Folgen des Klimawandels Bürger dokumentieren Wetterkapriolen im Rhein-Sieg-Kreis

Rhein-Sieg-Kreis · Im Bornheimer Rathaus treffen die Bürgermeister, Vertreter der Verwaltungen, Politiker, Umweltschützer und interessierte Bürger zum Austausch aufeinander. Das Ziel: Ein kommunales Konzept zu erarbeiten, wie man mit den Folgen des Klimawandels umgehen soll.

 Monika Steinrücke von K.Plan aus Bochum spricht im Bornheimer Rathaus über Anpassungskonzepte an den Klimawandel.

Monika Steinrücke von K.Plan aus Bochum spricht im Bornheimer Rathaus über Anpassungskonzepte an den Klimawandel.

Foto: Matthias Kehrein

Extreme Regenfälle mit Überschwemmungen, Spätfröste im Frühjahr, Dürreperioden im Sommer, außerplanmäßige Stürme: der Klimawandel ist auch in der linksrheinischen Region Rhein-Voreifel angekommen.

Den Folgen der klimatischen Veränderung wollen Alfter, Bornheim, Rheinbach, Meckenheim, Swisttal und Wachtberg seit Januar 2020 mit einem interkommunalen Klimaschutzteilkonzept zur Anpassung an den Klimawandel trotzen – als Ergänzung zum bestehenden integrierten Klimaschutzkonzept aus dem Jahr 2012. Darin sollen kommunale und interkommunale Strategien und Maßnahmen erarbeitet werden, wie und wo Schäden und Beeinträchtigungen durch extreme Wetterbedingungen verhindert und/oder abgemildert werden können.

Eine Bestandsaufnahme der Region sowie Vorschläge und Tipps werden im laufenden Jahr die beauftragten Unternehmen – Innovation City Management aus Bottrop und K. Plan Klima, Umwelt & Planung aus Bochum – erstellen, unter Beteiligung von Gremien, Projektgruppen, Workshops und Bürgern. Die Ergebnisse werden im Laufe des Jahres in öffentlichen Veranstaltungen vorgestellt.

Schon der Auftakt am Donnerstagabend im Bornheimer Rathaus war rege besucht. Die Bürgermeister der Kommunen, Vertreter der Kommunalverwaltungen, Repräsentanten aus Politik, Parteien und Umweltverbänden sowie Interessierte füllten den Ratssaal. Nach einem Impulsvortrag konnte jeder seine bisher mit Hitze, Hochwasser, Sturm und Dürre gemachten individuellen Erfahrungen an Stellwänden kenntlich machen.

„Früher gab es mal einen oder zwei aufeinanderfolgende heiße Tage. Künftig werden wir 30 bis 50 Tage mit Temperaturen über 30 Grad haben. Und die heißen Tage werden früher im Jahr sein als bisher. Kälte im Winter wird es auch weiterhin geben. Auf diese Veränderungen werden wir uns einstellen müssen“, erläuterte Monika Steinrücke, Geschäftsführerin von K. Plan. In ihren Ausführungen machte sie deutlich, dass besonders Stadtbewohner unter den künftigen lang andauernden Hitzeperioden leiden werden. Als einen der Gründe gab die Bochumer Fachfrau die durchgehende Versiegelung von Siedlungsorten an. Die Erhitzung sei aber auch unter anderem eine Folge falscher Baumaterialien und Fassadenfarbe an Gebäuden.

Wo in den Ortsteilen Waldschäden, Hochwasser oder ähnliche Wetterfolgen erlebbar sind, zeigten Bürger auf.

Wo in den Ortsteilen Waldschäden, Hochwasser oder ähnliche Wetterfolgen erlebbar sind, zeigten Bürger auf.

Foto: Matthias Kehrein

Sie erklärte, dass an Neu- und Bestandsbauten Maßnahmen zur Abmilderung wetterbedingter Extrema dringend erforderlich seien. „Ob eine aufgelockerte Asphaltierung oder eine Kombination von Photovoltaikanlage und Dachbegrünung – „der Klimaschutz bleibt die wichtigste Aufgabe“, so Steinrücke. Mit dem Klimaschutzteilkonzept als Ergänzung des bereits bestehenden Klimaschutzkonzeptes wollen die sechs Kommunen gemeinsam mit Bürgern, Fachgremien und Experten konkrete Maßnahmen auf den Weg bringen. „Alle Vorschläge sollen auf mögliche Synergien und Konflikte geprüft werden, die in Bezug auf das bestehende Konzept und auf den Klimaschutz im Allgemeinen entstehen“, machte Bornheims Bürgermeister Wolfgang Henseler in seiner Begrüßung deutlich. Über die große Resonanz bei der Auftaktveranstaltung freute sich besonders der interkommunale Klimaschutzmanager Tobias Gethke. Wolfgang Paulus, Leiter des Bornheimer Umwelt- und Grünflächenamtes, hofft auf eine Verabschiedung des Maßnahmenkatalogs in den Kommunen im Januar 2021.

Kritik an der Ausrichtung des künftigen Konzepts äußerte Hermann Schlagheck, Leiter der Projektgruppe „Klima und Energie“, da „nur von den Folgen gesprochen wird“. Seine Sorge: Dadurch könnte der Klimaschutz vergessen werden. „Daher fände ich es gut, wenn dem Konzept das Thema Klimaschutz in den Kommunen mit Tipps für den Bürger vorangestellt wird“, meinte er.

Für Rheinbachs Bürgermeister Stefan Raetz ist das Konzept ein Muss, das nicht auf die lange Bank geschoben werden darf. Die beiden Büros werden neben einer Bestandsaufnahme den Kommunen auch Handlungsempfehlungen und Leitlinien an die Hand geben.

Die Bürger nutzten die Gelegenheit, Hotspots in ihren Gemeinden und Ortsteilen zu benennen. Ob vermehrte Waldschäden (Brenig, Rheinbach, Alfter) oder Hochwasser (Wormersdorf, Flerzheim, Alfter, Wachtberg) – die Folgen des Klimawandels sind für viele Bürger spürbar. Auch konkrete Vorschläge wurden eingebracht. So auch von Robert Gebhardt aus Odendorf. Er monierte das fehlende Grün auf den Parkplätzen im Odendorfer Gewerbegebiet. Mehr Begrünung wurde auch für den Hit-Parkplatz in Meckenheim gefordert.

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