Neubaugebiete in Bornheim Wohin mit dem Regenwasser?

BORNHEIM · Alles Gute kommt von oben? Nicht ganz. Zwar ist Regenwasser zweifelsohne wichtig für das Wachstum von Pflanzen. Doch mit der zunehmenden Versiegelung von Flächen stellt es Kommunen mittlerweile vor große Probleme: Es erhöht an vielen Stellen die Erschließungskosten neuer Wohngebiete, macht die Investition teurer.

 Das Baugebiet zwischen Königstraße und Mühlenstraße: Das dort anfallende Wasser kann nicht in den Mühlenbach geleitet werden.

Das Baugebiet zwischen Königstraße und Mühlenstraße: Das dort anfallende Wasser kann nicht in den Mühlenbach geleitet werden.

Foto: Ulrike Sinzel

In Bornheim mindert das an einigen Stellen die Gewinne der Investoren oder geht auf Kosten der Grundstückseigentümer. Im Falle des Neubaugebiets in Waldorf (Gebiet innerhalb der Sandstraße, Blumenstraße, Schmiedegasse und Büttgasse) könnten die hohen Kosten der Entwässerung - es müsste ein neues Regenrückhaltebecken gebaut werden - gemeinsam mit anderen Umständen wie etwa dem dort nötigen Lärmschutz die Erschließungskosten so sehr in die Höhe treiben, dass das Baugebiet eventuell nie realisiert wird. Bisher seien die Planungen nur "zurückgestellt", sagt Bornheims Bürgermeister Wolfgang Henseler.

Auch in anderen geplanten Baugebieten wie jenem zwischen Königstraße, Mühlenstraße und Stadtbahnlinie oder dem Areal am Hexenweg führt das Abwasser zu Problemen beziehungsweise höheren Kosten. Diese wären vermeidbar, wenn man die Abwasserplanung von Anfang an berücksichtigt hätte, so wie es Experten immer selbstverständlich täten - sagt die Stadt. Doch die Investoren seien gar nicht richtig informiert worden - sagt Architekt Helmut Görgen.

Um den Vorgaben im Landeswassergesetz Genüge zu tun, werden zunehmend neue oder auch größere Regenrückhaltebecken benötigt, wo das Regenwasser früher einfach in ein Gewässer eingeleitet wurde. Neu geplante Wohngebiete wie das an der Mühlenstraße oder die 20 Hektar große Fläche am Hexenweg können ihr Regenwasser daher nicht mehr einfach in den Mühlenbach leiten. Zunehmende Starkregen-Ereignisse würden sonst unkontrollierbare Überschwemmungen auslösen.

Der BGH hat in einem Urteil festgelegt: Eine Kommune muss dafür sorgen, dass die Vorfluter groß genug sind. Tut sie das nicht, können Hauseigentümer die Kommune in Regress nehmen, wenn ihnen durch Überflutungen Schäden entstehen. "Daher macht das Abwasserwerk genaue Vorgaben zur Rückhaltung: Wie viel Wasser darf wann raus?", erläutert Bornheims Erster Beigeordneter Manfred Schier. Ist der Kanal oder Vorfluter zu klein, bedarf es eines Regenrückhaltebeckens.

Es kann das Wasser jeweils nur in den erlaubten Mengen herauslassen oder auch mit einer Versickerungsanlage verbunden sein, die das Wasser im Gelände verteilt. Letzteres sei jetzt im Neubaugebiet an der Königstraße/Mühlenstraße geplant, erläutert Architekt Görgen: "Das ist eine Notlösung." Sie werde nur für zehn Jahre genehmigt. Die ursprünglichen Planungen hätten anders ausgesehen: Das Regenwasser sollte in den Mühlenbach, das Schmutzwasser in die Kanäle in der Königstraße geleitet werden. "2010 war ich bei der damals noch zuständigen Regionalgas in Euskirchen und man hat mir gesagt, der Mühlenbach könne als Vorfluter genutzt werden", sagt Görgen. Erst im vergangenen Jahr, als der Bebauungsplan fast fertig gewesen sei, sei klar gewesen, dass das so nicht geht, weil die Kanäle dafür zu klein sind.

Manfred Schier kann das nicht verstehen: "Seit 1996 laufen die Planungen, und wir raten immer gleich zu Beginn, sich als allererstes über die Abwasservorgaben zu informieren." Das sei im Fall des Gebiets an der Königstraße/Mühlenstraße bis heute nicht geschehen. "Deshalb habe ich die Beteiligten nun an den Tisch geholt und mal Tacheles geredet." Er habe deutlich gemacht, dass weiterführende Planungen keinen Sinn hätten, wenn nicht die Abwasserplanung mit einbezogen werde. "Wir warten jetzt auf ein Konzept, dass diesen Ansprüchen gerecht wird." Dass es auch anders gehe, zeigten die Planungen zu Sechtem Ost: "Da ist die Rückhaltung sofort in den Rahmenplan eingeflossen."

Um künftig mehr Klarheit darüber zu haben, wo zur Entwässerung größere Investitionen nötig sind, hat die Stadt Bornheim nun ein Abwasserbeseitigungskonzept bei einem Erkrather Ingenieurbüro in Auftrag gegeben. Es soll im Spätsommer fertig werden.

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