Zwölf Coronavirus-Fälle im Rhein-Sieg-Kreis „Das Infektionsfenster ist nun geöffnet“

Rhein-Sieg-Kreis · Die offizielle Zahl der Menschen, die sich mit dem neuartigen Coronavirus angesteckt haben, steigt im Rhein-Sieg weiter an. Am Dienstagnachmittag waren bereits zwölf Fälle bekannt. Der Landrat rechnet damit, dass die Zahl weiter steigt.

Coronavirus im Rhein-Sieg-Kreis: Zahl der bestätigten Fälle steigt auf zwölf
Foto: dpa/Roberto Pfeil

Die Zahl der positiv auf SARS-CoV2 getesteten Fälle im Rhein-Sieg-Kreis ist weiter gestiegen. Wie die Kreisverwaltung am Dienstag mitteilte, sind derzeit zwölf Menschen am Coronavirus erkrankt, 112 befinden sich in häuslicher Absonderung. Landrat Sebastian Schuster rechnet damit, dass die Zahl noch weiter steigen wird. „Die in Siegburg positiv getestete Dame war viel unterwegs, hatte mehr als 100 Kontakte“, so Schuster. „Und sie hat andere angesteckt“, ergänzte Rainer Meilicke, Leiter des Kreisgesundheitsamtes. Inzwischen seien insgesamt vier Siegburger positiv auf das Virus getestet worden. Zwei Fälle gibt es in Much und Alfter, je einen in Bornheim, Königswinter, Lohmar und Troisdorf.

„Das Infektionsfenster ist nun geöffnet“, sagte Meilicke. Nachdem es anfangs nur Primärfälle, die sich außerhalb des Rhein-Sieg-Kreises angesteckt hatten, gegeben habe, gebe es nun die ersten Sekundärfälle. „Wir können den Prozess nicht mehr stoppen. Ziel ist es, ihn zu verlangsamen, indem wir Ansteckungsketten benennen, identifizieren und durchbrechen“, sagte Schuster. Der Aufwand sei enorm.

Allein die 100 Kontakte der Siegburger Kommunalpolitikerin zu ermitteln, habe insgesamt rund 50 Arbeitsstunden gedauert. „Wir können inzwischen keine Angaben mehr zu Verdachtsfällen oder der Anzahl von Kontaktpersonen machen“, so Schuster weiter. Der Kreis rate allen Kontaktpersonen, sich testen zu lassen. Um dafür ausreichend Möglichkeiten zu schaffen, arbeitete der Kreis laut Schuster am Dienstag „mit Hochdruck“ an der Einrichtung von zwei sogenannten Abstrichzentren, also Stellen, an denen sich Kontaktpersonen testen lassen können. Bereits am Mittwoch soll ein solches Zentrum an einer verkehrsgünstigen Lage im rechtsrheinischen Kreisgebiet eingerichtet sein. Auch im Linksrheinischen sei eines in Planung. Die Arztpraxen in der Region sind laut Rainer Meilicke voll. „Bislang musste noch keine Praxis geschlossen werden“, versicherte der Leiter des Kreisgesundheitsamtes.

Die Ärzte wüssten sich zu schützen. Einige Praxen hätten ihre Sprechstunden schon jetzt aufgeteilt. Das heißt etwa, dass nachmittags infektiöse Fälle behandelt werden, vormittags alle anderen. Die Nachfrage nach Schutzausrüstungen sei nach wie vor groß. „Wir müssen nun schauen, wann wir die vom Land NRW bestellten Schutzmasken erhalten“, sagte Meilicke.

„Wir haben auch in Much einen Ausbruchsherd“, sagte er mit Blick auf die zweite dort positiv getestete Person. „Dort ist aber eine abgeschlossene Gruppe betroffen, sodass wir keine Sorge vor einer weiteren Übertragung haben“, sagte er. Anders sei die Situation in Siegburg, wo es eine „unglaubliche Vielzahl an Kontakten“ gegeben habe. „Wir haben noch gar nicht alle erreichen können“, so Meilicke.

Deswegen sei es wichtig, noch mehr Menschen zu testen. Und deswegen hat Landrat Schuster auch in Rücksprache mit den Fraktionsvorsitzenden im Kreistag beschlossen, alle Ausschusssitzungen und den Kreistag bis zu den Osterferien abzusagen. „Politiker sind aktuell besonders gefährdet“, so Meilicke. Daher sei die Entscheidung vernünftig.

Mehrere Ausschusssitzungen der Kreispolitik sind davon betroffen, auch die geplante Sondersitzung des Gesundheitsausschusses. „Wir werden uns aber aller Anfragen annehmen und sie schriftlich beantworten“, so Kreisgesundheitsdezernent Dieter Schmitz. Einzig die Sitzung des Kreiswahlausschusses wird planmäßig stattfinden, da sie aus rechtlichen Gründen bis Ende März durchgeführt werden muss. Offen ist, ob der Kreisausschuss Ende März doch tagen wird.

Schuster blickte auch auf die bevorstehenden Osterferien der Schulen: „Wir hoffen, dass wir uns bis dahin retten können und es keine Schließungen gibt.“ Am Dienstag wurde in Ruppichteroth die Dependance der Sekundarschule Nümbrecht, wo ein Mitarbeiter erkrankt ist, geschlossen. Hier war der Oberbergische Kreis zuständig.

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