Karneval in Bornheim Karneval ohne Ausschreitungen

Bornheim · Feiern ohne Krawall und Ausschreitungen: Wie das geht, bewies die Stadt Bornheim in Zusammenarbeit mit der Polizei.

 In Hersel wuschen die Jecken zum Karnevalsende ihre Portmonnaies aus.

In Hersel wuschen die Jecken zum Karnevalsende ihre Portmonnaies aus.

Foto: Axel Vogel

Eine letzte Umarmung, ein letztes Bützje: Schweigend bewegte sich der Trauerzug in Richtung Rhein. Zum Abschluss der Karnevalszeit wuschen Bornheims Tollitäten ihre Portemonnaies im Rhein aus. Nach den tollen Tagen waren diese ebenso leer wie die grüne Kassette von Bürgermeister Christoph Becker, der Rheinkiesel statt Cents ausleerte. Alles Geld war futsch, mit Wehmut erinnerten sich Prinzen, Prinzessinnen und Prinzenpaare an die letzten Stunden der fünften Jahreszeit, an die Stimmung der Jecke, an Karnevalszüge ohne Exzesse.

Die Bilanz, die Becker im Anschluss im Herseler Restaurant „Kaiser Garden“ zog, war mehr als positiv. Es sei eine großartige und friedliche Session gewesen, sagte er und dankte dafür den Rettungskräften, Polizei, Jugend- und Ordnungsamt, den Stadtbetrieben, den Menschen in den Dörfern und den Jugendlichen, die mitgefeiert haben.

Tollitäten geben Stadtschlüssel zurück

„Wir haben das Brauchtum am Rhein und im Vorgebirge gut gepflegt. Hoffen wir, dass wir es in den nächsten Jahren so fortführen werden“, sagte Becker im Beisein der Tollitäten Sabine I. (Lehnen) aus Roisdorf, Prinz Wolfgang II. (Hinsen) aus Walberberg, dem Prinzenpaar der Bonner Werkstätten Anna I. (Richard) und Tobbi I. (Schaetzer), dem Prinzen Magnus I. (Heßling) aus Hemmerich-Rösberg, der Waldorfer Kinderprinzessin Carla I. (Backhausen), dem Prinzenpaar Susanne I. (Lang) und Theo II. (Mandt) aus Merten und Andrea I. und Herbert II. (Kambeck) aus Hersel-Uedorf.

Ein wenig verschämt gab der Mertener Regent im Namen seiner Kollegen den goldenen Stadtschlüssel zurück, um die Macht wieder zurückzugeben. Bis auf vereinzelte Fälle gab es keine „Ausreißer“ im Stadtgebiet, zeigte sich Becker zufrieden mit dem Verlauf der Session. So wurde in Bornheim nur eine Person durch die Polizei vorübergehend in Gewahrsam genommen, als sie die tätliche Auseinandersetzung zweier Personen mit dem Handy filmen wollte.

Gemeldet wurden zusätzlich kleine Unfälle in Widdig und Kardorf, wo Personen hingefallen seien, und hier und da diverse Schnittverletzungen. Der neue Zugweg in Roisdorf, der zum ersten Mal nicht mehr an der Pfarrkirche vorbeigeführt hat (der GA berichtete) sei sowohl von Teilnehmern als auch von Zuschauern gut angenommen worden. Ebenso wie die neue Feiermeile rund ums Rathaus am Otto-Wels-Platz, wo ein DJ Musik aufgelegt hatte. Kritik kam von Seiten der Jugendlichen, die statt Rave und Technomusik lieber Karnevalssongs gehört hätten: ein Wunsch, den Becker im kommenden Jahr erfüllen möchte.

Stadt gibt Geld für die Züge

Auch in Kardorf - in den vergangenen Jahren Treffpunkt vieler Jugendlicher während des Zuges und Ort zahlreicher alkoholischer Exzesse und Randalen - blieb in diesem Jahr alles ruhig. „Wir hatten befürchtet, dass nach zwei Jahren Corona nun mehr getrunken werden würde. Das hat sich nicht bewahrheitet“, sagte Becker. Er ging auch auf die Kritik von Ortsausschüssen und Dorfgemeinschaften ein, die sich bei der Organisation der Züge im vergangenen Jahr von der Verwaltung im Stich gelassen gefühlt haben. „Da wollen wir ins Gespräch kommen und das verbessern. Wir wissen, dass Brauchtum viel Arbeit und Einsatz verlangt“, so Becker. Sein Vorschlag: Im Rahmen der aktuellen Satzungsänderung zu Kultur und Brauchtum soll jeder Ort, der einen Zug ausrichtet, eine finanzielle Unterstützung erhalten.

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