Für Menschen mit Krebserkrankung Elfjährige spendet ihre Haare für den guten Zweck

Bornheim · Die elfjährige Bornheimerin Anna spendet ihr wallendes Haupthaar für eine Perücke. Der Empfänger sollte nach Möglichkeit ein krankes Kind in der Region sein.

 Bevor es ans Schneiden geht, kämmt Friseurin Sabine Weiler Annas lange Haare nochmals durch.

Bevor es ans Schneiden geht, kämmt Friseurin Sabine Weiler Annas lange Haare nochmals durch.

Foto: Christoph Meurer

Es dauert nur wenige Minuten, bis das Werk mehrerer Jahre weg ist. Friseurin Sabine Weiler vom Herseler Friseurgeschäft Schallenberg & Hoffmann kämmt das Haar der elfjährigen Anna gründlich durch, flechtet daraus vier Zöpfe, bindet diese mit Haargummis fest – und schneidet sie ab. Es dauert keine Minute, bis das 55 Zentimeter lange Haar der Schülerin um gut 30 Zentimeter kürzer ist. Ein wenig mulmig ist der jungen Uedorferin schon zumute. Aber nur ein wenig. Schließlich gibt sie für einen guten Zweck einen Großteil ihres Haupthaars her. Die abgeschnittenen Zöpfe sollen Teil einer Perücke für einen Menschen werden, der etwa aufgrund einer Krebserkrankung sein eigenes Haar verloren hat.

„Meine Cousine hat das auch gemacht“, berichtet Anna. Daher habe sie auch ihr Haar schon seit Längerem spenden wollen. „Wir haben ein Jahr überlegt“, ergänzt Mutter Ruth Müller. Nach Recherchen im Internet war die Bornheimer Familie auf eine Webseite des Unternehmens Rieswick & Partner aus Velen-Ramsdorf (Kreis Borken) gestoßen. Das Unternehmen stellt unter anderem gewerblich Perücken her, engagiert sich aber auch für kranke Menschen. So unterstützt es nach eigenen Angaben für gespendete Haare Kinderschutz- und Krebshilfeorganisationen mit einem Geldbetrag. Dieser richtet sich nach Beschaffenheit und Qualität der gespendeten Haare, die für den eigentlichen Empfänger kostenlos sind.

Das konkrete Anfertigen von Perücken sei für Kinder und Jugendliche bis 17 Jahre ebenso kostenlos, erklärt Mitarbeiterin Yvonne Buß auf Anfrage des GA. Erwachsene müssten je nach Krankenkassenleistung einen Anteil zahlen.

Drei Monate Arbeit und fünf bis acht  Zöpfe pro Stück

Für eine Perücke brauche man drei Monate und fünf bis acht rund 30 Zentimeter lange Zöpfe. Daher könne man auch nicht sagen, welche Person welche gespendeten Haare bekommt, so Buß weiter. Zumal die Empfänger von Perücken auch dem Datenschutz unterlägen. Indes möglich sei, Haare konkret für eine bestimmte Person zu spenden, etwa für eine Verwandte oder einen Bekannten.

Anna hat allerdings einen Wunsch, was mit ihrer Haarspende passieren soll. Wie ihre Mutter erklärt, sollten die Haare nach Möglichkeit für eine Perücke verwendet werden, die einem kranken Kind in der Region zugute kommt. Daher bleiben die abgeschnittenen Haare zunächst einmal sicher im Vorgebirge gelagert.

Die Familie hofft, vielleicht über den General-Anzeiger ein bedürftiges Kind aus der Region zu finden. Aber auch falls das erfolglos bleibt, wird sich auf jeden Fall ein erkrankter Mensch über eine Perücke freuen, die aus Annas Haaren hergestellt ist. Eine kürzere Frisur hat sich die Elfjährige definitiv nicht umsonst machen lassen.

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