Interview mit Bert Spilles Das sagt Meckenheims Bürgermeister zum Verzicht auf seine Kandidatur

Meckenheim · Meckenheims Bürgermeister spricht im GA-Interview über den Verzicht auf eine erneute Kandidatur und was 2020 auf seiner Agenda steht.

 Im zwölften Amtsjahr befindet sich Bürgermeister Bert Spilles.

Im zwölften Amtsjahr befindet sich Bürgermeister Bert Spilles.

Foto: Axel Vogel

Der 2. November 2020 wird im Leben von Meckenheims Bürgermeister Bert Spilles eine Zäsur darstellen. Es ist der erste Tag nach der Kommunalwahl, an dem eine Nachfolgerin oder ein gewählter Nachfolger den Chefsessel im Rathaus übernimmt. Was er am ersten Tag im Ruhestand zu unternehmen gedenkt, was bis dahin noch auf der Zu-tun-Liste steht und was ihm fehlen wird, wenn er die Amtskette abgibt, darüber sprach Mario Quadt mit dem 61 Jahre alten Verwaltungschef.

Mit Ihrer Ankündigung, 2020 nicht erneut als Bürgermeister zu kandidieren, haben Sie Ende April viele Menschen überrascht. Wie haben Sie die Reaktionen empfunden?

Bert Spilles: Was ich festgestellt habe, ist, dass viele Bürgerinnen und Bürger ihr Bedauern geäußert haben, weil in der Stadt doch einiges vorangebracht wurde. Das ist gewiss auch eine Wertschätzung für die geleistete Arbeit. Darüber hinaus habe ich eine große Akzeptanz für meine persönliche Entscheidung festgestellt – also viel Verständnis für diesen Schritt.

Gab es eine Reaktion, die Sie geärgert hat?

Spilles: Nein, die gab es tatsächlich nicht.

Kommen Sie in Sachen Kandidatur nicht ins Grübeln, wenn Sie etwa daran denken, dass 2022 die lang ersehnte Nordumgehung baureif sein soll oder ab 2020 die ersten Firmenbebäude auf der Erweiterung des Gewerbeparks Kottenforst in die Höhe wachsen?

Spilles: An diesem Stadium ist man immer, da sich in einer Kommune stets eine Entwicklung vollzieht. Aber ehrlich gesagt freue ich mich darauf, das Ganze als „Zaungast“ verfolgen zu können. Ich glaube, dass die Weichen, auch für die Projekte, die Sie genannt haben, gestellt sind. Ich werde das interessiert und mit Freude beobachten. Aber denke auch, dass ich mich da durchaus ausklinken kann – auch gedanklich.

Sie haben Meckenheim vor elf Jahren in mehr als schwierigen Zeiten übernommen. Was wird man in späteren Zeiten über Ihre Amtszeit sagen?

Spilles: Natürlich würde ich mir wünschen, dass man meine Amtszeit als Zeit in Erinnerung behält, in der nicht nur viele Projekte wie die Altstadtsanierung, der Neubau von Rathaus und Jungholzhalle oder die Sanierungen an Kitas und Schulen umgesetzt wurden, sondern auch als eine Zeit, in der Meckenheim sich wieder selbstbewusst im Rhein-Sieg-Kreis präsentiert hat. Das ist mir ganz wichtig.

Nicht unwichtig dürfte auch sein, dass im Stadtrat ein ganz anderer Umgang gepflegt wird...

Spilles: Richtig, Sie sagen es.

... als während der Kempen-Ära, in der Meckenheim bundesweit Schlagzeilen machte.

 Spilles: Wenn es ruhig läuft, steckt dahinter schon eine ganze Menge an Arbeit. Aber ich betone auch immer, dass das eine Gemeinschaftsleistung ist. Das ist nicht alleine mein Verdienst.

Werden Ihre Zu-tun-Listen für 2020 kürzer als gewöhnlich? Bis zum Ende der Amtszeit und bis zur Wahl sind es knapp neun Monate...

Spilles: Ich glaube nicht, dass die Liste kürzer wird – eher im Gegenteil. Zum einen weiß ich, dass es meinem Naturell entspricht, bis zum Schluss durchzumachen. Anders könnte ich das gar nicht. Auf der anderen Seite sehe ich, was jetzt noch an Projekten ansteht, was noch in die Ausschüsse und in den Rat kommt. Und nicht zuletzt bin ich Wahlleiter einer Kommunalwahl. Das letzte Jahr – da habe ich genauso viel Respekt vor wie vor den anderen Jahren, weil ich den Eindruck habe: Die Zeit läuft noch schneller. Wichtig ist mir natürlich auch eine vernünftige Übergabe – weil ich dieses Glück nicht hatte.

Wenn Sie sich den Spaß machen würden, Ihrem Nachfolger einen kleinen, scheinbar vergessenen Zettel auf der Schreibtischunterlage zu hinterlassen, versehen mit drei Tipps, welche Tipps würden darauf stehen?

Spilles: Es steht mir ja gar nicht an, Tipps zu geben. Da ich aber ein waschechter Rheinländer bin, würde ich es mir nicht nehmen lassen, drei Paragrafen aus dem Rheinischen Grundgesetz dort zu notieren. Der Erste wäre: „Et kütt wie et kütt.“ Dann: „Et bliev nix, wie et wor.“ Und zum Schluss: „Et hätt noch immer jot jejange.“ Das wären die drei Sätze, von denen ich sage: Wenn man mal darüber sinniert, dann nimm dich selber nicht so wichtig. Und atme einmal tief durch die Nase, um dann erst zu reagieren. Ich bin damit immer gut gefahren. Denn eine Erdung tut dem Amt ganz gut.

Was steht am Montag, 2. November, bei Bert Spilles im Kalender? Das ist der erste Tag, an dem Sie nicht mehr täglich Richtung Rathaus ziehen – der erste Arbeitstag der neuen Wahlperiode.

Spilles: Nach derzeitiger Planung: Ausschlafen und Frühstück um 12 Uhr. Das ist mein 2. November.

Das klingt nach einer epochalen Veränderung. Wann klingelt bislang für gewöhnlich der Wecker?

Spilles: Um sechs Uhr. Ganz hilfreich wird sein, auch für die „Zeit danach“ Struktur in den Tag zu bekommen. Aber für den 2. November ist das Programm relativ übersichtlich.

Was wird Ihnen fehlen, wenn die Zeit als Bürgermeister endet?

Spilles: Es werden mir die Kolleginnen und Kollegen in der Verwaltung fehlen – keine Frage. Und natürlich die vielen Menschen, die mich während der vergangenen Jahre begleitet haben und denen ich durch mein Amt begegnen durfte. Das wird mir besonders fehlen.

Und worauf freuen Sie sich für die Zeit nach dem Amt besonders?

Spilles: Ich freue mich auf mehr Zeit, die ich mit der Familie und mit Freunden verbringen werde. Außerdem auf die Möglichkeit, noch einmal neu nachzudenken, wo die Reise hingeht. Da bin ich sehr gespannt.

In welche Richtung könnte das gehen – ein Ehrenamt, eine neue berufliche Episode, noch mal zurück nach Sydney?

Spilles: Genau darüber werde ich ja nachdenken. Im Moment finde ich dazu keine Zeit. Ich freue mich aber darauf, mir hierüber in Ruhe Gedanken machen zu können.

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