Erinnerung in Rheinbach an die Opfer des NS-Terrors Gegen das Vergessen, gegen Antisemitismus

Rheinbach · Schüler und Politiker gedenken am 27. Januar im Rheinbacher Rathaus mit Texten und Musik der Opfer des Nationalsozialismus. Die Veranstaltung hat mit einem Blick auf Antisemitismus und Hass gegen Sinti und Roma in Deutschland auch einen erschreckend aktuellen Bezug.

 Die Schüler der Gesamtschule Rheinbach haben für die Gedenkstunde am 27. Januar im Rathaus Beiträge und Musik vorbereitet.

Die Schüler der Gesamtschule Rheinbach haben für die Gedenkstunde am 27. Januar im Rathaus Beiträge und Musik vorbereitet.

Foto: Axel Vogel

Aus dem Akkordeon von Malte Treder erklingt ein trauriges, ausdrucksstarkes Lied des argentinischen Komponisten Astor Piazzolla. Der Schüler hat sich bewusst für das Stück mit dem Namen „Oblivion“ entschieden, was auf Deutsch „Vergessen“ heißt. „Ich will damit zeigen, was es bedeutet, zu vergessen und warum wir nicht vergessen dürfen“, so Treder. Er ist Schüler der Gesamtschule Rheinbach und hat in diesem Jahr die Gedenkveranstaltung im Rathaus eröffnet.

Seit 20 Jahren kommen Politiker und Schüler der weiterführenden Schulen in Rheinbach am 27. Januar zusammen, um zum Tag der Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz durch Soldaten der Roten Armee der Opfer des Nationalsozialismus zu gedenken. Ins Leben gerufen hat diese Veranstaltung die ehemalige Politikerin Ilka von Boeselager (CDU). Die Tradition wird nun von ihrem Nachfolger Oliver Krauß (CDU) aus der Landtagsfraktion NRW weitergeführt.

Politik und Schulen beteiligen sich am Gedenken

Es soll eine überparteiliche Gedenkstunde sein, wie Krauß betont. Schüler aus der Oberstufe des Städtischen Gymnasiums und der Gesamtschule Rheinbach setzen sich dazu jedes Jahr inhaltlich mit dem Thema auseinander und bereiten Beiträge vor. „Wir wollen junge Menschen sensibilisieren, denn noch heute gibt es leider in Deutschland Antisemitismus und Hass gegen Sinti und Roma“, sagt Krauß.

Dies haben 15 Schüler der Gesamtschule ebenfalls aufgegriffen. In ihren Texten zitierten sie bekannte Personen aus der NS-Zeit, wie zum Beispiel die Journalistin Carola Stern. Und sie präsentierten Schlagzeilen von heute, zählten die neuesten antisemitischen Anschläge und rassistisch motivierten Taten auf. Am Ende fragten sie das Publikum „Und, was macht ihr dagegen? Ihr habt es doch gewusst“.

Acht Schüler des Städtischen Gymnasiums stellten unter anderen die Gruppe „NS-Schüler“ vor. Sie erklärten, wie sich damals der Lehrstoff an den Schulen veränderte und welche Auswirkungen das auf die Schüler hatte.

Der Landtagsabgeordnete Krauß stellte das Leid der Opfer in den Vordergrund. Er sprach über die Gefangenen in den Konzentrationslagern sowie auch über die Rolle Rheinbachs während der NS-Diktatur. Dass 1933 erst nur zwölf Nazis auf die Straßen gingen und 1939 schon ein ganzer Festzug durch die Stadt zog, empfand er als erschreckend. Zum Abschluss sprach er für die damalige Zeit von Rheinbach als „Schauplatz des Verbrechens“ und sprach ein Gebet.

Bürgermeister Ludger Banken ging ebenfalls auf die Rolle Rheinbachs während des Zweiten Weltkrieges ein. Er betonte dabei vor allem drei Ereignisse: die Ermordung drei ukrainischer Zwangsarbeiter im Stadtpark 1945, die Befreiung Auschwitz und der Bombenangriff auf Rheinbach am 29. Januar 1945.

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