Vortrag in der Europaschule Wolfgang Wiedlich erläutert Szenarien der Erderwärmung

BORNHEIM · Warum weiße Dächer und Straßen tatsächlich helfen könnten, den Klimawandel zu verlangsamen, hat am Donnerstag Wolfgang Wiedlich, GA-Chefreporter für Spezialthemen, Oberstufenschülern der Bornheimer Europaschule erläutert.

 Vortrag in der Europaschule: GA-Chefreporter Wolfgang Wiedlich erläutert, welche Effekte die Erderwärmung beschleunigen.

Vortrag in der Europaschule: GA-Chefreporter Wolfgang Wiedlich erläutert, welche Effekte die Erderwärmung beschleunigen.

Foto: Wolfgang Henry

In seinem Vortrag "Der vergessene Klimawandel" gab der Geograf einen Überblick über die Ursachen des Treibhauseffekts und stellte Rückkopplungsprozesse vor, die bei einem durchschnittlichen Temperaturanstieg von mehr als zwei Grad die Erderwärmung dramatisch beschleunigen.

"Der Ozean, eine Art Mülldeponie für Kohlendioxid (CO2), nimmt weniger CO2, wenn er sich erwärmt", so Wiedlich. Eine weitere Gefahr: "Wenn der Permafrost im hohen Norden auftaut, erwacht dort das organische Leben, was Gigatonnen CO2 und weitere Treibhausgase freisetzt." Doch auch Wasserdampf sei ein starkes Treibhausgas: Bei höherer Temperatur verdunste mehr Wasser und enthalte die Atmosphäre mehr Wasserdampf, was Starkniederschläge begünstige.

Ein bisher von den Medien größtenteils vernachlässigter, aber schwerwiegender Effekt sei die von der Farbe abhängige Wärmestrahlung: "Wie viel Sonnenstrahlung in Wärme verwandelt wird, hängt von der Farbe der Oberfläche ab." Helle Flächen reflektieren einen Großteil des Lichts zurück ins All, "kühlen also den Planeten". Dunkle Farben dagegen haben einen niedrigen Reflexionsgrad, Albedo genannt. Deshalb sei der dramatische Eisverlust nicht nur wegen des Meeresspiegelanstiegs verheerend, sondern weil die Erde ihre hellen Flächen verliere.

Wiedlich: "Bestünde unser ganzer Planet aus Eis, hätten wir eine Temperatur von minus 52 Grad. Nicht aufgrund der Kälte des Eises, sondern weil das Weiß die Sonnenstrahlen so gut reflektiert." Anders sähe es aus, wäre die Erde komplett von - dunklerem - Wasser bedeckt: "Plus 32 Grad."

Der Albedo-Effekt habe dazu geführt, dass der Temperaturanstieg zwischen 1975 und 1990 langsamer voranschritt als prognostiziert: "Der Schwefel in der Atmosphäre, der für Sauren Regen und das Waldsterben verantwortlich war, hatte große Teile der Sonneneinstrahlung reflektiert und den zusätzlichen Treibhauseffekt maskiert", berichtete der Journalist, der schon 1994 für seine Klimaberichte den Theodor-Wolff-Preis erhielt. Mit dem Bau von Entschwefelungsanlagen sei die Temperatur dann wieder rasant gestiegen.

Wie schnell das Eis auf Grönland schmilzt, konnte Wiedlich im August selbst erleben. Er ließ die Schüler daran teilhaben, indem er ihnen das Video eines Touristen zeigte, der dort zufällig den Eqi-Gletscher gefilmt hatte, als von diesem ein Stück Eis "von der Größe des Venusbergs" ins Meer abbrach: Der so erzeugte Tsunami erfasste das Boot der Touristen, die schleunigst flüchteten und mit dem Leben davonkamen.

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