Integration Zweiwöchiges Sprachcamp in Walberberg

BORNHEIM-WALBERBERG · Die Jugendakademie Walberberg bietet ein zweiwöchiges Sprachcamp für junge Zuwanderer. Sie kommen aus Bonn, Köln, Düren, Bornheim und Neunkirchen-Seelscheid.

Mit dem Rappeln des Würfelbechers geht es los: Ein wahrer Buchstabensalat tut sich vor den Augen der Mädchen auf, als Nora die mit Buchstaben bedruckten Würfel auf den Tisch rollen lässt. Doch schnell hat die Gruppe sie wie beim Scrabble zu passenden Wörtern zusammengelegt. „Wie“, „Er“, „Hi“ und „Fang“ erkennen die Teilnehmerinnen des Deutsch-Feriencamps in dem Wirrwarr. Um spielerisch ihre Sprachkenntnisse zu verbessern, sind derzeit 31 Jugendliche für knapp zwei Wochen in der Jugendakademie Walberberg zu Gast.

Aus Bonn, Köln, Düren, Bornheim und Neunkirchen-Seelscheid kommen die Zwölf- bis 16-Jährigen. 25 von ihnen haben eine Flucht- oder Zuwanderungsgeschichte. Manche von ihnen seien als minderjährige unbegleitete Flüchtlinge nach Deutschland gekommen, schildert die Leiterin des Deutsch-Feriencamps, Verena Winand.

Zum siebten Mal

Zum siebten Mal biete die Akademie die Freizeit an, in der die Teilnehmer die deutsche Sprache mit Spaß erfahren und im geschützten Raum erproben können: In Theater- und Musikprojekten sowie in wechselnden Workshops. Während das Camp anfangs vor allem auf Förderschüler ausgerichtet gewesen sei, nähmen seit etwa drei Jahren immer mehr Jugendliche mit Fluchterfahrung teil, sagt Winand. „Dieses Jahr ist besonders, dass die meisten Teilnehmer internationale Förderklassen besuchen und nach den Ferien in Regelklassen wechseln.“

Auf diesen Übergang wolle die Jugendakademie sie besonders vorbereiten: „Wir wollen, dass sie hier mit einem gestärkten Gefühl rausgehen und sagen können: 'Ich schaffe das'“, betont die Projektleiterin. Immerhin erwarte die Schüler dann eine neue Umgebung, und natürlich gebe es noch Sprachdefizite. Allerdings hätten alle bereits ausreichend Deutschkenntnisse, um ohne Übersetzerhilfe am Programm teilnehmen zu können, betont Winand. Vorwiegend aus Syrien und Afghanistan, aber beispielsweise auch aus Kamerun und Litauen stammen die 16 Mädchen und 15 Jungen. Der Kontakt sei vor allem über die Schulen sowie die Flüchtlingsunterkunft im Endenicher Paulusheim entstanden, so Winand.

Jugendliche haben ein eigenes Lied geschrieben

Heute steht ein Deutschparcours auf dem Programm: In kleinen Gruppen wandern die Jugendlichen von Raum zu Raum, wo jeweils neue sprachliche Aufgaben auf sie warten: Worträtsel lösen, Gedichte verfassen, gemeinsam Satz für Satz eine kleine Geschichte schreiben oder eben „Wörter würfeln“, wie es Nora, Marie-Claire, Amal und Mirineil gerade ausprobieren. Das Spielen helfe beim Deutsch lernen, sind sich die Mädchen einig. „Zahlen“ findet Marie-Claire besonders schwierig, sich zu merken. „Artikel sind schwer“, meint dagegen Nora und erntet Zustimmung: Ja, das falle allen nicht leicht, „wann es der, die oder das heißt“. Im Arabischen gebe es zum Beispiel auch nur einen Artikel, erklären die Mädchen.

Natürlich ist nicht von morgens bis abends Deutsch lernen angesagt. Den Jugendlichen bleibt auch Zeit für Freizeitaktivitäten wie Billard und Kicker, Fußball und Beachvolleyball, Henna malen und Armbänder knüpfen. Seit dieser Woche laufen zudem die Vorbereitungen für den Abschlussabend am Donnerstag. Eine Kochgruppe möchte ein Fingerfood-Buffet mit Speisen aus verschiedenen Ländern vorbereiten, und es wird einige Aufführungen geben.

Ein eigenes Lied haben die Jugendlichen bereits geschrieben: „Egal, wo ich bin“ heißt es und spiegelt deutlich wider, dass teils schwere Zeiten hinter den Jugendlichen liegen: „Schlimme Menschen zerstören das Vertrauen, das Leben ist schwer“, lautet etwa eine Zeile. Aber auch Zuversicht spricht aus dem Song: „Doch egal, wo ich bin, Liebe ist überall“ und „Ich bin zu Hause, egal wo ich bin“, haben die Jugendlichen getextet. Mit dem Refrain machen sie Mut für die Zukunft: „Lass' die Vergangenheit vergangen sein und schau immer nach vorn. Mach' keinen Blick mehr zurück. Dank euch hab' ich kein Pech, sondern nur noch Glück.“

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort