Gespräch am Wochenende Bornheimer berichtet über seine Erlebnisse auf der Pilgerreise über den Jakobsweg
Bornheim · Mit 77 Jahren hat Hans J. Farnschläder sein erstes Buch Titel "Angekommen - Bis ans Ende der Erde in sechs Etappen" veröffentlicht.
In seinem Buch "Angekommen - Bis ans Ende der Erde in sechs Etappen" hat der Bornheimer seine persönlichen Erfahrungen bei seiner Pilgerreise über den Jakobsweg verarbeitet. 1600 Kilometer haben er und seine Frau Monika von 2003 bis 2008 nach Santiago de Compostela in Tagestouren von 25 bis 30 Kilometern zurückgelegt. Mit ihm sprach Susanne Träupmann.
Warum haben Sie ein Buch über Ihre Zeit auf dem Jakobsweg geschrieben?
Hans J. Farnschläder: Die Notizen, die ich unterwegs gemacht habe, fand ich zu wertvoll, um sie einfach abzulegen. Die Reisen haben mich danach noch so beschäftigt, dass ich zu den unterschiedlichen Sehenswürdigkeiten, Landschaften und der Botanik sowohl Frankreichs als auch Spaniens recherchiert habe. So habe ich in den vergangenen neun Jahren mindestens einmal in der Woche in der erzbischöflichen Bibliothek in Köln gesessen und gelesen. Vieles von den historischen und geografischen Hintergründen und auch Details zur Botanik finden sich in meinem Buch wieder. Außerdem möchte ich unseren sieben Enkeln etwas von mir hinterlassen.Und da gibt es nichts Besseres als ein Buch, das meine ganz persönlichen Erlebnisse widerspiegelt.
Gab es Gründe für Ihre Pilgerreise?
Farnschläder: Als Reiseverkehrskaufmann habe ich große Teile der Welt bereist. Die letzten Jahre meines Berufslebens habe ich immer davon geträumt, einmal den Jakobsweg zu gehen. Ursprünglich wollte ich mich allein auf den Weg machen. Ein befreundeter Pater riet mir davon ab, da es besser sei, die Eindrücke, die eine solche Reise mit sich bringt, mit jemandem zu teilen. Meine Frau war bereit für dieses Wagnis, und so starteten wir unsere Tour im französischen Le-Puy-en-Velay. Das lag zum einen an unserer engen Beziehung zu Frankreich - wir haben dort viele Freunde - , zum anderen beginnt in Puy-en-Velay eine der vier Hauptrouten des Jakobswegs. Alle anderen Strecken, auch die aus Deutschland, sind Zubringerrouten. Und wir wollten den Originalweg, den Pilger auch im Mittelalter genommen haben, ablaufen.
Was hat Sie in den sechs Jahren am meisten beeindruckt?
Farnschläder: Die Landschaften waren faszinierend, die Naturerlebnisse und die sakralen und profanen Baudenkmäler waren einfach einzigartig. Am schönsten waren die vielen Begegnungen. Kennengelernt haben wir unter anderem ein Ehepaar und eine Pastorin aus Nürnberg, einen Professor aus Japan, mehrere französische Paare, ungarische Studentinnen und eine junge Freiburgerin, die in Alfter studiert hat. Dann haben wir in den leonesischen Bergen weißen Ginster gesehen - ein unbeschreiblicher Anblick. Aus der Ferne sieht die Pflanze wie Schnee aus. So etwas gibt es bei uns nicht. Einfach toll.
Woran erinnern Sie sich besonders?
Farnschläder: An die Ankunft in Santiago, wo wir auf dem großen Platz unterhalb der Kathedrale von Unbekannten herzlich begrüßt wurden. Des Weiteren an viele Unterkünfte, die ich reserviert hatte und die von Vermietern, ohne vorherige Bestätigung, selbstverständlich bereitgestellt wurden. An zwei Orten hatten wir sogar das Vergnügen, in einem Schloss nächtigen zu können, weil die spartanische Ausstattung der örtlichen kommunalen Herberge zu wünschen übrig ließ.
Hat die Pilgerreise Sie verändert?
Farnschläder: Man kommt anders zurück. So war das auch bei uns. Wir haben viel nachgedacht. Eine Folge des Pilgerns war die Entscheidung, 2010 unser Haus in Waldorf aufzugeben und in eine Wohnung in Bornheim-City zu ziehen. Den Komfort, der uns umgibt, wissen wir heute mehr zu schätzen. Durch die Beschäftigung mit sakraler Kunst, wie beispielsweise dem figurenreichen Tympanon in Conques, dem einzigartigen Sarkophag der heiligen Qitterie in Aire-sur-l´Adour oder den großartigen Kathedralen, hat sich mein Glaube vertieft. Denn solche Baudenkmäler berühren im Innersten.
Würden Sie den Jakobsweg noch einmal gehen?
Farnschläder: In dem Tempo sicherlich nicht. Ich könnte mir aber vorstellen, dass wir noch einmal einzelne Regionen besuchen.
Weshalb heißt Ihr Erstlingswerk "Angekommen"?
Farnschläder: Den Titel hat meine Frau ausgewählt. Sie war der Meinung, dass sich mein Traum - ich hatte diesen schon in den Achtziger Jahren - nach langer Zeit endlich mit der Ankunft vor der Kathedrale in Santiago de Compostela erfüllt hat. Und da nur 90 Kilometer entfernt das Kap Finisterre - "das Ende der Erde" - liegt, stand auch schon der Untertitel fest.
Das Buch ist 2017 erschienen. Wieso gibt es die Lesung erst jetzt?
Farnschläder: Das Buch habe ich mit einer Auflage von 400 Stück im Eigenverlag publiziert. Rund Dreiviertel davon haben neugierige Leser bereits erworben. Darunter auch Arianita Mölder, Engagementförderin der Seelsorgeeinheit Bornheim an Rhein und Vorgebirge. Sie war so begeistert, dass sie das Buch in einem größerem Rahmen vorstellen wollte.
Hans J. Farnschläder liest am Dienstag, 29. Oktober, ab 19 Uhr im Pfarrzentrum Sankt Servatius, Ohrbachstraße, aus seinem Buch. Der Eintritt ist frei, Spenden sind erbeten.