Mega-Idee Eine Ausbildungsinitiative in Meckenheim macht Schule

Meckenheim · Eine Meckenheimer Ausbildungsinitiative, kurz MeGa genannt, garantiert Hauptschülern nach der Schule einen Ausbildungsplatz. Dahinter steht eine Kooperation der Stadt mit der Schule und ansässigen Unternehmen.

 Flink bei der Sache ist die angehende Friseurin Viktoria Milke. Die 24-Jährige hat ihren Traumberuf gefunden.

Flink bei der Sache ist die angehende Friseurin Viktoria Milke. Die 24-Jährige hat ihren Traumberuf gefunden.

Foto: Mario Quadt

Am liebsten möchte sie Medizinische Fachangestellte werden. Wenn das nicht klappt, vielleicht Einzelhandel. Die 15-jährige Valeria hat eine klare Vorstellung davon, wo es nach der Schule hingehen soll. Seit Donnerstagabend stehen ihre Chancen dafür auch sehr gut. Sie hat wie 35 weitere Neuntklässler der Geschwister-Scholl-Hauptschule (GSH) in Meckenheim einen „MeGa“-Vertrag unterschrieben. Es ist der zehnte Jahrgang, der damit die „Meckenheimer Garantie für Ausbildung“ (MeGa) in Anspruch nehmen kann. Ein Versprechen, dass die Beteiligten bisher immer eingehalten haben.

Hinter dieser Garantie steht eine Initiative der Stadt Meckenheim, der Schule und Meckenheimer Unternehmen. Die Verträge, die die Jugendlichen und ihre Eltern unterschreiben, zeichnen Bürgermeister Bert Spilles, Schulleiter Peter Hauck und der Kreishandwerksmeister Thomas Radermacher sowie Abgeordnete im Europäischen Unternehmerparlament Thomas Hauck gegen. Es ist eine Verpflichtung auf beiden Seiten. Für den garantierten Ausbildungsplatz müssen die Schüler Bedingungen erfüllen. Dazu gehören der Hauptschulabschluss nach der zehnten Klasse, in der Durchschnittsnote und besonders in Mathematik, Deutsch und Arbeitslehre mindestens eine Drei, Berufsförderunterricht sowie keine unentschuldigten Fehlstunden.

Viel bessere Ausbildungsquote als vergleichbare Schulen

Von der Schule gibt es dafür Hilfen wie kostenlosen Nachhilfeunterricht in Deutsch und Mathe. Zahlreiche Berufspraktika und praktischer Unterricht gehören ebenfalls dazu. Hier sind die beteiligten Unternehmer gefragt. Damit entstehen schon viele Kontakte während der Schulzeit. Sollten Teilnehmer gegen Ende ihrer Schulzeit noch keine Berufsperspektive haben, „dann werden wir alle Hebel in Bewegung setzen, bis diese Kinder in der Ausbildung sind“, so Schulleiter Hauck. Radermacher erzählte beim Festakt, dass er durchaus selbst zum Telefon greife und die örtlichen Kooperationspartner anriefe. „Das hat bisher in jedem einzelnen Fall funktioniert“, ist Hauck stolz. Und die Zahlen sprechen ebenfalls für das Modell. Von der GSH gehen im Schnitt vier- bis fünfmal so viele Absolventen in eine Ausbildung wie von anderen Hauptschulen in NRW.

Als die Initiative startete, sei diese Garantie auf einen Ausbildungsplatz ein mutiger Schritt gewesen, so Hauck. Es sei ja nicht sicher gewesen, dass sie sich immer einhalten lasse. In Meckenheim aber funktioniert es. „Es liegt auch an den Personen“, betont der Schulleiter. Schule, Unternehmen und Stadt sind bestens vernetzt. So kann ein Handwerker auch einmal eine Rückmeldung geben, welche Kenntnisse ein Auszubildender mitbringen sollte. „Es gibt unseren Schülern und uns die Sicherheit, dass wir die Schüler in eine Ausbildung bekommen“, beschrieb Marion Schrief MeGa aus Sicht der Lehrerschaft. Sie ist als Stufenkoordinatorin für Berufsorientierung zuständig und kennt einige Erfolgsgeschichten. Beim Festakt stellte sie die 18-jährige Siham Channouf vor, die gerade Medizinische Fachangestellte wird.

Erfolg hat sich herumgesprochen

Der Erfolg in Meckenheim hat sich längst herumgesprochen. Schulamtsdirektorin Birgitt Kreitz-Henn kam eigens vorbei, um einem „extrem engagierten Kollegium mit einem extrem engagierten Chef“ ihr Lob auszusprechen. 2011 gingen der zweite Platz und damit 10.000 Euro beim bundesweiten Deichmann-Förderpreis an die Geschwister-Scholl-Hauptschule. 2018 bescheinigte die Bezirksregierung Köln der Schule exzellente und vorbildliche Arbeit in der Berufsorientierung. Was auch ein Grund dafür ist, dass die Stadt Meckenheim an der Hauptschule festhalten will. Der Hinweis auf „MeGa“ steht sogar im Schullogo. Ähnlich erfolgreich übernommen wurde das Konzept andernorts nach Kenntnis von Hauck bisher noch nicht, obwohl die Initiatoren es bundesweit vorstellten.

Natürlich sind die Jugendlichen nicht verpflichtet, eine betriebliche Ausbildung zu machen. Einige gehen in eine schulische Weiterbildung. Auch die Teilnahme an MeGa ist für sie freiwillig. Die meisten wollen allerdings mitmachen. Valeria kennt die Erfolge von MeGa aus eigener Anschauung. Ihre Tante gehörte zu den ersten Jahrgängen, die einen Vertrag unterschrieben. Unterdessen habe sie ihre Ausbildung abgeschlossen.

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