres Geschütz gegen Lindlahr auf.

"Wir bekräftigen unsere ablehnende Position zum möglichen Abbau von weißem Quarzkies im Raum Kottenforst/Ville und im gesamten Bereich des Regionalplans Köln", erklärten gestern im Bornheimer Rathaus die Genossen Sebastian Hartmann (Kreis- und Bornheimer Vorsitzender), Regionalratsfraktionsvorsitzender Hans-Joachim Bubacz, Bürgermeister Wolfgang Henseler, Landtagsabgeordneter Achim Tüttenberg, Bornheims Fraktionschef Otto Wirtz, die Bornheimer Planungssprecher Wilfried Hanft und Ute Kleinekathöfer sowie Hajo Hoffmann, Geschäftsführer der Regionalratsfraktion. Und sie alle ließen keinen Zweifel daran, dass sie "alle rechtlichen Mittel ausschöpfen werden, um den Raum Sonnenhof als Naherholungsgebiet für hunderttausende Menschen in der Umgebung zu erhalten". Hartmann: "Wir ziehen das durch und haben keine Angst vor einer Klage."

"Eine Änderung des Regionalplans, die der RP zum Quarzabbau im Naturpark betreibt, lehnen wir kategorisch ab", betonte der Landtagsabgeordnete. Er bezweifelte nochmals "die von verschiedenen Gutachten genannten Zahlen am Bedarf von hochreinem weißen Quarzkies. Niemand kann sagen, wie viel dieses angeblichen Bodenschatzes die Industrie in den nächsten Jahren wirklich braucht". Ob die aktuell diskutierte Konzentrationszone Weilerswist-Nord überhaupt eine Ausschlusswirkung jeglicher weiterer, zukünftiger Abgrabevorhaben im Bereich des Regionalplans Köln habe, sei ebenfalls unklar, so Tüttenberg. Außerdem sei nicht deutlich, ob der Bodenschatz Quarzkies nicht durch andere Stoffe ersetzt werden könnte.

Die vom Regierungspräsidenten angeregte Konzentrationszone Rösberg/Sonnenhof sei grundsätzlich abzulehnen, darüber war man sich gestern einig. "Zum einen ist die Frage der zu erreichenden Versorgungssicherheit hinsichtlich der geforderten zweimal 25 Jahre nach geltendem Recht und zweimal 15 Jahre nach zukünftiger Rechtslage angesichts nicht vorhandener Nachfragemengen nicht eindeutig zu beantworten. Aus grundsätzlichen Erwägungen kommt es nicht darauf an, an anderen Stellen mögliche Konzentrationszonen zu schaffen (Weilerswist-Nord, neu auch noch Witterschlick), da auch hier Zweifel bestehen. Ein Schutz anderer, schützenswerter Landschaftsstellen wie Sonnenhof sei nicht garantiert", hoben alle Gesprächsteilnehmer hervor.

Dass der Naturpark Kottenforst/Ville geschützt werden muss, darüber gibt es quer durch alle Parteien Konsens. Die Erholungsfunktion dieser Landschaft müsse bewahrt werden, ließ der Bürgermeister keine Zweifel aufkommen, dass er "möglichst in enger Zusammenarbeit mit alllen Parteien für den Erhalt der Landschaft und gegen einen Abbau hier kämpfen werde.

Als "Generationenproblem" bezeichnete Hartmann die Verhinderung des Quarzabbaus im Sonnenhof, er wolle nicht den Nachkommen die völlig zerstörte Natur aufbürden. Bubacz warf dem RP vor, er versuche, Einfluss zu nehmen auf die Regionalräte, um der Industrie entgegenzukommen. Mit einer breiten Front wollen die Genossen, aber auch alle anderen Fraktionen der Region gegen die Pläne des Regierungspräsidenten angehen. "Wir brauchen alle Mitstreiter, das sind die hiesigen Landtagsabgeordnete, aber auch die Parteien vor Ort, das ist auch der Landrat und das ist der Bürger, der dann vielleicht mit fährt zur nächsten Sitzung des Regionalrats", rief Tüttenberg zum überfraktionellen Gefecht auf.

Ausdrücklich lobten alle Gesprächsteilnehmer den Landschaftsschutzverein stellvertretend für Initiativen und Privatpersonen, die seit Jahren für den Schutz des Naturparks kämpfen. In der Region herrsche die überwiegende Meinung vor, die Konzentrationszone in Weilerswist festzuzurren, um weitere Abbauzonen zu verhindern. Das müsse manifestiert werden, und dafür gelte es Mehrheiten zu finden - über das Parteibuch hinweg

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